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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Plastiklochkarte für die Fluxi-Zimmertür bekommen hatte und Basti schon ganz auf dem Boden lag, sagte ich: »Und dann hab ich den noch hier, das ist ein Kollege, das ist Basti, also der heißt wahrscheinlich Sebastian oder was, der ist hier auch eingebucht, der müsste mal auf sein Zimmer und sich ein bisschen erholen.«
    Der Historikerfreak guckte über seinen Tresen hinweg auf Basti und sagte: »Aber der ist jetzt nicht krank oder sowas? Soll ich einen Krankenwagen holen?«
    »Nein, der ist bloß blau«, sagte ich, »der war im Hofbräuhaus und hat das wohl nicht so gut vertragen.«
    »Wussten Sie, dass da die NSDAP gegründet wurde?«, sagte der Portier und guckte wieder in seinen Computer.
    »Nein«, sagte ich. »Ich nehme auch mal an, das hängen die nicht so an die große Glocke.«
    »Wer weiß«, sagte der Mann, »wer weiß! Sebastian mit Vornamen oder mit Nachnamen?«
    »Vornamen, nehme ich an, es ist Basti von den Hosti Bros!«
    »Echt?« Er beugte sich wieder über den Tresen und schaute sich Basti an. »So sieht der also aus.«
    »Sie kennen die Hosti Bros?«, sagte ich.
    »Natürlich, die haben doch gerade einen Hit, HostiBrosti, aber die sind natürlich jetzt nicht so direkt gesichtsbekannt, würde ich mal sagen, eher so faceless-techno-mäßig unterwegs.«
    Nicht zu fassen. Ein Raver. Stellten die für die Nachtschichten in den Fluxi-Hotels immer Raver ein?
    »Hier habe ich einen Sebastian Stratmann«, sagte der Mann jetzt, »der ist zusammen mit Holger Przybilla auf einem Zimmer.«
    »Das ist er, Basti, Holger, Hosti, Hosti Bros, alles klar, da müsste ich dann den Schlüssel mal haben, dann bring ich ihn da rein.«
    »Kann ich nicht machen, tut mir leid. Müsste ich erst seinen Ausweis sehen oder so. Oder dass er mir seinen Namen selber sagt oder so.«
    »Wieso, wir wissen doch, dass er Sebastian Stratmann ist.«
    »Das ist nur eine Vermutung. Ich kenne ihn ja nicht persönlich, auch nicht vom Gesicht her, das sind ja die letzten, die die Fahne noch hochhalten.«
    »Welche Fahne denn jetzt?«
    »Na, die Faceless-Techno-Fahne!«
    »Soso, und das finden Sie jetzt gut oder nicht so gut?«
    »Das finde ich gut.«
    »Aber jetzt gerade verwenden Sie es gegen ihn, so sieht’s aus!«
    »Ja, stimmt.« Er dachte kurz nach. »Aber da kann ich nichts machen. Vielleicht hat er ja einen Ausweis dabei!« Er deutete auffordernd mit dem Kinn auf Basti, der sich in diesem Moment auf dem Boden umdrehte und grunzte.
    »Ich kann doch nicht einfach seine Sachen durchsuchen. Das geht ja wohl irgendwie auch nicht, sowas mach ich nicht, einen hilflosen Mann durchsuchen. Außerdem kann ich Ihnen doch sagen, dass das Sebastian Stratmann ist.«
    »Das funktioniert als Security-Check aber nur, wenn Sie das zuerst und ohne Hilfe sagen. Und mit der Zimmernummer zusammen. Nicht, wenn ich Ihnen das vorher erzähle. Dann ist das ja witzlos.«
    »Aber das ist doch Scheiße!«
    »Klar ist das Scheiße. Aber noch mehr Scheiße wäre das, wenn ich Sie den jetzt auf ein Zimmer legen lasse im Vertrauen darauf, dass das a) Basti von den Hosti Bros und b) Basti von den Hosti Bros mit Sebastian Stratmann auf Zimmer 110 identisch ist, und sich dann später ergibt, dass der richtige Sebastian Stratmann gar nicht zu Hosti Bros gehört und in sein Zimmer kommt und in seinem Bett einen vorfindet, der sich im Hofbräuhaus betrunken hat.«
    »Und nun?«
    »Weiß auch nicht. Wollen Sie denn schon ins Bett?«
    »Nein, ich gehe nochmal weg.«
    »Dann legen Sie den doch erst einmal bei sich aufs Zimmer.«
    »Ja, das ist wahrscheinlich das Beste. Hier liegenlassen wäre ja nun schlecht.«
    »Das wäre gar nicht gut.«
    Ich bückte mich, fasste Basti unter die Achseln, zog ihn halb hoch und schleifte ihn so zum Fahrstuhl. Im ersten Stock brachte ich ihn auf Zimmer Nr. 105 und legte ihn dort in mein Bett.
    Auf der Rückfahrt zum Hofbräuhaus zwitscherten die Meerschweinchen wie verrückt und ich merkte, wie das dunkle Gefühl kalt in mir hochkroch, das kam ganz plötzlich, eben war noch alles tippitoppi gewesen, um es mit Raimund zu sagen, oder jedenfalls irgendwie okay oder jedenfalls nicht ganz so schlimm, und plötzlich die Hölle und keine Ahnung, was dahintersteckte, es waren nicht die Meerschweinchen und es war nicht Basti, es war nicht Magical Mystery und es war nicht das Fluxi, es war nicht das Auto und es war nicht Raimund, es war nicht das Hofbräuhaus und es war nicht München und es war nicht der Portier, ich ging alles durch, es war nicht

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