Magic Girls 01 - Der verhängnisvolle Fluch
seiner Mutter her gewohnt ist.
Der Menschenmann ist besonders von Technik angetan, wofür die Frau oft keinerlei Verständnis zeigt.
»Erinnere dich bitte, dass wir im HEXIL sind, um die Forschungen über die Menschen auf den neuesten Stand zu bringen. Ob der Zwigge noch so aktuell ist, wissen wir nicht und glaube ich kaum. Vermutlich hat sich bei den Menschen einiges geändert. Vielleicht haben sich auch die Männer geändert! Deswegen müssen wir Feldforschung betreiben, und das bedeutet Studien am lebenden Objekt!«
»Ich weiß, dass
du
solche Studien liebend gerne betreiben wirst«, entgegnete Jolanda anzüglich.
»Ja, ich bin schließlich eine lebenslustige Hexe, die ihre Kräfte einsetzt und ihre Chancen zu nutzen weiß«, sagte Mona. »Außerdem macht es mir Spaß. Wir Bredovs sind von Natur aus genießerisch und wissen, was wir wollen. Ich verstehe nicht, dass du so aus der Art geschlagen bist.«
»Vielen Dank, Mutter«, sagte Jolanda kühl. »Es ist sehr nett von dir, mich ständig darauf hinzuweisen, dass ich deine Erwartungen nicht erfülle.«
»Ich will doch nur dein Bestes, Kindchen!«
»Du willst vor allem, dass ich tue, was du mir sagst!«
Jolanda und Mona hätten sich noch weiter gestritten, wäre in diesem Augenblick nicht Daphne die Treppe heruntergekommen. Sie hatte schon früher Schulschluss gehabt.
»Was ist mit Mittagessen?«, fragte sie. »Oder ist das in der Menschenwelt nicht üblich? Ich habe heute in der Schule eine Zeitschrift erwischt. Die Menschen machen sich schrecklich viele Gedanken darum, was sie alles
nicht
essen.«
»Dummes Zeug!«, murmelte Mona. »Zwigge schreibt da etwas ganz anderes.
Liebe geht durch den Magen
, heißt es bei den Menschen. Sie essen so gerne wie wir.«
»Tun sie nicht«, widersprach Daphne. »Ich kann dir die Zeitschrift zeigen …«
»Ich werde uns schnell eine Mahlzeit zaubern«, sagte Jolanda. Sie verschwand in Richtung Küche, sichtlich froh, dass sie auf diese Weise einer weiteren Diskussion mit ihrer Mutter entgehen konnte.
Daphne ließ sich auf die Couch fallen und schnappte sich die Fernbedienung. Der Fernseher ging an und Daphne zappte ohne großes Interesse durch die Programme.
Miranda sah interessiert zu, wie Daphne die Knöpfe drückte und sich dann jeweils ein anderer Sender einstellte. »Die Menschen versuchen wirklich, Magie nachzuahmen«, murmelte sie. Dann streckte sie den Zeigefinger aus, bewegte die Kuppe, und auf dem Bildschirm erschien ein weiterer Sender, allerdings in arabischer Sprache. Miranda lächelte. Sie bewegte ihren Finger wieder, und diesmal war das Programm auf Chinesisch.
»Jetzt lass doch mal«, fauchte Daphne. »Ich will sehen, was die Menschen sich so angucken. Sie verbringen viele Stunden vor diesem Gerät, also muss es enorm wichtig sein, was da gezeigt wird.«
»Ist Papa schon gefüttert worden?«, fragte Elena, aber Mona gab ihr keine Antwort, sondern starrte geistesabwesend zum Fenster hinaus in den Garten.
Elena trat an das Terrarium. Die Futterschale war leer. Elena fand, dass der Leguan irgendwie traurig dreinschaute. Gefiel es ihm nicht in der Menschenwelt? Oder hatte er doch verstanden, worüber sich Mona und Jolanda gestritten hatten?
»Papa«, flüsterte Elena und klopfte leise mit dem Zeigefinger an die Scheibe, um den Leguan auf sich aufmerksam zu machen. »Ich bin’s, Elena, deine Tochter. Verstehst du mich?«
Der Leguan drehte fast unmerklich den Kopf.
»Ich bin’s, Papa«, wiederholte Elena und nickte ein paar Mal, wie es der Leguan immer machte. »Ich werde jetzt gleich in den Garten gehen und dir ein wunderbares Fressi-Fressi holen. Aber jetzt darfst du dich nicht mehr über das ärgern, was Oma gesagt hat, ja? Sie meint es nicht so.«
Elena hatte gedacht, dass Mona sie nicht gehört hatte, aber die Großmutter hatte ganz ausgezeichnete Ohren.
»Doch, ich meine es so«, sagte sie. »Und ich wünschte, es käme eine große Katze, denn so ein Leguan ist auch ein wunderbares Fressi-Fressi …«
»Du bist echt gemein, Oma!«, sagte Elena und stampfte mit dem Fuß auf.
Der Leguan nickte.
»Siehst du, das sagt Papa auch«, erklärte Elena triumphierend. »Er versteht jedes Wort!«
»Selbst wenn«, sagte Mona. »Das ist mir völlig egal.« Sie trat hinaus auf die Terrasse und steckte sich einen ihrer Lieblings-Zigarillos an.
Auf der Suche nach saftigen Löwenzahnblättern streifte Elena durch den Garten. Sie blieb am Rand des Teichs stehen und betrachtete die Koi-Karpfen, die erst
Weitere Kostenlose Bücher