Magic Girls 01 - Der verhängnisvolle Fluch
das mit dem Handstand erklären.«
Sie gingen die Treppe hinauf. Mona hatte die Haustür für sie offen gelassen. Als Jana mit Nele die Eingangshalle betrat, kam sie sich fast vor wie in einem Schloss. Der Boden war aus weißem Marmor, darauf lagen weiche Teppiche. Große vergoldete Spiegel hingen an den Wänden, und Jana sah gleich drei Mal, wie sich ihr Spiegelbild bewundernd und ungläubig umblickte.
»Wow! Das ist der helle Wahn«, sagte Nele. »Das ist ja noch toller, als es von außen aussieht!«
Jana nickte und schloss leise die Haustür.
In diesem Moment stürmte ein ungefähr fünfzehnjähriges Mädchen die Treppe herunter. In der Hand hielt es eine Kette und eine bläulich schimmernde Glaskugel, auf die es erregt einredete.
»Nein, Gregor, das kannst du nicht machen! Ich bin erst zwei Tage weg, und schon triffst du dich mit Lucinda! Von wegen – alles ganz harmlos! Du bist ein Idiot, Gregor!« Sie machte eine Bewegung mit der Hand und die Glaskugel verschwand.
»Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich!«, stieß das Mädchen aus, streckte den Arm aus, und ein grüner Lichtblitz fuhr aus seinem Zeigefinger und schlug in einen der großen Spiegel ein, auf dem plötzlich lauter wilde Fratzen zu sehen waren. »Und Lucinda hasse ich noch mehr! Oh, sie soll sich in eine Schlange verwandeln!« Auf dem Spiegel erschien das Abbild eines roten Drachen.
Jetzt erst entdeckte das Mädchen die Besucherinnen. Es zuckte zusammen.
»Wer seid ihr denn?«
»Ich bin Jana Kleist.« Jana spürte, wie ihre Beine bebten. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade gesehen hatte.
»Und ich heiße Nele Hermann«, sagte Nele. »Wie hast du das eben gemacht?«
Das Mädchen schob die Unterlippe vor. »Ich habe gar nichts gemacht! Und ihr habt gar nichts gesehen, verstanden? Und damit ihr nichts ausplaudert, werde ich euch vorsichtshalber in zwei Kröten ...« Sie hob den Arm.
»Daphne!«, rief Elena, die in einer Tür erschienen war. »Untersteh dich!«
Hinter ihr tauchte Miranda auf. »Oh«, machte sie nur.
Fünf Sekunden lang sagte keiner ein Wort. Dann ließ Daphne den Arm sinken.
»Ihr hättet ja auch klingeln können«, sagte sie.
»Wir … wir kommen wohl etwas ungelegen«, stammelte Jana, die nur noch den Wunsch hatte, das unheimliche Haus möglichst schnell zu verlassen.
»Äh … nein«, erwiderte Elena zögernd. »Eigentlich nicht. Nur … äh …«
»Wir hätten euch die Sache gern etwas schonender beigebracht«, meinte Miranda. »Und wahrscheinlich noch nicht heute. Aber da ihr nun gerade einen von Daphnes Wutanfällen erlebt habt, sind wir euch wohl eine Erklärung schuldig.«
»Wir sind Hexen«, sagte Daphne ungerührt.
E lena hätte ihre Schwester am liebsten in einen Schirmständer verwandelt. Daphne war manchmal absolut taktlos! Und sie schien sich überhaupt nicht dafür zu interessieren, ob Jana und Nele jetzt geschockt waren.
»Kommt mit ins Wohnzimmer«, sagte Elena. »Da können wir reden.«
Jana und Nele blickten einander an und zögerten. Elena sah die Angst auf ihren Gesichtern.
»Keine Sorge, wir verzaubern euch nicht«, meinte Miranda. »Wir haben ja noch nicht einmal das Hexendiplom. Ihr könnt uns vertrauen, ehrlich.«
»Na ja«, Nele versuchte ein Lächeln, das allerdings misslang. »Ich möchte wirklich nicht gerne in eine Kröte verwandelt werden.«
»Und ich möchte auch nicht meine Hose verlieren«, flüsterte Jana. Sie war bleich. »Das wart ihr gestern auch … auf dem Schulhof … Ich hab es geahnt … Es war Zauberei …«
»Ich konnte nicht ertragen, wie der Junge dich angepöbelt hat«, erwiderte Miranda. »Ich finde es schrecklich, wenn Jungs Mädchen keinen Respekt entgegenbringen.« Sie streckte Jana die Hand entgegen. »Kommt! Bitte! Wir tun euch wirklich nichts.«
Zögernd folgten Jana und Nele Elena und Miranda ins Wohnzimmer. Elena sah, wie sich die beiden furchtsam umblickten.
»Echt schön hier«, sagte Jana und räusperte sich.
»Es sieht so aus, als seien wir sehr reich«, sagte Elena. »Wahrscheinlich sind wir das auch – hier in der Menschenwelt. Setzt euch doch auf die Couch.«
Die beiden Mädchen nahmen Platz. Jana wirkte ziemlich verkrampft, während sich Nele sehr bemühte, locker zu erscheinen.
»Das, was wir euch jetzt sagen, muss unbedingt geheim bleiben«, sagte Miranda jetzt. »Ihr müsst versprechen, mit niemandem darüber zu reden. Wir kriegen sonst riesige Schwierigkeiten, wenn rauskommt, wer wir wirklich sind.«
Jana und Nele
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