Magic Girls 02 - Das Magische Amulett
knurrte Daphne.
»Rede nicht in solchem Ton mit mir«, regte sich Jolanda auf. »Ich hätte den Juroren ja auch sagen können, dass du erst fünfzehn bist. Wieso durftest du überhaupt teilnehmen?«
Daphne lächelte. »In meinem Ausweis steht, dass ich siebzehn bin.«
»Du hast ihn manipuliert!«
»Und wenn – was dagegen?«
»Allerdings!« Jolanda ging wieder hin und her. »Ich finde es unfair, wenn du Tricks einsetzt. Dann ist es kein richtiger Wettbewerb. Außerdem – was versprichst du dir davon? Willst du Model werden, oder was? Hast du die Juroren mental beeinflusst?«
Daphne beugte sich angriffslustig vor. »Wenn du’s genau wissen willst: Ich bin ganz normal in die zweite Runde gekommen und ich werde auch noch weiter kommen! Von dir lasse ich mir meine Karriere jedenfalls nicht vermasseln. Und wenn du mich hindern willst, dann erzähle ich allen einfach, dass du ...«
»Was?« Jolanda blieb stehen und funkelte ihre Tochter an. »Du willst uns
verraten
?«
»Ich werde ihnen sagen, dass du eine durchgedrehte Mutter in den Wechseljahren bist!« Daphne bewegte den Arm, und der Fernseher ging wieder an.
»Das Ding bleibt aus, solange ich mit dir rede!« Jolanda schnippte mit den Fingern, und der Bildschirm wurde wieder schwarz.
Daphne griff zur Fernbedienung und drückte auf den Knöpfen herum. Der Bildschirm blieb schwarz. »Was hast du gemacht, Mama?«
»Ganz einfach – ich habe die Stromzufuhr unterbrochen. Ich will, dass du dich mit mir unterhältst – und nicht, dass du diesen Mist guckst.«
»Dieser
Mist
dient zufällig unserem Auftrag«, sagte Daphne pampig. »Hast du das vergessen? Und warum, glaubst du, mache ich bei der Misswahl mit? Weil man nirgends so viel über die Menschen erfährt wie bei so einer Veranstaltung. Hinter den Kulissen geht eine Menge ab, das kann ich dir sagen.«
»Hast du das eben gesehen?«, flüsterte Oliver Kevin zu. Er war ganz aufgeregt. »Was hat sie mit dem Fernseher gemacht? Wie kann sie mit einer Bewegung den Strom abdrehen? Das geht nicht mit rechten Dingen zu! Ich hab’s geahnt!«
Kevin hatte einen trockenen Mund. Er wusste auch keine Erklärung für das, was er eben gesehen hatte. Es war ihm unheimlich.
»Die kriegen wir dran«, zischte Oliver. »Die Familie hat übernatürliche Fähigkeiten. Das ist nicht normal! Weißt du noch, wie beim Schulball kurz das Licht ausgegangen ist? Dafür hat garantiert deine Elena gesorgt! Ich sag dir, Kevin: Das sind Hexen!«
Elena war sehr müde, als sie den Computer einschaltete. Es war schon fast zehn Uhr abends, aber Miranda wollte unbedingt noch etwas im Internet suchen. Sie vermutete, dass die Pfeif-und Fiep-Laute des Schwarzen Leguans eine Art Sprache waren.
»Das Morse-Alphabet, Elena«, sagte sie mit glänzenden Augen. »Dass ich nicht schon früher draufgekommen bin!«
»Morse-Alphabet?«, wiederholte Elena verständnislos. »Was soll das denn sein?«
Miranda, die sich schon seit etlichen Jahren für alles interessierte, was die Menschen erfunden hatten, erklärte ihr, dass sie in einem Buch gelesen hatte, dass sich die Menschen früher per Morse-Alphabet verschlüsselte Botschaften geschickt hatten.
»Das war so etwas Ähnliches wie heute SMS, nur verschlüsselt«, behauptete Miranda. »Die wenigsten Hexen haben je etwas von einem Morse-Alphabet gehört, es ist bei uns so gut wie unbekannt. Und ich wüsste auch nichts davon, wenn ich es nicht zufällig in einem Fachbuch über menschliche Telekommunikation gelesen hätte. – Ich brauche den Code, Elena, dann können wir uns vielleicht endlich mit deinem Vater unterhalten!«
Nichts wünschte sich Elena lieber. Als der Computer hochgefahren war, wollte Miranda gleich eine Suchmaschine benutzen, aber das Gerät meldete, dass Elena eine neue Nachricht bekommen hatte.
»Eine E-Mail von Nele!«, stellte Elena fest. »Erst vor fünf Minuten abgeschickt! Darf ich sie erst lesen, bevor du wieder stundenlang im Internet suchst?«
»Kein Problem«, sagte Miranda.
Elena öffnete die Mail. Bestürzt las sie, was Nele geschrieben hatte.
Hallo Elena!
Ihr seid in großer Gefahr! Kevin und Oliver haben euch heute Abend beobachtet. Ich hab die beiden zufällig belauscht, wie sie sich vor unserer Haustür verabschiedet haben. Sie haben mich nicht bemerkt.
Anscheinend sind sie in euren Garten eingedrungen und haben durchs Fenster gesehen, wie Daphne und deine Mutter gehext haben. Ihr müsst euch unbedingt in Acht nehmen! Oliver kann euch sonst Riesenärger
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