Magic Park 1 - Das Geheimnis des Greifen (German Edition)

ernste Angelegenheit. Ernst im Sinne von: FABA macht uns dafür vielleicht dicht. Zoe war es quasi offiziell verboten, sich darüber zu freuen, möglicherweise jemand Neues zum Reden gefunden zu haben.
    Aber was sollte sie machen – etwa nicht mit ihm reden?
    »Das hier ist Alltag für mich«, sagte sie kläglich.
    »Dein Alltag ist der Hammer!«
    Zoe hatte schon lange aufgehört, darüber nachzudenken, wie hammermäßig die Menagerie war. »Na ja, wenn man Babygreifen nach Zecken untersucht und dabei alle Hände voll zu tun hat, nicht gezwickt zu werden, ist es ein bisschen weniger toll.« Sie deutete auf den gigantischen Hund hinter ihr. »Und was das Wegräumen von Höllenhundehaufen angeht, willst du gar keine Details wissen.«
    »Zoe«, sagte Logan mit fester Stimme, als hätte sie es nötig, dass jemand sie wachrüttelte. Er zeigte auf Charlie. »Einhörner! Echte, lebendige Einhörner!«
    Cleo stieß in ihrem Stall ein scharfes Schnauben aus. »Dein Ausmaß an Ehrfurcht findet meine allergrößte Zustimmung, junger Mann. Jetzt müsste nur noch jeder lernen, sich beim Eintreten zu verbeugen, dann wären wir auf dem richtigen Weg.«
    Zoe wirbelte herum und starrte das Einhorn an.
    »Ach, dann reden wir also endlich wieder?«, fragte Zoe. Seit einem Monat hatte sie aus den Einhörnern kein Wort herausgebracht. Andauernd hatten sie irgendwelche überzogenen Starallüren und regten sich über irgendetwas auf.
    Cleo reckte ihr Horn in die Luft und stapfte im Kreis um die eigene Achse, bis sie Zoe das Hinterteil zuwandte.
    Das beantwortete Zoes Frage.
    »Na kommt schon«, probierte Zoe es noch einmal. »Wollt ihr uns nicht wenigstens verraten, was wir diesmal wieder verbrochen haben?«
    Eisige Stille schlug ihr entgegen.
    »Teile dem Mädchen mit«, wandte Charlie sich betont an Logan, »dass wir deshalb mit dir sprechen, weil du uns nicht zu Tode gekränkt hast. Doch wir reden sicherlich kein Wort mit ihr oder mit einem der anderen dreisten Diener hier.«
    »Ähm«, fing Logan an. »Charlemagne sagt –«
    »Ich hab ihn gehört«, zischte Zoe. »Einhörner kann jeder verstehen. Leider.«
    »Ach, tatsächlich?« Cleos Stimme hallte von den Holzbrettern vor ihrer Nase wider. »Angesichts der Tatsache, wie man uns hier behandelt , könnte man daran zweifeln.«
    Seufzend rieb Zoe sich die Stirn. Einhörner zu betütern, stand für heute eigentlich nicht auf dem Plan. Sie hatte auch so schon genug zu tun.
    Sie mussten noch fünf weitere Greifen finden und zurückbringen. Dann könnten die anderen damit aufhören, ihr ständig deren Ausbruch vorzuwerfen, und ihr Leben könnte endlich wieder normal werden.
    »Suchen wir meinen Dad«, sagte sie und drückte das Greifenbaby an sich. »Er wird ausflippen vor Freude, dich zu sehen, kleiner Kerl.«
    »Gurk«, protestierte der Greif. Zoe würde sich im ganzen Leben nicht daran gewöhnen können, ihn Skworp zu nennen.
    »Ähm …« Logan deutete auf den Höllenhund, der ihn noch immer mit seinen rot glühenden Augen fixierte.
    »Keine Bange, sie ist nicht halb so gefährlich, wie sie aussieht«, sagte Zoe. »Killer, ist gut.« Sofort entspannte sich die Höllenhündin und ließ die riesige Zunge aus dem Maul hängen. Sie wackelte sogar mit dem Schwänzchen, während sie Logan anblickte. Zoe fand das gar nicht gut. Die Höllenhunde sollten keinen mögen, der nicht zur Menagerie gehörte.
    Zoe fischte einen Proteinriegel aus dem Leckerli-Beutel, den sie an der Hüfte trug, und warf ihn Killer zu. Der Greif versuchte, ihn aus der Luft zu klauben, doch als die Hündin knurrte, machte er sich auf Zoes Arm ganz klein.
    »Eiweißriegel?« Verblüfft sah Logan zu, wie Killer den Snack komplett, mitsamt der Verpackung, verschlang.
    »Ja. Meine Mom hat diese Theorie, dass sie, wenn man ihnen von vornherein nie Menschenfleisch zu fressen gibt, gar nicht erst auf den Geschmack kommen.«
    Logan blinzelte mehrmals. »Aber dann … dann … essen sie normalerweise …«
    »Die meisten Höllenhunde fressen Menschen. Weißt du denn gar nichts über Fabelwesen?«
    »Ich weiß, dass es sie nicht gibt«, erwiderte Logan. Er lächelte dem Greif zu. »Also, ja, ich schätze, ich weiß gar nichts.« Er folgte Zoe an der Höllenhündin vorbei zur Tür. »Was ist das hier eigentlich?«
    Zoe biss nachdenklich auf ihrer Lippe herum. Ihm auch nur das kleinste bisschen zu verraten, widersprach allem, was man ihr beigebracht hatte. Aber er hatte ohnehin schon viel zu viel gesehen. Und wann hatte sie