Magical Mystery
wenn man verrückt ist? Ich meine, du warst doch richtig so in der Klapse oder was?«
»Ja.«
»Also wie?«
»Ist das nicht ein bisschen forsch als Frage? Und hatten wir das nicht neulich schon beim Backhendl?«
»Neulich ging es um Drogen.« Sie dachte kurz nach. »Naja, und ich dachte, wenn doch sowieso alle wissen, dass du in der Klapse warst, dann könnte man doch ruhig mal fragen, wie das so war!«
»In Ochsenzoll hatten wir einen, der war aus dem Osten, der sagte immer Klapper statt Klapse. Der lief den ganzen Tag durch die Gegend und sagte immer nur: ›Jetzt bin ich in der Klapper!‹ Der konnte das gar nicht glauben. Klapper finde ich besser, so als Wort.«
»Jaja«, sagte sie. »Aber wie ist das denn, wenn man verrückt ist? Und kannst du mal die Tür zumachen? Das nervt, ich meine, wenn man schon im Dunkeln sitzt, dann auch richtig, finde ich.«
Ich machte die Tür zu und ging zum Kühlschrank, der die einzige Lichtquelle war, es war einer mit durchsichtiger Tür und schwachblauer Beleuchtung und obendran einer beleuchteten Bierreklame, in deren Schein konnte man sehen, wie Rosa auf dem Sofa saß und mich beobachtete. Ich nahm mir eine Limonade und wollte schon wieder zur Tür gehen, als sie sagte: »Warum setzt du dich nicht aufs Sofa? An der Tür bringt das doch nichts, wenn die zu ist!«
»Auch wieder wahr«, sagte ich.
»Aber hier aufs Sofa, nicht auf das andere«, sagte sie und klopfte neben sich auf das Polster.
Ich ließ mich neben ihr nieder, irgendwie beiläufig und im Abstand angemessen. Ich merkte, dass ich zu schwitzen begann. Ich hätte vielleicht doch ins Fluxi Maxx Munich 2 fahren sollen, dachte ich, die Dinge gerieten außer Kontrolle, es war wie in einem lecken Boot zu sitzen und das Wasser kam schneller rein als man es mit dem Eimer rausschütten konnte, aber man gab natürlich trotzdem nicht auf, und so ratterte halt der gute alte Brain weiter und weiter, obwohl alles keinen Zweck mehr hatte, kein Wunder, dass ich schwitzte.
»Eigentlich ganz nett so«, sagte Rosa.
»Ja«, sagte ich.
»Trotzdem würde ich das gerne mal wissen«, sagte sie. »Kannst du dich denn überhaupt daran erinnern, wie du verrückt warst? Und wie hat sich das überhaupt geäußert? Ich meine, irgendwann muss doch einer entschieden haben, dich in die Klapse zu bringen.«
»Ich finde Klapper deshalb besser«, sagte ich, »weil Klapper nicht so endgültig klingt, Klapse klingt nach ›Klappe zu, Affe tot‹, Klapper klingt nach Spaß und Scheiße bauen und klappern gehört zum Handwerk, aber auch nach Schrauben, die locker sind und deswegen klappert das, und nach …« Ich merkte, dass ich mich etwas zu sehr in den Quatsch hineinsteigerte, deshalb brach ich ab.
Sie nahm einen langen Schluck aus ihrer Flasche und sagte: »Okay. Und wie ist das jetzt, wenn man verrückt ist? Kann man sich da hinterher dran erinnern? Hast du irres Zeug gefaselt und so?«
»Ja. Sonst hätte es ja keiner gemerkt. Irres Zeug gefaselt und Quatsch gemacht und geweint und nicht mehr klargekommen und so.«
»Und ist das okay?«
»Nein. Das ist nicht okay. Das ist schlimm.«
»Ja, aber wie ist das genau? Merkt man da noch alles?«
Ich schwieg und dachte nach. Und sie schwieg auch. Und ich dachte nach und sie schwieg und ich dachte nach und sie schwieg und ich dachte nach und sie schwieg, das war toll! Ich liebte sie dafür, dass das einfach so ging. Und ich wollte ihr eine ehrliche Antwort geben, aber ich wollte nicht, dass diese Antwort weinerlich oder oder so pseudoharterknochenmäßig rüberkam, deshalb dachte ich weiter nach und sie schwieg und ich dachte nach und sie schwieg, und so saßen wir im Dunkeln herum und durch die Tür kam gedämpft das Bummbumm und irgendwann hörte ich mit dem Nachdenken auf und sagte: »Okay, hast du schon mal geträumt, dass du in so einem Schleuderding auf dem Jahrmarkt bist, Hamburger Dom oder so, also so eine Krake oder etwas Ähnliches, und dann wirst du da so herumgeschleudert und dann gibt’s das ja im Traum, dass die Gondel, in der du drinsitzt, abreißt und du fliegst damit durch die Luft und du weißt, gleich schlägst du auf, okay? Schon mal sowas geträumt?«
»Sowas Ähnliches«, sagte sie.
»Man wacht dann natürlich immer im letzten Moment auf«, sagte ich, »also direkt vor dem Aufprall, ist ja klar, den Aufprall kann man ja nicht träumen, glaube ich.«
»Käme drauf an«, sagte sie, »wer weiß!«
»Und jetzt ist da dieser letzte Moment, okay? Also die Gondel ist
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