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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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und vom Komabrett herunter, während ich solange den Meerschweinchenkäfig versorgte und gegen die Sonne, die jetzt herausgekommen war, mit Alufolie abdeckte.
    Auf dem Weg zum Fluxi Messe Ruhr-Emscher-Halle Essen, das direkt neben der Halle stand, der unsere Gruppe mit viel Gestöhne und Gemecker entgegenstrebte, fragte ich Raimund, was nun eigentlich Sache sei, und er sagte: »Erst mal Spargelessen, da freu ich mich am meisten drauf, immer zur Springtime ess ich das erste Mal Spargel im Jahr!«, und Ferdi, der gleich hinter uns lief, sagte: »Aber diesmal nicht, Raimund, die anderen meinetwegen, aber wir nicht, wir müssen uns um die Lounge kümmern, ich meine, guck mal auf die Uhr!«, und Raimund protestierte, weil das Spargelessen zur Springtime bei BummBumm Tradition sei, und Ferdi sagte nur »Tradition, da scheiß ich drauf, da haben wir keine Zeit für, Raimund!«, und Raimund wurde ganz hysterisch und rief laut und immer weiterlaufend, dass er die Schnauze voll davon habe, dass Ferdi hier jetzt einen auf Chef mache und ihm, Raimund, Arbeit reindrücke, nur um ihm das Spargelessen und damit den ganzen Spaß kaputtzumachen, und Ferdi sagte, dass Raimund sich das ja auch mal früher hätte überlegen können, denn die Sache mit dem Fischessen direkt vor dem Auflegen im Fischclub in Hamburg hätte Raimund dann mal lieber nicht sabotieren und verspotten sollen, denn wenn einer Tradition Spargelessen will, dann darf er Tradition Fischessen nicht verspotten, es sei Raimund ja wohl auch total scheißegal gewesen, dass ein Fischessen für ihn, Ferdi, immer und grundsätzlich Pflicht war, bevor er im Fischclub auflegte, dabei sei das auch sprachlich logisch, weil es ja auch Fischclub heiße, im Gegensatz zu Springtime und Spargelessen, es heiße nämlich aus gutem Grund Springtime und eben gerade nicht Spargeltime, und Ferdi blieb stehen und wir dann auch alle, und Ferdi keuchte und schwitzte, so wie wir alle, und um uns herum liefen die Leute Richtung Ruhr-Emscher-Halle und manche hatten Ghettoblaster dabei, aus denen Bummbumm-Musik kam, und manche schauten uns neugierig an, aber wir hatten genug mit uns selbst zu tun, denn nun erwiderte Raimund, dass er dann aber schon mal ganz pragmatisch fragen wolle, wieso er denn bitte mitkommen solle in die Lounge, um alles fertigzumachen, wenn dafür doch wohl eigentlich Dave vorgesehen gewesen sei, den Ferdi aber rausgeschmissen habe, und zwar ganz alleine und ohne Absprache, und wenn Ferdi nun also der Meinung gewesen sei, dass Dave nicht gebraucht würde und Raimund vor Daves Entlassung auch nicht gefragt werden müsse, dann könne Ferdi nun ja wohl auch schön mal alles alleine vorbereiten, denn in den letzten Jahren sei es eben immer so gewesen, dass Dave und Ferdi alles vorbereitet hätten, Raimund aber mit den anderen beim Spargelessen war, Springtime hin, Spargeltime her, Spargelessen vor der Springtime, das sei ja wohl auch Corporate Identity, und dann blieb dieses Wort Corporate Identity in all seiner Blödheit in der Luft hängen, denn Raimund war fertig und Ferdi wusste offensichtlich nicht, was er dazu sagen sollte, und das war dann der Moment, in dem ich mich genötigt sah, einzugreifen, denn ich merkte, dass das hier sonst nicht gut enden würde, also sagte ich, dass ich mit Ferdi in die Halle und in die Lounge gehen würde, um alles vorzubereiten, und Raimund in der Zwischenzeit sein Spargelessen durchziehen könne.
    »Aber«, sagte ich zu Raimund, »wenn ihr beide mal wieder in Hamburg seid, musst du mit Ferdi Fisch essen gehen!«
    Darauf konnten sich die beiden einigen.

69. Lasst hundert Blumen blühen
    Völlig erschöpft kamen wir beim Fluxi an, es wuchs aus einem Anbau der Ruhr-Emscher-Halle heraus wie ein amorphes Geschwür und es gab eigens dafür eine Extrazufahrt, die weiträumig gesperrt worden war, wie uns der Portier, als wir eincheckten, wortreich und stolz erklärte. Das frustrierte Raimund, »Das fängt ja gut an!«, sagte er ein ums andere Mal und ermunterte den Portier damit nur zu immer neuen Erklärungen. Ferdi hatte es eilig, deshalb brachte ich nach der Eincheckprozedur schnell meine Sachen aufs Zimmer, das für mich wie ein alter vertrauter Freund war, es war genau wie das in Hamburg und das in Unterschleißheim und das in Bremen auch, ich wurde richtig sentimental, als ich es sah, das gute alte Fluxi-Einzelzimmer, ich stellte meine Tasche ab, atmete tief durch und wäre gern dageblieben, naja, Gewohnheit, die alte Sau, sie lässt einen

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