Magic Girls 03 - Das Rätsel des Dornenbaums
immer unbehaglicher. »Du weißt, wenn meine Großmutter dich dabei erwischt, dass du in ihren Regalen herumschnüffelst, dann ist der Teufel los.«
»Ich lasse mich schon nicht erwischen.« Miranda lächelte. »Mona hat jede Menge hochinteressante Bücher …«
Das konnte sich Elena vorstellen. Ihre Großmutter bekam ständig Buchpakete aus der Hexenwelt – und Elena war sicher, dass sich Mona ab und zu auch
verbotene Bücher
bestellte.
»Sei nicht feige.« Mirandas Augen funkelten. »Das wäre doch toll, wenn wir einen Blick in die Zukunft werfen könnten!«
»Es … es ist aber gefährlich«, sagte Elena vorsichtig. Sie wollte nicht, dass Miranda sie für einen Feigling hielt. Das war sie bestimmt nicht. »Es ist viel leichter, anderen Leuten die Zukunft vorauszusagen als sich selbst. Das weißt du doch.«
Miranda winkte ab. »Mit dem Buch, das ich entdeckt habe, wird es funktionieren.« Sie dämpfte ihre Stimme. »Lass es uns tun, Elena. Heute Nacht. Hier auf dem Balkon. Ich besorge das Buch und die Zutaten und wir vollziehen das Ritual um Mitternacht. Das Wetter ist günstig, es wird bestimmt nicht regnen.«
»Na gut.« Elena wollte keine Spielverderberin sein, wenn Miranda so viel an der Sache lag. Es kribbelte in ihrem Bauch vor lauter Aufregung. Ein bisschen neugierig war sie natürlich auch – und die Aussicht, einmal etwas
Unerlaubtes
zu tun, erschien ihr so viel spannender als die Hausaufgaben, die sie für die Schule machen mussten.
In diesem Moment wurden unten auf der Terrasse Stimmen laut – Jolanda und Mona. Elena lehnte sich über die Balkonbrüstung, um zu sehen, warum sich die beiden schon wieder stritten.
»Sie sind beschäftigt«, flüsterte Miranda. »Der Zeitpunkt ist günstig. Am besten gehe ich jetzt gleich in Monas Zimmer und hole das Buch. Drück mir die Daumen, Elena.«
»Mach ich«, versicherte Elena ihr.
Miranda stand auf und verschwand.
»Nein, ich werde meine Pläne auf keinen Fall ändern«, erklärte Jolanda. »Wie würde ich sonst vor meinem Chef dastehen?
Tut mir leid, ich kann leider nicht an diesem Seminar teilnehmen, weil meine Mutter ausgerechnet an diesem Wochenende zu einem Hexen-Workshop fährt?
– Wie sieht denn das aus?«
»Ich werde aber auch nicht absagen«, entgegnete Mona heftig. »Ich muss dringend etwas für meine Hexenkräfte tun. Seit ich hier in der Menschenwelt lebe, bin ich völlig aus der Übung. Wann habe ich das letzte Unwetter gehext? Die letzte Überschwemmung? Ich komme mir vor, als würde ich nur noch den einfachsten Suppenzauber beherrschen! Eine Hexe ist nur dann wirklich gut, wenn sie ihre Kräfte ständig trainiert und sich auch fortbildet!«
Suppenzauber
Abfälliger Sammelausdruck für einfache Hexereien innerhalb des Haushalts. Es handelt sich um Dinge, die jede Hexe normalerweise im Schlaf erledigen kann.
Wasser zum Kochen bringen
Flecken aus der Wäsche entfernen
Fenster reinigen
den Boden fegen oder Staub saugen
Staub wischen
Knöpfe annähen und Löcher stopfen
Geschirr spülen
»Dann fahren wir eben beide«, schlug Jolanda vor. »Ich zu meinem Seminar und du zu deinem Workshop:
Wie man seine Hexenkräfte durch mentales Training stärkt.
«
»Und was ist mit deinen Kindern?«, fragte Mona. »Willst du sie etwa allein lassen?«
»Ich bitte dich – so klein sind sie ja wirklich nicht mehr«, meinte Jolanda. »Ich bin sicher, dass sie einmal zwei Tage ohne uns auskommen werden. Elena und Miranda sind für ihr Alter sehr vernünftig ...«
»Was man von Daphne ganz und gar nicht behaupten kann«, konterte Mona.
»Daphne ist eben in einem schwierigen Alter, das muss man akzeptieren«, sagte Jolanda. »Aber sie wird ja nicht gleich das Haus abfackeln. Und Rufus könnte das Wochenende vielleicht bei Lukas verbringen. Er liegt mir schon die ganze Zeit in den Ohren, dass er einmal bei seinem Kindergartenfreund übernachten will.«
»Also – ich hätte da kein gutes Gefühl«, sagte Mona vorwurfsvoll. »Als Mutter. Als Großmutter halte ich mich da heraus. Du bist alt genug, um zu wissen, was du tust. Es sind
deine
Kinder!«
»
Beim Orkus
, jetzt mach doch kein solches Drama daraus!« Jolandas Stimme klang ärgerlich. »Daphne und Elena können mich anrufen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Per Handy bin ich jederzeit erreichbar.«
Mona rümpfte die Nase. »Ach ja, du hast ja jetzt auch eines von diesen scheußlichen Dingern! Wie furchtbar. Kein Wunder, dass du so oft Migräne
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