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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Entschuldigung weiß ich nichts!« erwiderte, und einen kurzen Moment wurde es ganz still im Auto, auch hinten, alle hatten natürlich die Ohren gespitzt und Sigi rief: »Was ist denn los da vorne?!«, worauf Ferdi nur mit den Schultern zuckte und die Musik so laut drehte, dass die Scheiben zitterten, und dann krochen wir weiter Richtung Essen durch irgendwelche Städte und Straßen und irgendwann merkte ich, wie mir die Paranoia hochkam, meine Hände schwitzten so sehr, dass sie kaum noch das Steuer halten konnten, glücklicherweise gab es nichts mehr zu lenken, wir waren in Essen angelangt und auf den letzten paar hundert Metern zur Halle ging gar nichts mehr und ich wollte nur noch aus dem Auto raus und die Musikdröhnung im Auto machte es nicht besser, nichts gegen die gute alte Bummbumm-Musik, aber sie kann auch ein 1a-Paranoia-Verstärker sein, und die Musik runterzudrehen kam natürlich nicht in Frage, ich also schön die Hände vom Steuer genommen und an der Hose abgewischt und Ferdi nur so lächelnd und kiffend und ich fragte mich, ob ich vielleicht kontaktstoned war und Ferdis Hasch jetzt meine Paranoia anschob und ob es bei Ferdi vielleicht genauso aussah, ob also die Paranoia, die bei mir langsam aber sicher Oberwasser kriegte, nur eine Zwillingsschwester von einer ähnlichen Paranoia bei Ferdi war, denn Ferdi lächelte nicht mehr, er kiffte und kiffte zwar, aber er lächelte nicht, genauer gesagt guckte er ziemlich schlechtgelaunt, wenn nicht gar panisch aus der Wäsche, und vielleicht war es auch umgekehrt, vielleicht ging die Urparanoia von mir aus und Ferdi war bei mir kontaktparanoid, vielleicht ging die Sache auch im Dreieck, sein Hasch brachte mir die Paranoia und ich steckte ihn wiederum damit an, so dachte ich hin und her, was man halt so tut, wenn man sich von der Paranoia ablenken will, denn wenn die Paranoia erstmal anmarschiert, ist einem ja jeder Ablenkungsgedanke recht, und Ferdi, das war mal klar, war auch nicht glücklich, als wir da mitten in Essen im Stau steckten wie der Stiel im Eis, er drückte den Joint aus und öffnete sein Hemd, er trug ja als einziger immer Hemden, der gute alte Ferdi, und immer bis oben zugeknöpft, das war schon ganz früher so gewesen, als wir noch zusammen in der Band gespielt hatten, immer Hemd an, nie T-Shirt oder sowas und das Hemd immer bis ganz oben zugeknöpft, der alte Zwangscharakter, und jetzt passierte also etwas, das ich noch nie zuvor gesehen hatte, Ferdi machte den obersten Knopf seines Hemds auf und dann sagte er: »Lass uns mal gucken, dass wir hier aus der Scheiße rauskommen, das nervt doch!«, und ich nahm den Anfahrtsplan, da war ein fotokopiertes Stück Stadtplan dabei, in das sie mit dickem Edding eine schwarze Linie für die Anfahrt zur Halle und zum Hotel hineingemalt hatten, so dick, dass man die dazugehörigen Straßennamen natürlich nicht mehr lesen konnte, sehr sinnig, aber die Querstraßennamen eben schon, deshalb reimte ich mir irgendwie zusammen, wo wir waren, und bog in eine Seitenstraße ab und versuchte es durch ein Wohngebiet hindurch, links, rechts, links, Sackgasse, Einbahnstraße, rechts, Einbahnstraße, links, rechts, bis wir wieder auf die Straße kamen, von der wir ursprünglich abgebogen waren, nur ein paar Meter weiter hinten, und die Autos standen dort lustig herum und die Raver waren ausgestiegen und tranken Sportgetränke und Bier und johlten und zuckten und da waren wir nun und Ferdi sagte: »Wie weit noch, das kann doch nicht mehr weit sein?!«, und ich sagte: »Höchstens ein paar hundert Meter!«, und Raimund sagte: »Dann gehen wir eben zu Fuß, sonst kriegen wir das nicht mehr rechtzeitig auf die Reihe mit dem Spargelessen!«, und so fuhr ich wieder zurück in das beknackte Wohngebiet und suchte nach einem halbwegs anständigen, jedenfalls nicht gemeingefährlichen Parkplatz, was einige Zeit dauerte, zumal wir nicht die einzigen waren, die auf diese Idee gekommen waren, doch dann klappte es irgendwie und gerade noch rechtzeitig, denn Ferdi war schon ziemlich mit den Nerven runter und schrie, als ich den Wagen irgendwo hineingequetscht hatte, wo es wahrscheinlich Geld kosten, aber wenigstens zu keinen Abschleppereien kommen würde, Ferdi also schrie: »Alle raus, und weg vom Auto, bevor die Bullen kommen!«, und er sprang aus dem Auto und lief los und alle anderen hinterher, aber Raimund brüllte ganz laut: »Halt! Taschen mitnehmen!«, und sie beruhigten sich und holten ihre Sachen unter den Sitzen hervor

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