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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Plattentellern darstellte, faceless Techno, here we come, aber wenn ich ehrlich war, und das gelang mir schon kaum noch, als ich im Club war, weil ich sofort kontaktstoned wurde, das ging hier ganz schnell und es war auch ein feiner Club, die Leute gut drauf, nett, jung, schön, und wenn sie mal nicht so jung und nicht so schön waren, waren sie wenigstens nett, außer Sigi, sie war die einzige, die mir an diesem Abend doof kam, indem sie an mir vorbei zum Auflegen ging und sich im Vorbeigehen an mein Ohr beugte, denn ich saß mit einer Limo in der Backstage an der Tür und rührte mich nicht vom Fleck, die Lage war zu heikel und das Kontaktstoned-Ding zu heavy, die Backstage war klein, da war nicht viel drin, zwei Sofas, ein Stuhl, ein Kühlschrank, sie ging also an mir vorbei und sagte in mein Ohr: »Karl Schmidt, du Arsch, ich weiß genau, was du vorhast!«, jedenfalls wenn ich ehrlich war, was mir wie gesagt hier nicht mehr so leicht fiel, wie ich da in der Backstage auf dem Stuhl saß und durch die einen Spaltweit geöffnete Tür den Leuten zuguckte, aber so, dass sie mich nicht sahen, weil ich das Licht in der Backstage ausgemacht hatte, es war ja, nachdem Sigi nun raus war, außer mir keiner mehr in der Backstage, jedenfalls wenn ich ehrlich war, musste ich zugeben, dass ich bloß zugesagt hatte, bei dem Hosti-Bros-Ding mitzumachen, weil ich Angst vor der Rückfahrt ins Fluxi Maxx Munich 2 in Unterschleißheim gehabt hatte, Angst davor, wieder über die Autobahn zu brackern und womöglich noch einmal in den schwarzen Strudel zu kommen, wie Henning das mal genannt hatte, das war eines der seltenen Male gewesen, dass Henning gesprochen hatte, er wurde ja bei den Plenums oder Plena oder »Plenata«, wie Klaus-Dieter immer gesagt hatte, ziemlich geschont, er wurde ja nie zur Rede gestellt, er war ja der Clean-Cut-l-Hausheilige, die Sphinx von Altona, der Dalai Lama von Övelgönne, und er hatte das mit dem schwarzen Strudel auch ganz überraschend und wohl nur deshalb gesagt, um auf das Bild von der Zombie-Armee von Klaus-Dieter noch einen draufzusetzen, was natürlich nicht geklappt hatte, Zombie-Armee schlägt schwarzen Strudel, Sphinx hin, Dalai Lama her, das ist nun mal so, jedenfalls hatte ich einfach nur Angst vor dieser Rückfahrt und vor dem Alleinsein gehabt, und dass Basti auf meinem Zimmer schlief, hatte die Sache ja auch nicht besser gemacht, da ließ man sich schon mal zum DJ-Darsteller machen, und Holger hatte gesagt »Alles easy« und was nicht alles, den hatten sie schnell überzeugt, der wollte mich jetzt unbedingt dabeihaben, und nun war es vielleicht halb zwölf und ich in der dunklen Backstage und die Tür einen Spaltweit offen und Sigi schon am Auflegen und ich wollte eigentlich nur eins: dabei sein und ein Bier trinken. Und ich wusste, dass ich heute Abend das eine ohne das andere nicht kriegen würde, und ich wusste auch, dass das eine Bier nicht lange allein bleiben würde, ich wusste, dass das jetzt die Nagelprobe war: War es möglich, da rauszugehen und dabei zu sein und kein Bier zu trinken? Nein, das war nicht möglich. War es dann sinnvoll, hier drinzubleiben und an einer Limonade zu nuckeln? Was würde Werner sagen? Auf jeden Fall, würde Werner sagen, auf jeden Fall ist es besser, drinzubleiben und an der Limonade zu nuckeln, aber noch besser wäre jetzt weglaufen, das würde Werner sagen, aber zum Weglaufen bliebe mir nur noch Unterschleißheim und wenn das hier der Regen war, dann war Unterschleißheim die Traufe, das war mal sicher, und so saß ich da im Dunkeln, eine Viertelstunde, eine halbe Stunde, und draußen der Club und die Leute und das BummBumm und die Party und ich in der Mini-Backstage und das heimlich betrachtend, bis irgendwann Rosa kam und die Tür aufmachte und sagte: »Hier sitzt du also herum! Und im Dunkeln!«
    »Naja«, sagte ich, um Haltung bemüht, »es ist die Backstage, ich warte auf meinen Auftritt!«
    Sie lachte. »Da kannst du aber lange warten.« Sie setzte sich aufs Sofa. »Bist du gern im Dunkeln?«
    »Geht so«, sagte ich.
    »Ich bin erst um halb zwei dran und ihr kommt erst danach, also nicht vor drei Uhr, aber das verschiebt sich ja sowieso noch, also wird’s wahrscheinlich vier oder so, willst du so lange im Dunkeln sitzen?«
    »Keine Ahnung, warum nicht?«
    »Und da rausgucken?«
    »Gibt Schlimmeres.«
    »Warum kommst du nicht mit raus und wir trinken was?«
    »Ich darf nichts trinken, jedenfalls nichts Richtiges.«
    »Wie ist das eigentlich so,

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