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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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bedeckt war, erkannte Tully, dass die Frau sehr jung gewesen war, nicht viel älter als Emma. Und sie war hübsch. An ihren nackten Brüsten klebten Salatblätter und Tomatenreste. Der übrige Körper war unter Abfall verborgen. Tully entdeckte ein Stück nackten Schenkel und schloss, dass sie außer der Baseballkappe nichts anhatte. Er sah die durchschnittene Kehle und eine offene Wunde im unteren Teil des Rückens. Das war jedoch alles. Keine abgetrennten Gliedmaße, keine blutigen Verstümmelungen. Er war nicht sicher, was er erwartet hatte.
    „Sieht aus, als wäre sie ganz geblieben“, stellte Cunningham fest, als lese er Tullys Gedanken. Er stieg von der Kiste herunter und fragte den Detective: „Was war in dem Karton?“
    „Ich weiß nicht. Für mich sah es wie ein blutiger Klumpen aus. Der Doc kann es Ihnen vermutlich sagen. Er ist drüben im Van.“
    Er wies auf einen staubigen Wagen mit dem Stafford County Emblem auf der Seite. Die Türen waren offen, und auf dem Rücksitz saß ein distinguierter grauhaariger Mann im gut gebügelten grauen Anzug mit einer Kladde.
    „Doc, diese Herren vom FBI müssen die Sonderlieferung sehen.“
    Der Detective wandte sich zum Gehen, als der Übertragungswagen einer Fernsehgesellschaft auf einen nahen Parkplatz fuhr. „Entschuldigen Sie mich, Gentlemen. Sieht ganz so aus, als wären Zoobesucher angekommen.“
    Cunningham stieg in den Van, und Tully folgte, obwohl es mit drei Personen sehr eng wurde. Oder habe ich als Einziger Atemprobleme? fragte sich Tully. Er roch bereits den Inhalt des Kartons auf dem Boden und setzte sich auf eine Bank, ehe ihm flau werden konnte.
    „Hallo, Frank.“ Cunningham kannte den Gerichtsmediziner offenbar auch. „Das hier ist Spezialagent R.J. Tully. Agent Tully, Dr. Frank Holmes, stellvertretender Chefgerichtsmediziner von Stafford County.“
    „Ich weiß nicht, ob das Ihr Mann ist, Kyle, aber als Detective Rosen mich anrief, glaubte er, Sie könnten an dem Fall interessiert sein.“
    „Rosen arbeitete in Boston, als Stucky die Stadträtin Brenda Carson kidnappte.“
    „Ich erinnere mich. Wann war das? Vor zwei, drei Jahren?“
    „Vor nicht ganz zwei.“
    „Gott sei Dank war ich damals im Urlaub. Angeln oben in Kanada.“ Der Doktor neigte den Kopf, als versuche er sich an ein Sportereignis zu erinnern. Tully fand die Gelassenheit, ja Lässigkeit aller Anwesenden enervierend und hoffte, dass niemand sein heftiges Herzklopfen hörte. Der Doktor fuhr fort: „Aber wenn ich mich recht entsinne, wurde Carsons Leiche in einem flachen Grab irgendwo in den Wäldern gefunden. Außerhalb von Richmond, nicht wahr? Jedenfalls nicht in einem Abfallbehälter.“
    „Dieser Typ ist kompliziert, Frank. Die, die er sammelt, finden wir nur selten. Frauen wie unsere Leiche hier, das sind die, die er nicht gebrauchen kann. Die tötet er nur zum Spaß, um zu zeigen, dass er da ist.“ Cunningham beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und verlagerte das Gewicht auf die Fußballen, als sei er jederzeit sprungbereit. Seine gesamte Körperhaltung verströmte Energie und Spontaneität. Und doch blieben Miene und Stimme ruhig, fast beruhigend.
    Tully blickte auf den Pizzakarton am Boden. Der Duft nach Pizza und Peperoni wurde von einem stechenden Blutgeruch überlagert. Er bezweifelte, je wieder mit Genuss Pizza essen zu können.
    „In diesem ruhigen kleinen Vorort passiert nie etwas“, fuhr Dr. Holmes fort und trug weiter Daten in seine Formulare, die er auf die Kladde geklemmt hatte, ein. „Und dann zwei Tötungsdelikte an einem Tag.“
    „Zwei?“ Cunningham schien mit der langsamen, bedächtigen Art des Doktors allmählich die Geduld zu verlieren. Auch er blickte auf den Pizzakarton, doch Tully wusste, dass er ihn nicht eher anrühren würde, bis Dr. Holmes ihn dazu aufforderte. Tully hatte früh gelernt, dass Cunningham trotz seiner Autorität seinen Mitarbeitern großen Respekt zollte und viel Wert auf Regeln, Korrektheit und Protokoll legte.
    „Ich weiß von keinem anderen Tötungsdelikt, Frank“, sagte er, als der Doktor zu lange brauchte, um mit einer Erklärung herauszurücken.
    „Nun, ich bin noch nicht sicher, ob der andere Fall ein Tötungsdelikt ist.“ Dr. Holmes legte die Klemmkladde beiseite. „Wir hatten eine Agentin am Tatort. Vielleicht eine von Ihren Leuten?“
    „Wie bitte?“
    „Gestern Nachmittag. Nicht weit von hier, in einem schönen ruhigen Viertel von Newburgh Heights. Sie stellte sich als forensische

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