Magic Girls 10 - Der goldene Schlüssel
Elena nach. »Ich hatte den Eindruck, dass es dir sehr viel bedeutet.«
»Kann man in diesem Haus seine Meinung nicht ändern?«, fragte Jeremias mit hochgezogenen Augenbrauen. »Ich wollte nicht, dass Pinselchen das Nachtkästchen als Katzenklo benutzt. Das ist alles. – Gute Nacht!«
Und damit ließ er die Mädchen stehen und schlurfte in sein Zimmer.
»Ich glaube ihm kein Wort«, flüsterte Elena.
Miranda nickte. »Da ist etwas faul. Aber ich habe da eine Idee!«
Die Mädchen betraten das Badezimmer und Miranda schloss sorgfältig die Tür ab. Während sie sich die Zähne putzten, erzählte Miranda Elena von ihrem Plan. Elena lauschte aufmerksam.
»Aber ist das nicht gefährlich?«, fragte sie dann. »Wenn Jeremias etwas merkt! Dann vertraut er uns nie mehr!«
»Er vertraut uns ja schon jetzt nicht«, sagte Miranda. »Sonst würde er uns nicht anlügen. Ich verspreche dir, dass ich ganz, ganz vorsichtig sein werde. Wenn ich merke, dass es nicht klappt, höre ich sofort auf.« Sie spuckte eine Ladung Schaum ins Waschbecken und grinste Elena an.
Wenig später saßen die Mädchen in ihrem Zimmer. Elena hatte die Bettdecke bis unters Kinn gezogen, während Miranda einsatzbereit auf der Bettkante hockte. Die Balkontür war geöffnet. Von draußen erklang das Zirpen der Grillen. Der Mond schwebte zwischen den Bäumen.
»Ich muss warten, bis er eingeschlafen ist«, flüsterte Miranda. »Dann merkt er nicht, wenn ich mich in seine Gedanken einschleiche. Es kann nicht mehr lange dauern. Jeremias geht ja meistens um zehn Uhr schlafen und jetzt ist es fast elf.«
Sie stand auf und huschte auf Zehenspitzen zur Balkontür. Der Vorhang bewegte sich leicht, als sie hinausschlüpfte, um durchs Fenster ins Nebenzimmer zu schauen. Elena hoffte sehr, dass Jeremias Miranda nicht bemerkte.
Wenig später war Miranda wieder da. Sie schüttelte den Kopf.
»Er ist noch wach«, berichtete sie leise. »Er hat den Rollladen ganz heruntergelassen, trotzdem habe ich eine Ritze gefunden, durch die ich hindurchspähen konnte. Jeremias saß an seinem Tisch und hat Knöpfe vor sich hingelegt. Er sah ziemlich angespannt aus.«
»Knöpfe?« Elena war fassungslos. »Ist er jetzt übergeschnappt?«
»Das habe ich zuerst auch gedacht«, sagte Miranda. »Doch dann habe ich verstanden, was er macht. Er hat das Knopf-Orakel befragt.«
»Knopf-Orakel? Davon habe ich noch nie gehört!«
»Ich habe mal was darüber gelesen. Dieses Orakel hat man vor fünfzig Jahren oder so befragt. Inzwischen ist diese Art von Wahrsagerei völlig aus der Mode gekommen, aber Jeremias verwendet es offenbar wieder.«
»Und wie funktioniert so ein Orakel?«, wollte Elena wissen.
»Es ist ziemlich primitiv«, meinte Miranda. »Es kann eigentlichnur einfache Antworten geben: JA oder NEIN oder JETZT NOCH NICHT oder BEEIL DICH.«
Das Knopf-Orakel
Es ist eine sehr alte und einfache Art der Wahrsagerei, die inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten ist.
Das Zubehör ist leicht herzustellen. Man benötigt mindestens vier Sorten von Knöpfen: schwarze, weiße, rote und welche aus Holz. Es ist wichtig, dass man von jeder Knopfsorte dieselbe Anzahl hat. Diese Knöpfe werden in einem Leinensäckchen aufbewahrt.
Um das Orakel zu befragen, stellt man laut eine Frage. Dann schüttelt man das Säckchen und kippt einen Teil des Inhalts auf den Tisch. Die Knopfsorte, die am häufigsten vertreten ist, liefert die Antwort auf die gestellte Frage.
Weiß = JA
Schwarz = NEIN
Holz = JETZT NOCH NICHT
Rot = BEEIL DICH!
Bei gleicher Anzahl der Knöpfe wird der Versuch wiederholt. Ergibt sich wieder ein unklares Ergebnis, mag das Orakel im Moment keine Auskunft geben.
Sie erklärte Elena, woraus das Orakel bestand und wie man es befragte.
»Hm«, machte Elena. »Ob so ein Orakel auch wirklich zuverlässig ist?«
»Das kommt auf denjenigen an, der es anwendet – genau wie bei anderen Orakeln«, antwortete Miranda. »Aber dass Jeremias ein Orakel befragt, zeigt doch, dass ihn etwas sehr beschäftigt. Und ich wette mit dir, dass das etwas mit dem grünen Nachtkästchen zu tun hat.«
Elena seufzte.
»Wir müssen warten, bis er zu Bett gegangen ist«, sagte Miranda. »Hoffentlich macht er das bald …«
»Wir könnten ihm einen Müdigkeitszauber schicken«, schlug Elena vor.
»Lieber nicht. Dieser Zauber könnte ihn so müde machen, dass ich nichts sehe, wenn ich mich in seine Gedanken schleiche.
»Okay. Dann lassen wir es.«
Miranda kroch zu Elena ins Bett,
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