Magic Cottage
nicht daran erinnern, auf der Herfahrt ein Gasthaus gesehen zu haben), sondern folgte der Straße. Annähernd zehn Minuten später fand ich, wonach ich gesucht hatte, und der Anblick hob meine Laune ganz erheblich. Wuchtige Eichenbalken und ein leuchtend weißer Anstrich; und sogar ein betagtes, geflicktes Dach. Rohe Holztische und Sitzbänke im Vorgarten und kein einziger bunter Reklamesonnenschirm, der die ländliche Atmosphäre störte. Das FOREST INN war genau die richtige Tränke für mich.
Auch das Innere enttäuschte mich nicht: niedrige Deckenbalken, an den Wänden Pferdegeschirre und dicke, lederne Joche, außerdem ein riesiger offener Kamin, groß genug, um ein Schwein darin zu grillen; der Zigarettenautomat war diskret in einer dunklen Ecke versteckt. Keine Juke-box, keine Space Itiva-ders. Nicht einmal ein Mikrowellenherd hinter der Theke, obwohl an der einen Seitenwand eine Tafel mit einer mit Kreide geschriebenen Speisekarte hing, und darin waren warme Speisen verzeichnet. Das Gasthaus war ziemlich voll, ohne überfüllt zu sein, und ich bestellte ein großes dunkles Bier für mich und einen Örangensaft für Midge. Der Mann, der uns bediente, war ein kräftiger Bursche mit malvenrot geäderten Wangen und langen, dünnen Haarsträhnen, die er seitlich über den ansonsten kahlen Schädel gekämmt hatte. Er besaß die Haltung und Autorität eines Wirts.
»Auf der Durchfahrt?« erkundigte er sich ohne besonderes Interesse, als er den Glaskrug füllte.
Ich war dabei, die Speisekarte zu studieren, und antwortete daher zerstreut: »So in etwa.« Dann kam mir de}' Gedanke, daß er uns möglicherweise einige Informationen über die nähere Umgebung (vielleicht sogar über das Haus selbst) geben konnte, und so hängte ich an: »Wir haben uns ganz in der Nähe ein Haus angesehen, das zum Verkauf steht.«
Er hob die Augenbrauen. »Das Cottage der alten Flora Chal-dean, hab' ich recht?« Er rollte das »r« ein wenig beim Sprechen. Ich nickte. »Yeah, Gramarye.«
Er gluckste vor sich hin, drehte sich um und griff sich eine kleine Flasche Orangensaft; Midge und ich wechselten einen erstaunten Blick.
»Ein nettes kleines Anwesen«, forderte ich ihn heraus, während er den Saft einschenkte, »dieses Cottage.«
Er sah auf, musterte zuerst mich, dann Midge, schenkte immer noch ein und grinste weiter; und alles, was er uns schließlich sagte, waren die Preise der Getränke.
Nun ist Midge für gewöhnlich ziemlich reserviert, um nicht zu sagen: sie ist manchmal schüchtern. Und so war ich geschockt, als sie sehr deutlich und kalt sagte: »Was ist daran so lächerlich?«
Der Barmann betrachtete sie noch einmal, und mir fiel auf, daß er, wie viele vor ihm, von ihrem guten Aussehen nicht unberührt blieb.
»Tut mir leid, Miss«, entschuldigte er sich. »Ich wollte nicht unhöflich sein.« Und dann trollte er sich ans andere Ende der Theke und bediente einen anderen Gast.
»Das Problem liegt darin, Midge«, sagte ich sehr geduldig, »daß wir mit den Einheimischen auskommen sollten. — Wir haben noch nicht einmal unser Essen bestellt.«
»Ich bin nicht mehr sehr hungrig. — Können wir uns nach draußen setzen?«
In dem Gartenlokal waren nur wenige Tische besetzt, und so ließen wir uns in einigem Abstand zu den anderen nieder. Ich stellte unsere Getränke auf der rauhen Oberfläche ab und zwängte mich dann Midge gegenüber auf die Bank (wir genossen den Blickkontakt jedesmal). Ich wußte, daß sie immer noch sauer war auf den Barmann, und so drückte ich ihr die Hand und lächelte sie an.
»Das ist halt die Art dieser Eingeborenen — so machen sie irgendwelchen Besuchern ihren Status klar; sie zeigen ihnen, daß sie ein bißchen mehr wissen als wir.«
»Wie bitte? Ach, der. Nein, das hat mir nichts ausgemacht. Mag sein, daß Flora Chaldean hier die Dorfexzentrikerin war, jemand, über den sie alle lachen konnten, weil sie anders war als sie. Aber wahrscheinlich war sie nur eine einsame alte Frau ohne Familie, die sich sehr zurückgezogen hatte. — Nein, ich dachte an Gramarye selbst.« Sie nippte an ihrem Orangensaft.
»Du bist jetzt nicht mehr so versessen darauf?«
Sie sah mich überrascht an. »Oh, ich bin mehr als nur versessen darauf. Es ist nur .. . Diese widerstrebenden Elemente in dem Haus . . .«
Jetzt war ich an der Reihe, überrascht aufzusehen. »Worauf, zum Teufel, willst du hinaus?«
»Diese eigenartige Leere des ganzen Anwesens . . .«
»Es war längere Zeit nicht bewohnt.«
»Schon,
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