Magic Girls 03 - Das Rätsel des Dornenbaums
Morgen die Vögel zwitscherten, war es fast so, als hätte es den Vorfall in der Nacht gar nicht gegeben. Diesmal fuhr Jolanda Daphne, Elena und Miranda zur Schule, während Oma Mona Rufus zu Fuß zum Kindergarten brachte, der nur zwei Straßen entfernt war. Die Fahrt zur Schule verlief viel ruhiger als sonst. Jolanda war einfach die bessere Autofahrerin.
Vor der Schule war es jedoch sofort mit der Ruhe vorbei, denn Daphne begegnete Alexander, mit dem sie in der letzten Zeit öfter ausgegangen war. Sofort fing sie an, mit ihm zu streiten und ihn lauthals zu beschimpfen.
»Warum hast du mich gestern Abend versetzt? Du hättest mir wenigstens eine SMS schreiben können!«
»Ich dachte, du hast kein Handy«, murmelte Alexander.
Daphnes Stimme wurde noch lauter. »Das ist die blödeste Ausrede, die ich je gehört habe. Natürlich habe ich ein Handy, und du hast mich auch schon darauf angerufen, du Idiot!« Sie warf ihre Haare zurück und sah entschlossen aus. »Du musst dich entscheiden, Alex! Wenn du Lisa lieber magst, dann sag mir das gefälligst! Ich lasse mich jedenfalls nicht mehr länger hinhalten!«
Miranda und Elena wechselten einen bedeutungsvollen Blick. Ausgerechnet Daphne musste das sagen! Erst gestern Nachmittag hatte sie wieder heiße Liebesschwüre in ihren
Transglobkom
gesülzt, als sie mit Gregor gesprochen hatte. Elena hatte es zufällig mit angehört und Miranda davon erzählt.
»Wir können ja am Wochenende mal zusammen ins Kino gehen«, schlug Alexander vor und fasste Daphne am Arm.
Sie riss sich los. »Am Wochenende habe ich schon was Besseres vor«, entgegnete sie schnippisch. »Ich habe nämlich einige Leute aus … aus meiner alten Heimat eingeladen und ich werde das ganze Wochenende über beschäftigt sein.
Sehr
beschäftigt!«
Damit ließ sie Alexander einfach auf dem Schulhof stehen und ging zum Eingang.
»Was hat sie vor?«, fragte Miranda.
»Mir hat sie nichts gesagt«, antwortete Elena. »Aber ich kann mir vorstellen, dass sie eine Party macht und dazu Gregor und ein paar andere Freunde aus der Hexenwelt eingeladen hat. Meine Mutter und meine Oma sollen bestimmt nichts davon erfahren; sie mögen Gregor ja nicht.«
»Ja, die würden bestimmt einen Aufstand machen, wenn sie wüssten, dass Gregor hier übernachtet.« Miranda grinste.
»Dann würden Mama und Oma wahrscheinlich gar nicht wegfahren. Oma würde garantiert ihren Workshop sausen lassen und Gregor gehörig zusammenpfeifen«, meinte Elena.
»Du verrätst ihnen also nichts?«, fragte Miranda.
Elena tippte sich an die Stirn. »Bin ich eine Petze oder was? Dann hätte ich heute Nacht ja auch nicht mitgemacht.«
Miranda nickte. »Ich finde, jeder hat ein Recht auf ein paar Geheimnisse. Die machen das Leben erst spannend.« Sie berührte Elenas Arm. »Ich glaube, wir sollten Nele und Jana nichts davon erzählen, was heute Nacht passiert ist. Diese Sache geht nur uns beide an.«
Elena zögerte, dann nickte sie. »Ist vielleicht besser. Ich glaube zwar noch immer, dass dir das Buch nur Angst eingejagt hat und du
nicht
deine Zukunft gesehen hast. Aber Nele und Jana könnten trotzdem erschrecken.«
Je weiter die Woche fortschritt, desto mehr Anzeichen gab es dafür, dass Daphne tatsächlich heimlich eine Party plante. Jolanda und Mona merkten allerdings nichts davon, sie waren mit ihren eigenen Reisevorbereitungen beschäftigt. Jolanda kaufte sich einen gut geschnittenen Hosenanzug, der verbarg, dass sie ein bisschen zu mollig war. Sie sah darin sehr geschäftstüchtig und karrierebewusst aus. Diesen Eindruck wollte sie auch bei ihrem Chef erwecken, damit er ihr in Zukunft verantwortungsvollere Aufgaben übertrug.
Auch Mona überlegte lange, was sie zu ihrem Hexen-Workshop anziehen sollte. Am Abend vor der Abreise erschien sie stolz in einem Dreiteiler aus grünem Stoff: bodenlanger Rock, Bluse und gesteppte Weste. Der Rock bestand aus mehreren Lagen und schimmerte geheimnisvoll metallisch. Passend dazu trug Mona einen ihrer selbst gestalteten Hüte, und diesmal saß darauf als Dekoration ein Grüner Leguan.
Elena zuckte zusammen, als sie den Hut sah. Der Leguan sah aus, wie ihr Vater in seiner Verwandlung ausgesehen hatte, nur etwas kleiner. »Oma, das geht nicht! Das kannst du nicht machen!«
»Warum nicht?«, fragte Mona.
»Weil es einfach geschmacklos ist!«, regte sich Elena auf.
»Ich finde meinen Hut sehr geschmack
voll
«, widersprach Mona. »Außerdem passt die Farbe genau zu meinem Rock und zu meinen
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