Magic Girls 01 - Der verhängnisvolle Fluch
herumlaufen, als einen Handstand zu machen«, sagte Miranda. »Dazu gebe ich mich nicht her.«
»Wenn ich gewusst hätte, dass hier ein Handstand verlangt wird, dann wäre ich lieber zu Hause geblieben.« Elena schlug die Hände vors Gesicht. Ihre Verzweiflung schien echt zu sein.
Jana verstand zwar noch immer nicht, warum die beiden sich so anstellten, aber Elena und Miranda taten ihr leid.
»Ihr könnt ja zu Frau Blom sagen, dass euch der Arzt verboten hat, einen Handstand zu machen, weil ihr immer gleich eine Sehnenscheidenentzündung bekommt«, schlug sie vor. Aber dann würde Frau Blom sicher bald ein Attest sehen wollen. »Oder ihr sagt einfach, dass ihr eure Tage habt und deswegen nicht mitturnen könnt.«
Miranda und Elena wechselten wieder einen Blick.
»Genau«, sagte Miranda dann. »So machen wir es. Danke für den Tipp, Jana. Du bist supernett.«
Jana wurde rot. »Ich muss mich bedanken. Für deine Hilfe gestern.«
»Welche Hilfe?«, fragte Miranda harmlos.
»Du weißt schon«, sagte Jana.
»Ach, das«, meinte Miranda. »Keine Ursache. Das war nur Fingerschnipp-Stufe 1. Kann ich seit der ersten Klasse.«
»Hast du Telekinese angewandt?«, fragte Jana vorsichtig. Sie war am Nachmittag zuvor in der Bücherei gewesen, um sich über Telekinese und Metamorphose zu informieren. Sie hatte auch tatsächlich in zwei Büchern etwas über Telekinese gefunden. Der eine Autor schilderte eine Menge Fälle, in denen Telekinese angeblich nachgewiesen worden war. Im anderen Buch dagegen war zu lesen, dass Telekinese noch niemals bewiesen worden war und alle derartigen Vorfälle auf Tricks und Täuschung beruhten. Jana war hinterher kaum schlauer gewesen als vorher. Und Metamorphose bedeutete, dass sich eine Form verwandelte oder ein Zustand veränderte. Wie man so etwas als Hobby haben konnte, begriff Jana nicht. Ob Miranda vielleicht Theater spielte und sich dabei verkleidete? Jana hatte das Gefühl, dass man sich zu Hause bei den Mädchen etwas seltsam ausdrückte.
»Es war nicht direkt Telekinese«, setzte Miranda zu einer Antwort an, als die Tür aufgerissen wurde und drei Mädchen hereinschneiten. Mit lautem Geplapper und mit viel Gekicher belegten sie ihre Plätze und begannen, sich umzuziehen. Nach und nach füllte sich der Raum. Nele war die Letzte. Sie kam meistens sehr spät, manchmal hatte es sogar bereits zum Unterricht geläutet. Jana wusste, dass sich Nele schon oft vorgenommen hatte, früher von zu Hause wegzufahren. Aber dann kam doch immer etwas dazwischen. Entweder entschied sie sich im letzten Moment dafür, andere Schuhe anzuziehen, oder der Reißverschluss ihrer Jacke klemmte, oder der Fahrradreifen hatte zu wenig Luft … Jana war daran gewöhnt, dass Nele völlig abgehetzt eintraf.
So auch heute. Nele knallte ihre Sporttasche auf die Bank, schlüpfte aus ihren Jeans, zog die Gymnastikhose und ihre Turnschuhe an – und das innerhalb von dreißig Sekunden.
»Eines Tages kommst du noch ins Guinness-Buch der Rekorde.« Jana grinste.
»Ich arbeite dran«, gab Nele zurück und überprüfte, ob ihre Hose richtig saß.
Gleich darauf kam auch Frau Blom. Sie war klein, schlank und unwahrscheinlich biegsam. Außerdem sprühte sie vor Energie. Ihre dunkelblonden Haare hatte sie wie immer zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
»Hallo, Mädels«, begrüßte sie die Mädchen. »Schon umgezogen? Prima! Da sehe ich ja zwei neue Gesichter!«
Elena und Miranda stellten sich kurz vor. Dann sagte Elena sofort:
»Wir können heute keinen Handstand machen, wir haben beide
die Rosen
.«
Frau Blom hob die Augenbrauen. »Ihr habt
was
?«
»
Die Rosen
«, wiederholte Elena und ihre Wangen fingen an zu glühen.
Die Sportlehrerin begriff noch immer nicht. »Du meinst, ihr habt Blumen? Ich sehe keine.«
»Wir meinen
das rote Meer
«, sagte Miranda.
»Wie?«, fragte Frau Blom verwirrt.
»Die
rosa Tante
ist zu Besuch«, erklärte Elena. »Bei uns beiden.«
Frau Blom schüttelte nur den Kopf.
Jetzt schaltete sich Jana ein und erklärte: »Sie haben ihre Tage.«
»Ach so.« Frau Blom lachte. »Ich verstehe. Na gut, dann setzt euch auf die Bank und schaut zu. Wenn euch danach ist, könnt ihr ja ein paar leichte Übungen mitmachen. Ich sage immer, dass man sich an solchen Tagen nicht in Watte packen soll. Ein bisschen Sport entspannt und entkrampft den Unterleib.« Sie klatschte in die Hände. »Also – hopp, hopp, Mädels, los in die Halle und drei Runden laufen – zum Aufwärmen.«
Jana betrat die
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