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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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an, das
alles zu mögen. Es war wie früher, aber irgendwie auch nicht. Und eins war mal
klar: Hier konnte jeder mitmachen. Sogar ein alter Psychozausel wie ich, der
seit fünf Jahren im Trockendock lag und bis eben noch Hilfshausmeister gewesen
war.
    Nur, dass
ich müde war. Mir fehlte der Stoff aus Rüdigers alter Kaffeemaschine. Aber
dann kam der Kellner vorbei und ich bestellte mir einen doppelten Espresso, das
musste genügen.

16. Regen
    Als wir
aus dem Lala
rauskamen, regnete es noch immer, es hatte sich eingeregnet, wie Rüdiger, der
Hausmeister, immer gesagt hatte, Rüdiger war immer ein ziemlicher Regenfreak
gewesen, bei Regen war er aufgeblüht, und so auch Raimund, der vor die Tür trat
und als erstes »Regen ist doch das einzig wahre Wetter« sagte, was so auch von
Rüdiger hätte kommen können, Rüdiger war immer gleich beim ersten Regentropfen
in Gummistiefeln und Ölzeug losgegangen und hatte irgendwelche Regenwürmer
ausgegraben oder was es sonst an Quatschvorwänden gegeben hatte, bei Regen ins
Freie zu gehen, er hatte das geliebt, den Geruch von nassem Gras und nassem
Wald und all das, das war sein Ding gewesen, und Raimund war ähnlich gestrickt,
wie es schien, nur dass es hier, in diesem halbverfallenen Bullerbü-Berlin,
natürlich weder nasses Gras noch nassen Wald gab, hier roch es eher nach nassem
Asphalt und immer noch ein bisschen nach nassem Osten, aber das war Raimund
offensichtlich recht, er stellte sich gleich in den munter herunterplatschenden
Regen und schaute in den Himmel und ließ sich das Wasser übers Gesicht laufen
und sagte: »Das ist ein gutes Wetter, um sich erstmal ein bisschen hinzulegen!«
Rosa spannte ihren Regenschirm auf, trat aus dem Eingangsbereich des Lala heraus und
sagte zu mir: »Komm am besten erstmal mit und guck dir an, wo du wohnst!«
    »Ja, mach
das mal, Charlie«, sagte Ferdi und blieb im Eingangsbereich des Restaurants
stehen, eng bei ihm Anja und Dubi, die skeptisch in das Wetter blinzelten. »Und
dann kommst du ins Büro und los geht’s! Ich geh auch gleich ins Büro, ich muss
nur eben mit den beiden hier noch was besprechen.«
    Ich ging
also mit Rosa unter
ihrem Regenschirm mit. Das war kein besonders großer Regenschirm und ich
achtete darauf, dass ich sie nicht berührte, mir war das nicht ganz geheuer, in
den letzten fünf Jahren war ich keiner Frau so nahe gekommen, nicht einmal Dr.
Selge, wenn sie mir eine Spritze gab. Das Problem war nur, dass ich, wenn ich
sie unter ihrem Regenschirm nicht berühren wollte, irgendwie schief laufen
musste, also den Oberkörper beim Laufen nach links neigen, sonst wäre der
Regenschirm ja nutzlos gewesen, weil die rechte Hälfte von Kopf und Schultern
ja trotzdem vollgeregnet worden wäre, das war nicht bequem, so neben ihr
herzulaufen, aber es ging auch nur kurz, dann schaute Rosa mich an und sagte
»Halt mal!« und gab mir den Schirm.
    Ich nahm
also den Schirm mit der Linken und sie hakte sich bei mir unter und wir bogen
Arm in Arm um die Ecke Richtung BummBumm Records und dessen Nachbarhaus, wo
sie wohnte. Ich sagte nichts, sie sagte nichts, und so, wie sie sich bei mir
eingehakt hatte, ging das mit dem Schirm ganz gut, sie war auch gar nicht dürr
und knochig, wie ich am Anfang gedacht hatte, das fiel mir jetzt auf, als sie
meinen Arm an sich drückte und ich sie unauffällig von der Seite betrachtete,
dürr und knochig, ich wusste gar nicht, wie ich darauf gekommen war, ich musste
sie mit Astrid verwechselt haben, ich hatte einfach gedacht, dass sie dürr und
knochig ist, weil ich Astrids Bild auf sie draufprojiziert hatte, das war also
das Ergebnis von fünf Jahren therapeutischer Wohngemeinschaft, dass man jetzt
überall Astrid sah, das musste aufhören, das würde einem das ganze
Geschlechterverhältnis verhageln, dachte ich, man muss überhaupt aufhören, dauernd
in diesen Altonaer/Othmarschener Kategorien zu denken, schärfte ich mir ein,
man muss Werners Macht brechen, dachte ich völlig unsinnig, nur um überhaupt in
diesem Moment, in dem Rosa mich untergehakt hatte und wir friedlich nebeneinanderhergingen,
etwas zu denken, das nichts mit dem, was gerade lief, zu tun hatte.
    Was
natürlich ein Fehler war, wie mir natürlich auch klar war. Entweder ist das,
was gerade läuft, okay oder es ist nicht okay, und man kann nicht an
irgendeinen sinnlosen, vergangenen Kram wie etwa Altona oder Othmarschen
denken, nur um sich vom gerade laufenden Geschehen abzulenken, jedenfalls
nicht absichtlich, verdammtes

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