Magical Mystery
abgerissen und gleich trifft sie auf und du sitzt drin und weißt, dass es jetzt vorbei ist, dass du verloren bist, und dieser Moment ist ganz kurz und dann wachst du auf.«
»Oder du schlägst auf«, sagte sie. »Manchmal passiert ja sowas wirklich, ich meine im richtigen Leben, da geht sowas schon mal kaputt und dann ist das ziemliches Pech, wenn du da drinsitzt.«
»Genau«, sagte ich verwirrt. »Und dieser Moment, wo du merkst, dass die Gondel abgerissen ist und bevor sie aufschlägt, stell dir das mal nicht als Moment vor, sondern als Dauerzustand, der Magen krampft sich zusammen und du duckst dich in dich rein und eine unendliche Angst fährt dir in die Glieder und das bleibt so die ganze Zeit, kannst du dir das vorstellen?«
»Geht so«, sagte sie. »Eigentlich nicht.«
»Aber so ist das, Tag und Nacht, Tag und Nacht, Tag und Nacht. Und jetzt stell dir vor, in so einem Zustand erwartet einer von dir, dass du bei Grün über die Ampel gehst oder auf die Frage, wie spät es ist, eine vernünftige Antwort gibst oder weißt, wie man Geld auf der Bank einzahlt oder Guten Morgen sagt, glaubst du, du könntest das bringen? Während du dich die ganze Zeit auf den Aufprall vorbereitest, jede Sekunde, die ganze Zeit, Tag und Nacht?«
»Und so ist das?«
»Nein, es ist eigentlich viel schlimmer«, gab ich zu. »Das ist nur ein schwacher Vergleich, um zu erklären, dass es Zustände gibt, in denen niemand mehr eine vernünftige Antwort auf die Frage geben kann, warum er heute nicht zur Arbeit geht oder ob draußen die Sonne scheint. Wo man dann wirr reden und komische Sachen machen muss!«
»Aha …« Sie trank aus ihrer Flasche und dachte nach, und ich schwieg und sie dachte nach und ich schwieg und sie dachte nach und ich schwieg und von draußen kam das Bummbumm mit all seinen Nebengeräuschen, Keyboardgedudel und was weiß ich nicht, dazu der allgemeine Lärm aus Gespräch und Schreierei und Flaschenklirren und Füßegetrappel und Juchzern und Seufzern und woraus sich sonst noch der Hintergrundsound zusammensetzte, der zu einem guten Bummbumm dazugehörte. Und Rosa und ich im Dunkeln auf der Couch wie zwei Leute, die mal kurz Pause hatten.
Irgendwann boxte sie mich leicht an die Schulter und sagte: »Hier kann jeden Moment einer reinkommen, das ist dir schon klar, oder?«
Ich sagte: »Ja«, und schon ging die Tür auf und Schöpfi kam rein. Er knipste das Licht an, sah uns beide dort sitzen, sagte: »Oho! Ich sehe euch beide!«
Dann zwinkerte er erst mit dem einen, dann mit dem anderen Auge und hob dazu beide Daumen. »Ich sehe euch ganz genau. Aber ich sag nichts. Ich will nur ein Bier.« Er ging zum Kühlschrank und nahm sich eine Flasche Bier raus. »Gibt’s hier auch Getränkemarken für den Tresen? Kann mich gar nicht erinnern, wie das gestern war. Naja, euch beide hab ich nicht gesehen, ich sag’s den anderen, da war nichts.«
Dann machte er das Licht aus und ging wieder raus. »Das hab ich gemeint«, sagte Rosa.
»Schon klar«, sagte ich.
Und dann küssten wir uns.
»Vielleicht sollten wir ins Hotel fahren«, sagte Rosa.
»Das ist aber weit«, sagte ich. »Das ist in Unterschleißheim!«
»Ist doch egal«, sagte sie. »Wir haben jede Menge Zeit!«
Und dann fuhren wir ins Hotel.
53. Schmitt mit Doppel-t
Als wir zum Club zurückfuhren, war es halb drei. Wir dröhnten durch die Nacht, und nachdem Rosa eine ganze Weile auf die Straße geguckt und geschwiegen hatte, drehte sie irgendwann den Kopf zu mir und sagte: »Aber wir müssen jetzt nicht ein großes Ding daraus machen, oder?«
»Auf keinen Fall«, sagte ich.
»Ich meine, nicht gleich zusammenziehen oder so.«
»Nein, das ist nicht nötig«, sagte ich.
»Obwohl ich es gut finde, dass wir ins Hotel gefahren sind.«
»Auf jeden Fall«, sagte ich.
»Es ist ja nur so«, sagte sie, »dass man, wenn man dann wieder unterwegs zum Club ist, dass man dann ja auch mal was klären muss.«
»Da ist was dran!«
»Ob das jetzt teuer wird?«
»Der Alarm?«, fragte ich.
Wir hatten hinterher eine geraucht und dabei nicht daran gedacht, dass Rosas Zimmer auf der Fluxi-Spezial-Nichtraucheretage war und deshalb ein Rauchmelder an der Decke angebracht und der war losgegangen und dann hatte der Portier vor der Tür gestanden.
»Ja, das könnte ganz schön teuer werden«, sagte sie.
»Ich weiß nicht, ob die Feuerwehr schon unterwegs war«, sagte ich. »Und was sowas dann kostet.«
»Der hat gesagt, die Feuerwehr würde automatisch kommen.«
»Dann
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