Magical Mystery
wird’s wohl teuer«, sagte ich.
»Eigentlich eine gute Geschichte«, sagte sie.
»Finde ich auch.«
»Könnte man später seinen Enkelkindern erzählen.«
»Das wäre sicher romantisch«, sagte ich.
»Auf jeden Fall dürfte man das nur dann den Enkelkindern erzählen, wenn die von uns beiden sind. Sonst wäre das der falsche Move«, sagte sie. »Die müsste man dann schon zusammen haben.«
»Ja, das stimmt. Das gibt sonst böses Blut«, sagte ich.
»Müsste man sonst den Deckel draufhalten.«
»Wäre dann geheim.«
»Aber schade um die schöne Geschichte!«
»Auf jeden Fall«, sagte ich.
»Sowas würde man schon gerne den kleinen Kindern erzählen. Auch wenn sie’s vielleicht gar nicht hören wollen.«
»Darauf kann man dann keine Rücksicht nehmen«, stimmte ich zu.
»Aber wir müssen das jetzt nicht in allen Einzelheiten klären, oder?«, sagte sie. »Wir können das doch alles später noch genau planen, oder?«
»Ja klar, jetzt geht das nicht, jetzt müssen wir arbeiten«, sagte ich, »jetzt muss erstmal was auf den Plattenteller. Wir sind schließlich Profis!«
»Das finde ich ja gerade so gut an dir«, sagte sie, »dass du so ein Profi bist.«
»Das freut mich«, sagte ich. »Ich finde das an dir auch gut.«
»Dass ich ein Profi bin?«
»Ja.«
»Das ist ein schönes kollegiales Kompliment, Herr Schmidt.«
»Ja. Aber wie heißt du eigentlich mit Nachnamen?«
»Wieso weißt du das nicht, du bist doch hier irgendwie der Manager oder so.«
»Ich fülle die Meldezettel nicht aus, das macht ihr doch immer selber. Und im Tourplan steht auch nichts. Das ist alles ziemlich faceless und nameless hier.«
»Aber du musst doch wenigstens eine Liste haben oder sowas.«
»Nein. Wie heißt du denn nun mit Nachnamen?«
»Auch Schmitt, mit Doppel-t!«
»Wie ist das denn so mit Doppel-t? Das wollte ich immer schon mal wissen. Stell ich mir nervig vor!«
»Ich find’s gut!«, sagte sie.
»Das ist die Hauptsache«, sagte ich.
Und so ging das noch einige Zeit weiter. Hinten zwitscherten die Meerschweinchen. Ich nahm mir vor, sie bald mal wieder zu füttern.
54. Das Peter-Prinzip
»So Leute, jetzt aber hoch da!«, brüllte Raimund über das Bummbumm hinweg und haute mir auf den Rücken. »Hosti Bros forever, ihr Freaks, und wehe, wenn ihr wieder versagt, dann war das das letzte Mal!«
Ich schaute Holger fragend an. »Wieso wieder?«, rief ich in sein Ohr.
»Das sagt er immer«, rief Holger zurück. Er nahm seinen Koffer und stieg auf das Podest mit dem DJ-Pult. Ich ging hinterher. Oben stand Rosa und zeigte auf den rechten Plattenteller, der war leer. Holger stellte seinen Koffer ab, machte ihn auf, fummelte eine Platte heraus und legte sie auf, überblendete von Rosas auf seine Platte, Rosa nahm ihre vom Teller, packte sie ein, klappte ihren Koffer zu und hängte ihn sich an die Schulter. Dann zwängte sie sich an mir vorbei, es war eng dort oben, und sie sagte, als ihr Kopf meinem Kopf am nächsten war: »Viel Spaß, Profi!«
Ich wusste gleich, dass das jetzt schwierig werden würde. Holger fummelte mit Reglern, Platten und Kopfhörern herum und viele Leute schauten uns an und zuckten ein bisschen dabei, und ich wusste, so kontaktstoned konnte ich gar nicht sein, dass das funktionieren würde, die Leute schauten mich also an und ich stand offensichtlich einfach nur Holger im Wege, kein Mensch konnte ernsthaft auf die Idee kommen, dass das jetzt die Hosti Bros waren, der eine legt auf, der andere steht doof rum, das kann es nicht sein, ich beobachtete also Holger bei seinem Gefummel und nickte dazu mit dem Kopf, was sollte ich sonst machen, der eine legt auf, der andere sieht ihm dabei zu und nickt, warum nicht, Hauptsache Musik und deutscher Dance und Bummbumm, und ich nickte und nickte mit dem Kopf, was anderes hatte ich auch früher nie gemacht, Arschwackeln war nur drin gewesen, wenn ich ganz viel genommen hatte und auch das war dann sicher nicht schön gewesen, ich war immer ein legendär schlechter Tänzer, das ganze Tanzding hatte mich ja auch nie interessiert, ich fand beim Bummbumm immer nur das Drumherum gut, die Haltung, den Spaß, die Blödelei, die Drogen, das Vergessen von allem, das Durchmachen, das Unsinnreden, den ganzen Scheiß, und insofern hatten sie mich hier, hinter dem DJ-Pult neben Holger, peterprinzipmäßig an den Punkt meiner höchsten Inkompetenz befördert, hier war ja wohl ganz klar der Ort im Raum, an dem ich definitiv nichts zu suchen hatte, und ich nickte und
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