Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert

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vertrauten uns-gegenseitig viel zu sehr: aus der Flachserei wurde keine kleinliche Haarspalterei. Ich glaube, am ehesten könnte man es so erklären: beide waren wir in einer gewissen Erwartungshaltung hierhergekommen; beide waren wir angespannt. Und jeder von uns fürchtete, der andere könne enttäuscht sein. Ich wußte, Midge wünschte sich, daß mir dieser Ort gefiel, und im Grunde genommen war ich zu einer Menge Dinge bereit, wenn ich ihr damit eine Freude bereiten konnte — aber hier ging es nicht nur um einen finanziellen Gewaltakt, sondern auch um einen sozialen. Wenn es gelingen sollte, mußte es einfach richtig sein.
    Hand in Hand gingen wir in den nächsten Stock hoch. Midge führte, als wolle sie mich hinaufziehen.
    Die Treppe beschrieb eine Wendung und mündete in einen kleinen Flur. Rechts war die rückwärtige Tür, die ich vorhin vergeblich aufzuschließen versucht hatte, links schloß sich das runde Zimmer an. Die Sonnenhelligkeit traf uns mit der Wucht einer sanft explodierenden Granate, und für einen unglaublichen Augenblick meinte ich zu schweben. Diese Empfindung war so stark, daß mir schwindelig wurde — allein die Tatsache, daß Midge meine Hand hielt und mich kräftig weiterzog, bewahrte mich davor, rücklings die Treppe hinunterzustürzen. Ich blinzelte mehrmals, von dem jähen Glanz noch immer geblendet, aber dann war da Midge — wie ein Phantombild, das sich in das Schimmern und Gleißen hineinschob und sich vor mir ausbreitete, und es war, als falle ich in eine traumgleiche, langsame Ohnmacht. Ich erinnere mich an das Mitgefühl in ihren Augen und auch an die Wärme, und gleichzeitig spürte ich in mir ein seltsames . . . Vertrauen; es verlieh mir Sicherheit. Mein Blick klärte sich, und ich war mir halb bewußt, daß — obgleich das alles kaum länger als zwei Sekunden gedauert hatte — ein enormes Ausmaß an Zeit vor mir vorübergezogen war.
    Ich fand mich in dem runden Zimmer wieder, konnte mich allerdings nicht erinnern, es betreten zu haben. Draußen brannte die Sonne vom Himmel, und durch die großen Fenster gesehen, sah die Landschaft mikroskopisch klar umrissen aus, als könne man jedes Blatt und jeden Grashalm einzeln sehen. Der Himmel über uns präsentierte sich in reinstem, klarstem Blau; eine Farbe, die ich nie zuvor in dieser Intensität erlebt hatte. Irrtümlich glaubte ich, diese plötzliche und unnatürliche Klarheit zu verstehen. Ich hatte gehört, daß die Wirkung bestimmter Drogen überfallartig zurückkehren konnte, wenn man dies am wenigsten erwartete; selbst Jahre nach deren Einnahme. Und der Gedanke gefiel mir absolut nicht - ich fühlte mich beschämt und klein. Ich grübelte daran herum: Möglich, daß der jähe Wechsel von kühlen Schatten und blendend-hellem Licht restliche noch in meinem Gehirn verbliebene Chemikalien zu einer Kettenreaktion provoziert und mich auf einen kurzen und verwirrenden Trip katapultiert hatte - Blitzlicht kann das manchmal auch bewirken. Damals war ich bereit, diese Version zu glauben, und auch heute noch kann ich die Möglichkeit zumindest nicht ganz ausschließen.
    Mein Sehvermögen wechselte rasch wieder in den Normalzustand (vielleicht wäre es präziser zu sagen, daß es sich entzerrte), und alles verlor diese eigentümliche lineare Tiefe. Midge hielt mein Gesicht mit beiden Händen umschlossen und beobachtete mich.
    »Bist du okay?« wollte sie wissen, und ich genoß das Gefühl ihrer sanften Hände an meinen Wangen.
    »Mhhh, ja, glaub' schon. Yeah, alles okay.« Und das stimmte tatsächlich, denn jene Stimmung, jene unerwartete Verschiebung meiner Wahrnehmungen - all das war verschwunden, ohne nennenswerte Nachwirkungen zurückzulassen . . . und die Erinnerung daran. »War nur ein bißchen Schwäche — wahrscheinlich der Höhenunterschied«, scherzte ich.
    »Du bist sicher, daß mit dir alles klar ist?«
    »Ja, ich versprech's dir, alles klar.«
    Ich sah mich um, und dieses Mal nahm ich den Raum selbst in mich auf und nicht die Landschaft draußen. »Das ist schon was anderes«, lobte ich nach einem leisen, anerkennenden Pfiff.
    »Ist es nicht wunderschön, Mike?« Midges Lächeln drohte ihr Gesicht in zwei Hälften zu spalten, so breit und glückselig war es. Sie tänzelte von mir weg und wirbelte durch den Raum. Die Runde endete vor einem kuriosen Kamin mit großer -Ziegelummauerung. Sie stützte sich mit einem Ellbogen auf dem Sims auf und lächelte mich an; ihre Augen funkelten vor Vergnügen.
    »Das läßt alles in