Magic Girls – Eine verratene Liebe
Eigentümer bekommen hat, ist das Eis noch besser«, verkündete Nele und hielt Elena ihren Löffel hin, damit sie probieren sollte. »Walnuss, Pistazie und Vanille. Dazu noch frische Heidel- und Brombeeren. Unglaublich lecker.«
Elena leckte gehorsam, konnte aber keinen Unterschied gegenüber früher feststellen. Wahrscheinlich waren ihre Geschmacksnerven durch den Liebeskummer genauso abgestumpft wie alles andere: die Farben, die Gerüche, sogar der Sonnenschein … Ein Gefühl, als wäre sie mitten im Sommer in eine dicke Schicht Watte gepackt! Nur der Schmerz,sobald sie an Milan dachte, war ganz und gar nicht abgestumpft, sondern noch immer genauso schneidend wie am Anfang.
Miranda zog zwei Stühle an den Tisch, und sie und Elena setzten sich. Miranda vertiefte sich gleich in die Eiskarte, während Nele Elena neugierig anschaute und fragte: »Na, du Fee, schon was Neues über dich herausgefunden?«
»Nö«, knurrte Elena und wünschte sich, Nele würde sich nicht täglich nach möglichen neuen Eigenschaften erkundigen. Nele interessierte sich brennend für alles, was irgendwie mit Magie und Zauberei zu tun hatte, und sie war auch überzeugt, dass Elena dank ihres Feenbluts irgendeine wunderbare Fähigkeit haben
musste
. Elena fand die Fragerei allmählich nur noch nervig.
»Oma Mona meint, Feen hätten gar keine besonderen Eigenschaften«, fügte Elena jetzt hinzu. »Jedenfalls keine, auf die man stolz sein kann. Also bin ich, wie ich bin – und fertig.«
Nele hob die Augenbrauen und grinste. »Aber du weißt schon, dass deine Oma eine ganz ausgezeichnete Lügnerin ist?«
»Jetzt lass doch mal das Thema«, mischte sich Miranda ein, wofür Elena ihr dankbar war. »Ich nehme einen großen Früchtebecher mit Sahne und was willst du?« Sie schob ihr die Karte hin.
Elena warf nur einen kurzen Blick darauf. Eigentlich war es ihr egal. Es war ihr egal, ob sie jetzt einen köstlichen Hawaii-Becher aß oder einen Teller Spinat. Oder auch gar nichts. Aber weil Miranda auf eine Antwort wartete, seufzte Elena und sagte: »Ich nehme einen kleinen Ananasbecher ohne Sahne.«
Wenig später nahm die Bedienung ihre Bestellung auf.
Jana hatte ihren Eisbecher leer gelöffelt und schob ihn von sich weg. Sie beschirmte ihre Augen mit der Hand, weil sie so saß, dass die Sonne sie blendete. »Nach den Sommerferien kommen wir schon in die Neunte. Ist das nicht Wahnsinn?«
»Hoffentlich werden wir nicht auseinandergerissen«, meinte Nele. »Das wäre total schade.«
»Oh, mach dir mal keine Sorgen.« Miranda zwinkerte. »Dagegen können wir leicht etwas unternehmen.«
»Darauf bauen wir auch.« Nele lächelte. »Es ist soooo toll, wenn man Freundinnen hat, die hexen können.«
»Pst, nicht so laut.« Miranda sah sich hektisch um, aber es war zum Glück niemand in Hörweite. »Das braucht ja nicht alle Welt zu wissen, sonst haben wir gleich eine Menge Probleme an der Backe.«
»Wisst ihr übrigens schon, dass es demnächst einen Vortrag zu diesem Thema gibt?«, fragte Jana. »Meine Mutter hat vor ein paar Tagen einen Prospekt mitgebracht, den ihr ihre Buchhändlerin in die Hand gedrückt hat. Der Vortrag heißt:
Existiert Magie wirklich? Von selbsterfüllenden Prophezeiungen und Zauberritualen.
« Sie sah die anderen gespannt an.
»Also, da gehe ich hin«, sagte Nele gleich. »Obwohl ich ja schon die Antwort kenne. Ich weiß, dass es Magie gibt. Aber es ist bestimmt interessant zu hören, was andere Menschen so darüber denken.«
»Hm.« Miranda wirkte nachdenklich. »Vielleicht sollten wir uns den Vortrag auch anhören, oder was meinst du, Elena?«
Elena hatte nur mit halbem Ohr zugehört. Ihre Augen klebten noch immer auf der Eiskarte, und zwar auf dem Begriff »Großer Liebesbecher für zwei«. Sie sah auf und strich sich geistesabwesend die roten Locken aus der Stirn.
»Was hast du gerade gefragt?«
Miranda lächelte nachsichtig. »Ich finde, dass wir wissen sollten, was die Menschen über Magie denken. Vorsichtshalber, sozusagen. Wann ist denn der Vortrag?«
»Samstagabend in einer Woche«, antwortete Jana. »Und am Montag danach fängt das neue Schuljahr an.«
Nele streckte sich. »Die Ferien könnten viel länger sein! Anfangs denkt man immer, sechs Wochen dauern ewig, aber ratzfatz ist die Hälfte um. Und dann geht es noch schneller … Die Schultage dagegen ziehen sich wie Kaugummi. Ich verstehe das nicht, echt!«
»Möglicherweise ist das auch eine Art von Zauberei«, scherzte Jana. »Hatte deine Oma
Weitere Kostenlose Bücher