Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
machst
du denn da mit dem Kaninchen?«
Ich zuckte
zusammen. Es war der kleine Junge, der mir damals beim Krokodilfüttern geholfen
hatte.
»Ich bringe
hier ein Meerschweinchen hin, damit es sich nicht
einsam fühlt. Die dürfen nicht allein sein.«
»Aber hier sind doch gar keine
Meerschweinchen.«
»Ich weiß, aber ich dachte, ich könnte ihn zu den Kaninchen
stecken.«
»Nein, das
geht nicht«, sagte der Junge, der, wie ich mich jetzt erinnerte, Hans-Peter
hieß. »Ich hab mal im Fernsehen was über Meerschweinchen gesehen, das war so
für Kinder gewesen, da haben die gesagt, das geht nicht mit anderen Tieren, nur
mit Meerschweinchen. Sonst haben die Angst.«
Ich nahm
Bolek wieder aus dem Käfig heraus. Es sah dort nicht gut für ihn aus, er war
von den Kaninchen regelrecht umzingelt.
»Bist du
sicher, dass der Film über Meerschweinchen ging?«
»Aber klar!
Man soll die auch nicht streicheln! Und wenn die dabei so Geräusche machen,
dann ist das wegen Todesangst!«
»Ja, was
mach ich denn dann jetzt?«, sagte ich ratlos. »Und was machst du überhaupt
hier? Habt ihr jetzt nicht Mittagessen?«
»Ich hatte
keinen Hunger. Ich wollte mal zu den Tieren.«
»Weiß
Hartmut, dass du hier bist?«
»Der doch
nicht! Der steht doch Wache am Eingang!«
»Was mach ich denn jetzt mit dem
Meerschweinchen?«, sagte ich.
»Lass das
doch einfach hier, dann müssen die ein zweites Meerschweinchen anschaffen«,
sagte Hans-Peter. »Ich kann denen ja sagen, dass die nicht allein sein dürfen,
dann schaffen die noch eins an. Ist doch ganz einfach.«
»Wem willst
du das sagen?«
»Hartmut.«
»Und wie
willst du Hartmut erklären, dass du weißt, dass hier ein Meerschweinchen ist?«
»Die haben
jetzt einen neuen Tierpfleger.«
»Aber du
hast meine Frage nicht beantwortet.«
»Ich krieg
das schon hin!« Der Junge streckte die Hände aus und ich legte ihm Bolek
hinein. »Wir tun den einfach hier …«, er ging zu einem kleinen Karton, der in
der Ecke lag, und setzte Bolek hinein, »… einfach hier rein und stellen ihn
auf den Tisch da, dann finden die den.«
»Aber die
wissen, dass ich hier runtergegangen bin. Dann wissen sie auch, dass ich ihn
hergebracht habe«, sagte ich.
»Na und?
Hast du ja auch«, sagte Hans-Peter.
»Stimmt
auch wieder«, sagte ich.
»Ich sag
denen, wie die das machen sollen, ich sag das zu Hartmut und der kümmert sich
drum.«
»Hm …«
Ich war nicht überzeugt.
»Du musst
den Leuten auch mal vertrauen«, sagte Hans-Peter. »Wenn du den Leuten nicht
vertraust, dann kommst du auf Dauer im Leben nicht klar!«
Ich lachte.
»Hast du das von Hartmut?«
»Nein, hab
ich mir selber ausgedacht!«
»Okay«,
sagte ich, »ich vertrau dir. Du machst das schon. Der heißt übrigens Bolek.«
»Was ist
das denn für ein komischer Name.«
»Können
nicht alle Hans-Peter heißen.«
Ich schüttelte
ihm ernsthaft und fest die Hand zum Zeichen meines Vertrauens und ging raus. Am
Eingang stand Hartmut mit Dr. Selge zusammen und sie waren in ein Gespräch
vertieft. Ich versuchte, mich unauffällig vorbeizuschleichen.
»Herr Karl,
was verschafft uns denn die Ehre?!« Das war ungewöhnlich sarkastisch. Das war
nicht die einfühlsame Psychiaterin, das war jetzt die Heimleiterin, die da
sprach!
»Ich habe
ein Buch in der Werkstatt vergessen«, sagte ich und zog Dubis Buch aus der
Jacke und hielt es hoch. »Das hat mir im Urlaub sehr gefehlt. Ich wollte
unbedingt wissen, wie es ausgeht.«
»Die
Satanshexe vom Piz Palü«, las Dr. Selge vor. »Das klingt ja vielversprechend.«
»Ja, es ist
sehr spannend«, sagte ich.
»Sollten
Sie nicht im Urlaub irgendwo in der Lüneburger Heide sein?«
»Woher
wissen Sie das, Dr. Selge?«
»Ich habe
mit Herrn Maier darüber gesprochen. Der hat mich angerufen und mir komische
Fragen gestellt, und dabei
hat er so etwas gesagt. Dass Sie eigentlich in der Lüneburger Heide sein
sollen.«
»Da gehen Züge
hin und her«, sagte ich, »von Uelzen und von Lüneburg, da ist man schneller in
Hamburg als Sie von Pinneberg mit dem Auto, Dr. Selge.«
»Ihre
Mutter hat mich auch angerufen. Ob ich wüsste, wo Sie sind. Sie hat sich Sorgen
gemacht. Herr Maier hatte sie auch angerufen.«
»Tja, dann
grüßen Sie meine Mutter mal schön, wenn Sie mal wieder mit ihr sprechen, Dr.
Selge.«
»Was machen
Sie bloß? Sind Sie sicher, dass Sie das Richtige tun?«
Hartmut war
es sichtlich unangenehm, dem Gespräch beizuwohnen, er knetete die ganze Zeit
seine Hände und guckte an die Decke und
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