Magic Park 1 - Das Geheimnis des Greifen (German Edition)
sonst einmal die Gelegenheit, über die Menagerie zu sprechen? Noch nie, kein einziges Mal in den zwölf Jahren ihres Lebens, hatte sie jemandem außerhalb der Menagerie die Wahrheit über ihr Leben erzählen können.
»Das hier ist die Menagerie«, sagte sie langsam. Es war komisch, es laut auszusprechen. »Wir – also meine Familie – wir kümmern uns schon seit Generationen darum. Aber das ist wirklich, wirklich top geheim.«
»Ich verrate keinem was«, versprach Logan.
Irgendwie war es süß, dass er glaubte, sie würde so einfach seinem Versprechen vertrauen. Seine Hand zuckte kurz in Richtung Killer, als wollte er sie streicheln. Aber dann überlegte er es sich doch anders.
»Darf ich … darf ich vielleicht einen Drachen sehen, bevor du mich rausschmeißt?«
Na sicher! Wir machen hier ständig Fremdenführungen durch unseren superstreng geheimen Zoo.
Andererseits waren die Drachen wirklich cool. Und Zoe wollte schon immer einmal mit der Menagerie angeben – es war die eine Sache in ihrem Leben, in der sie wirklich gut war, weil es das Einzige war, wofür sie Zeit hatte. Sie überlegte, was ihre Eltern wohl von Logan halten würden. Es gab da etwas, womit sie das alles ungeschehen machen konnten … Aber vielleicht hatte das noch ein bisschen Zeit. Vielleicht konnte sie Logan zuerst herumführen.
»Mal sehen«, sagte sie schließlich. »Na komm, lass uns meinen Dad suchen gehen.«
K APITEL 10
Das lief doch gar nicht so schlecht, dachte Logan, als er Zoe aus dem Stall folgte. Klar, sie war überrascht gewesen, ihn zu sehen, aber immerhin hatte es nicht den Anschein, als würde sie ihn gleich an die Drachen verfüttern.
Er blieb wie angewurzelt stehen. Vor dem Stall warteten drei weitere Höllenhunde, die so stark sabberten, dass das Gras zu ihren Pfoten schon ganz nass war. Hinter ihnen stand ein kleiner drahtiger Kerl, der aussah, als würde er bereits auf die Highschool gehen. Sein Haar hatte die gleiche rotbraune Farbe wie Zoes und neben der linken Augenbraue hatte er eine halbmondförmige weiße Narbe. Obwohl bereits Oktober war, trug er ein kurzärmeliges T-Shirt in Avocado-Grün, sodass Logan deutlich das Narbengewebe an seinem linken Arm sehen konnte.
»Oh wow«, sagte der Fremde. »Wir haben ja echt einen Eindringling. Und einen der Greifen! Wahnsinn, Mann!«
Einer der Höllenhunde knurrte.
»Ja, völlig richtig, Reißzahn«, meinte der Typ. »Er sieht wirklich ziemlich gefährlich aus.«
»Hat er das gesagt?«, fragte Logan nervös.
Zoe seufzte. »Höllenhunde sind eigentlich wie ganz normale Hunde. Sie können nicht sprechen. Matthew hat einen Witz gerissen, auf seine typisch unwitzige Art. Er ist mein Bruder, aber das ist auch top geheim.«
»Warum?«, wollte Logan wissen. »Ist er so was wie ein Geheimagent für Fabelwesen?«
»Nein, aber er nervt tierisch.« Zoe warf den anderen drei Höllenhunden ebenfalls Proteinriegel zu und alle ließen sich kauend auf den Boden fallen. Logan bemerkte, dass einer davon dauernd mit dem Schwanz wedelte und seinen Kumpels ein breites offenes Grinsen schenkte. Die übrigen Höllenhunde ignorierten ihn.
»Eines Tages werde ich echt ein Geheimagent für magische Wesen«, meinte Matthew und nahm Zoe Skworp ab. »Wir nennen sie allerdings Fährtenleser, aber die Grundidee ist dieselbe. Hey, Pelzknäuel! Wo hast du gesteckt? Dein Dad hat fast ’nen Anfall gekriegt.«
Pfft, ächzte Skworp. Papa kriegt IMMER fast Anfall. Sein Murren wurde in Logans Kopf zu ausgelassenem Greifengekicher, als Matthew ihn an den Kinnfedern kitzelte.
»Wer bist du eigentlich?«, wollte Matthew von Logan wissen.
»Er geht in meine Klasse«, erklärte Zoe. »Er kann das Greifenbaby hören. Hast du gewusst, dass das möglich ist? Er meint, es will ausgerechnet Skworp genannt werden. Er ist der einzige Saxofonspieler in der Schulband und er ist in der Lektüregruppe für Fortgeschrittene. Der Knirps hat ihn hergebracht und die Einhörner haben ihn aus irgendeinem Grund gleich ins Herz geschlossen.«
»Und ich heiße Logan«, fügte Logan hinzu.
»Aha«, meinte Matthew mit einem komischen Gesichtsausdruck. »Verstehe.« Er nahm ein Walkie-Talkie von seinem Gürtel und sprach hinein: »Mom, sag den Drachen, dass alles in Ordnung ist. Wir haben den Eindringling gefunden – und ich glaube, die Menagerie wird’s überleben.«
Der dröhnende Alarm stoppte.
»Wo ist Dad?«, fragte Zoe.
»In der Voliere.« Matthew deutete auf die weiße Kuppel. »Die Vögel haben
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