Magic Girls – Eine verratene Liebe
helfen würde … «, sagte Miranda. »Wenn er noch in der Menschenwelt wäre, dannkönntest du ihm per Internet eine Nachricht zukommen lassen. Aber wenn er mit seinem Vater tatsächlich in die Hexenwelt abgetaucht ist, wie du vermutest, dann hast du leider ziemlich schlechte Karten.«
»Sag ich ja.« Elena starrte vor sich hin. Sie hatte schon so oft nach einem Weg gesucht, wie sie Milan in der Hexenwelt ausfindig machen konnte. Aber jedes Mal drehten sich ihre Gedanken im Kreis.
»Jetzt komm, wir müssen versuchen, noch ein wenig zu schlafen«, meinte Miranda. »Es ist erst drei Uhr. Und tagsüber unternehmen wir irgendetwas Schönes zusammen, okay? Beispielsweise mit Jana und Nele Eis essen gehen oder so … Wir waren auch schon lange nicht mehr im Kino.«
»Läuft ja gerade nichts Besonderes«, brummte Elena, während sie sich in ihr Kissen kuschelte. Miranda stopfte fürsorglich Elenas Bettdecke fest. Dann legte sie sich selber hin, reckte aber noch einmal den Kopf.
»Merkst du was?«
»Was denn?«
»Das Gewitter hat sich verzogen. Bestimmt scheint morgen früh die Sonne. Das heißt … heute früh. In ein paar Stunden. Wir könnten ins Schwimmbad gehen. Oder ein Picknick machen. Uns fällt garantiert was Tolles ein.« Sie bettete endlich ihren Kopf auf das Kissen. »Gute Nacht, Elena.«
»Gute Nacht, Miranda.«
Jolanda Bredov hatte den Frühstückstisch bereits gedeckt. Inzwischen konnte man schon ihren kleinen Bauch sehen, obwohl das Baby erst im Februar zur Welt kommen würde. Nach Monas Prognose würde es ein Mädchen werden.
Gut gelaunt summte Jolanda vor sich hin. Sie betrachteteden Tisch, stellte fest, dass noch die Marmelade und der Honig fehlten, und holte beides aus dem Schrank.
»Guten Morgen!« Mona betrat die Küche. Sie trug einen Morgenmantel aus fliederfarbener Seide. Frisur und Makeup waren bereits perfekt, und Jolanda registrierte auch, dass Monas Fingernägel neu lackiert waren. Violett, im Ton zum Morgenmantel passend, nur etwas dunkler.
»Guten Morgen, Mutter!« Jolanda küsste die Luft neben Monas Wangen, um ihr Make-up nicht zu verderben.
»Ich habe heute Nacht ganz abscheulich geschlafen«, sagte Mona und nahm auf der Eckbank Platz. Mit einer kleinen Bewegung ihres Zeigefingers ließ sie die Kaffeekanne zu ihrer Tasse schweben. Es plätscherte leise, als der Kaffee in die Tasse lief. »Ich habe über vieles nachgedacht und bin zu einem Entschluss gekommen. Ich werde mich von Jeremias scheiden lassen.«
»Das ist nicht dein Ernst«, sagte Jolanda schockiert. »Jeremias war fast vierzig Jahre in einen Felsen verwandelt. Ihr habt gerade einmal ein paar Monate miteinander verbracht.«
»Das reicht, um festzustellen, dass wir nicht zusammenpassen«, entgegnete Mona ruhig. »Seine Anwesenheit stört mich. Er engt mich ein.«
»Aber Jeremias ist doch gar nicht da, er ist seit drei Wochen in der Hexenwelt … «
»Na und? Er wird wiederkommen und dann haben wir dasselbe Problem.« Mona veranlasste, dass ein Brötchen den Brotkorb verließ und auf ihrem Teller landete. Ein Messer schnitt es auf, ohne dass Mona einen Finger rührte. »Übrigens solltest du nicht so viel stehen, Jolanda, das gibt in deinem Zustand leicht Krampfadern.«
»Mutter, ich habe bereits drei Kinder zur Welt gebracht!«
»Eben drum. Da ist dein Bindegewebe schon etwas ausgeleiert.« Mona nickte mit dem Kopf, und das Messer schmierte gehorsam erst etwas Butter und dann Marmelade aufs Brötchen. »Glaub mir, Jolanda, ich habe mir wegen Jeremias viele Gedanken gemacht und ich trenne mich bestimmt nicht leichtfertig von ihm.« Als sie aufblickte, sah sie, dass Jolanda feuchte Augen hatte.
»Beim Orkus, Kindchen, was ist los? Habe ich etwas Falsches gesagt? Ist es wegen Jeremias?«
Jolanda schniefte. »Wenn du dich scheiden lässt, wird er nie sein neues Enkelkind kennenlernen, also ich meine, so hautnah wie du … und überhaupt … Jetzt hatte ich endlich mal einen Vater, und du nimmst ihn mir wieder weg! Ach!« Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und betupfte mit einem Taschentuch ihre Augen.
In diesem Moment kam Daphne in die Küche. Sie wirkte ziemlich verschlafen und hatte noch ihr Nachthemd an. Daran hielt sich ihr kleiner Bruder Rufus fest und stolperte über die Türschwelle.
»Aber du wolltest mir doch erst die Geschichte zu Ende erzählen, Daphne! Das ist gemein!«, jammerte er.
»Klappe, Rufus!«, knurrte Daphne. »Ich brauche zuallererst einen starken Kaffee, sonst läuft
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