Magic Girls 02 - Das Magische Amulett
Gefühle, Elena! Meine Fingerspitzen lassen sich nicht belügen.«
Elena nagte an ihrer Unterlippe. Sie wusste nicht, was sie von all dem halten sollte. Einerseits fand sie es schmeichelhaft, dass sich Kevin in sie verliebt hatte. Andererseits – sie kannten sich ja so gut wie gar nicht!
»Ich hab doch kaum mit Kevin geredet«, murmelte sie. »Wie kann er sich da in mich verknallt haben? Er weiß doch überhaupt nicht, wie ich so bin … und er ahnt nicht, dass ich in Wirklichkeit eine echte Hexe bin!«
»Und das wirst du ihm auch auf keinen Fall sagen«, betonte Miranda. »Du weißt, dass wir unerkannt bleiben müssen. Niemand darf wissen, dass wir hexen können. Jana und Nele sind eine Ausnahme, die sind schließlich unsere allerbesten Freundinnen. Sie helfen uns, wenn wir uns mit irgendetwas in der Menschenwelt nicht auskennen, und sie würden uns nie verraten!«
Elena nickte. Sie kannte die Regeln für das HEXIL, Großmutter Mona hatte sie der ganzen Familie oft genug vorgebetet. Die Hexen durften um keinen Preis auffallen und erkannt werden.
»Es war bei Kevin wahrscheinlich Liebe auf den ersten Blick«, überlegte Miranda laut. »Anscheinend gibt es so was auch bei den Menschen, nicht nur bei uns Hexen. Das müssen wir unbedingt für unsere Forschungsarbeit notieren, das ist eine wichtige Erkenntnis.«
Miranda war sehr ehrgeizig, was das Forschungsprojekt über die Menschen betraf. Das hing mit ihrem Berufswunsch Diplomatin zusammen. Sie studierte sehr gründlich Zwigges Werk und kannte inzwischen manche Passagen fast auswendig. Sie und Elena hatten aber auch schon herausgefunden, dass das Buch an einigen Stellen überhaupt nicht stimmte und Zwigge vermutlich seiner Fantasie freien Lauf gelassen hatte.
»Zwigge behauptet, dass sich Mann und Frau in der Regel nur verlieben, wenn sie sich schon lange kennen«, fuhr Miranda nachdenklich fort. »Angeblich heiraten sie hauptsächlich deswegen, weil sie Kinder haben und eine Familie gründen wollen. – Ich habe mir immer vorgestellt, dass die Liebe bei den Menschen ziemlich langweilig sein muss. So ganz ohne Leidenschaft …«
»Langweilig?«, stieß Elena aus. »Bestimmt nicht! Hast du schon vergessen, wie sich dieser Professor Strohmann an meine Mutter rangeschmissen hat?« Sie erinnerte sich schaudernd daran, wie sich ihre Mutter und der Zoodirektor geküsst hatten.
»Wenn da keine Leidenschaft im Spiel war … zumindest bei Strohmann!«
»Vergiss nicht, dass deine Oma an dem Abend mit
Waselnussöl
nachgeholfen hat«, erinnerte Miranda sie. »Waselnussöl verhext die Männer. Es macht sie völlig konfus, sodass ihre Instinkte hervorbrechen.«
Elena sah vorsichtig zum Terrarium. Der Grüne Leguan hockte noch immer unbeweglich im Sand. Elena wusste nie, wie viel ihr Vater von dem verstand, was um ihn herum vorging. Manchmal war sie überzeugt, dass er alles kapierte und still vor sich hin litt. Armer Papa!
»Was machst du jetzt mit Kevin?«, hakte Miranda nach.
Elena zuckte mit den Schultern. Auf keinen Fall würde sie morgen etwas Rotes anziehen und Kevin damit signalisieren, dass sie an ihm interessiert war.
»Ganz einfach, ich tue so, als hätte ich den Brief nicht bekommen.«
»Das ist feige«, meinte Miranda. »Und außerdem finde ich das langweilig.«
»Na und? Das ist mir völlig egal. Und Kevin ist mir auch egal, er interessiert mich weniger als ein Koi-Karpfen«, erwiderte Elena genervt.
»Willst du echt nicht herausfinden, wie Menschenjungen küssen? Also – ich bin schon neugierig! So eine Gelegenheit muss man doch nutzen! Nur so kann man rauskriegen, wer besser küsst – Menschen oder Hexer!« Miranda grinste.
Elena fragte sich, ob Miranda ihre Freiheit ausnutzen wollte, denn Mirandas Eltern waren in der Hexenwelt geblieben. Miranda hatte Elena ins HEXIL begleitet, damit sich ihre Freundin in der Menschenwelt nicht einsam fühlte – und natürlich auch, weil sie sich Vorteile versprach, was ihre späteren Berufsaussichten als Diplomatin anging. Aber war das alles? Zum ersten Mal hatte Elena den Verdacht, dass Miranda auch mitgekommen war, weil sie Menschenjungs kennenlernen wollte – diese fremdartigen, exotischen Geschöpfe …
»Ehrlich, Miranda, ich kann dich überhaupt nicht verstehen.« Elena runzelte die Stirn. »Ich habe nicht das geringste Bedürfnis, Kevin zu küssen – damit du es weißt! Ich überlasse ihn dir gerne.«
»Na ja, Kevin ist auch nicht unbedingt mein Fall«, sagte Miranda und lächelte. »Aber an
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