Magic Park 1 - Das Geheimnis des Greifen (German Edition)
sprintete Zoe zum See und rief um Hilfe. Mehrere neugierige Meerjungfrauen steckten den Kopf aus dem Wasser. »Tut doch was!«, rief Zoe. »Das Kelpie hat Logan! Helft ihm!«
Die Meerjungfrauen machten alle übertriebene Gesten, die wohl sagen sollten: »Was? Ich kann dich nicht hören! Ich habe null Ahnung, was du von mir willst.«
Käpten Fuzzbutt stand am Ufer und trompetete panisch. Er hatte Angst vor Wasser. Trotzdem sah Zoe ihm an, dass er kurz davor war, hineinzuspringen. Das war das Letzte, was sie im Augenblick gebrauchen konnte: ein ertrinkendes, zappelndes Mammut, das sie auch noch retten musste.
»Hol Blue!«, schrie sie und schob den Käpten aufs Haus zu. Dann rannte sie ins Wasser, wobei ihre Flip-Flops sofort im schlammigen Sand stecken blieben, und tauchte an der Stelle, wo das Kelpie verschwunden war.
Spätestens jetzt hätte das eiskalte Wasser sie schlagartig putzmunter gemacht, wenn der Schock das nicht längst erledigt hätte. Unter Wasser war es dunkel, dennoch erkannte Zoe den Umriss des sinkenden Kelpies – und Logan, der hilflos mit den Armen fuchtelnd auf dessen Rücken festsaß. Dank jahrelangen Trainings mit Blue war Zoe eine gute Schwimmerin, sodass sie schnell aufschloss.
Leider hatte sie keinen Schimmer, wie man eine Kelpiestute von ihrem Opfer löste. Da es Aufgabe der Meerjungfrauen war, sich um das Wasserpferd zu kümmern, war Zoe im Umgang mit Kelpies nie ausgebildet worden. Sie griff nach Logans Hand, der sich wie an einer Rettungsleine daran festklammerte. Zoe versuchte, sich im Wasser so zu drehen, dass sie die Füße gegen die Flanke des Kelpies stemmen konnte. Dann schlang sie die Arme um Logans Brust und drückte sich mit aller Kraft ab.
Nichts passierte. Sie hatten es mit Magie zu tun. Wenn ein Kelpie sein Opfer erst mal im Wasser hatte, war es so gut wie tot.
Nicht in meiner Menagerie!, dachte Zoe entschlossen. So kräftig sie konnte, trat sie nach dem Kelpie, doch das Pferd reagierte nicht einmal. Allmählich ging Zoe die Luft aus, während sie immer tiefer in das finstere Wasser hinabsanken. Mit einem Arm hielt Zoe Logan fest, mit der freien Hand packte sie die Mähne des Kelpies und riss daran.
Verärgert schüttelte das Pferd den Kopf. Als Zoe erneut an ihr zerrte, trat die Stute im Wasser aus, um Zoe abzuwerfen.
Mich wirst du nur los, wenn du Logan gehen lässt!, dachte Zoe grimmig. Sie blickte zu Logan. Er hatte das Bewusstsein verloren und schwankte grässlich von einer Seite zur anderen. Bleib bloß am Leben! Ich ertrinke hier doch nicht umsonst!
Etwas streifte Zoes Rücken. Erschrocken hätte sie Logan um ein Haar losgelassen. Kamen ihnen die Meerjungfrauen endlich doch noch zu Hilfe?
Ein langer purpurfarbener Tentakel glitt an Zoe vorbei und betastete den Hals des Kelpies. Das Wasserpferd erschauderte und erstarrte dann. Ein zweiter Fangarm wickelte sich um Zoe und ergriff schließlich auch Logan.
Der Krake. Zoe fühlte sich benommen. Der Krake ist wach. Dabei hatten sie alle angenommen, das Krakenweibchen sei schon vor einem Monat in den Winterschlaf gefallen.
Zoe wagte nicht, sich umzudrehen oder auch nur zu rühren, während sich immer mehr Tentakel an ihr vorbeischoben und um das Kelpie, Logan und sie selbst ringelten. Die Arme des Kraken fühlten sich wie Gummi an und gleichzeitig rau, wie die Haut von Haien. Außerdem saßen kleine Saugnäpfe daran, die an Zoes nackten Armen klebten. Zoe umklammerte Logans Hand. Weil sie keinen frischen Sauerstoff bekam, wurde ihr immer schwummriger. Vielleicht halluzinierte sie sich das alles auch zusammen.
Dann schlang der Krake einen Fangarm um den Hals des Kelpies und begann, langsam zuzudrücken.
Luftblasen strömten aus den Nüstern des Wasserpferdes, während es zappelnd um sich trat. Dabei stieß es einen furchtbaren Laut aus, der unheimlich durch das Wasser hallte.
Der Krake drückte fester zu.
Plötzlich machte das Kelpie einen mächtigen Ruck, sodass Logan von seinem Rücken flog. Sofort warf der Krake das Wasserpferd von sich, tauchte in Windeseile auf und zog Logan und Zoe mit sich.
Wasser schoss an Zoe vorbei, so schnell, dass sie den Eindruck hatte, sie würde in ein tiefes Loch fallen. Mit einem Mal durchbrach sie die Oberfläche, prustend und zitternd. Neben ihr schwebte Logan, der noch immer die Augen geschlossen hatte. Seine braune Haut war schreckensbleich und klamm. Besorgt rüttelte Zoe seine Hand. »Logan!«
Der Krake legte beide behutsam am Ufer ab. Zoe bemerkte nur am Rande, wie
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