Magical Mystery
mittlerweile auf allen möglichen Stühlen und Tischen und auch auf dem Boden seine Lappen ausgebreitet hatte und Ferdi sich mit den Händen durch die Haare fuhr und nicht glücklich aussah.
»Natürlich Magical Mystery!«, sagte er gerade, als ich dazukam. »Was denn sonst? Ich meine, das mit dem viermal Bumm ist in Ordnung und die Dynamitstangen sind auch okay, aber was hat das mit Magical Mystery zu tun?«
»Hör mal, ich bin kein Schildermaler«, sagte Hans, »ich dachte, wir machen hier die BummBumm-Lounge, da hab ich …«
»Hans!«, sagte Ferdi streng und hielt dabei einen Lappen hoch, auf dem ein Hund eine Dynamitstange apportierte. Darüber war das Wort »Bumm« gepinselt. »Du warst doch mit uns unterwegs! Wir haben doch die ganze Zeit Magical Mystery gemacht! Da ist doch klar, dass das auch das Motto für unsere Lounge ist! Wir haben doch darüber gesprochen! Sogar in Köln noch! Du wolltest dir doch was überlegen wegen Magical Mystery!«
»Magical Mystery? Das ist doch von den Beatles«, sagte der Magnetic-Mann, der mir das Gaffa geliehen hatte und der in diesem Moment dazukam. Er lachte und haute zugleich Ferdi auf den Rücken. »Wie oft haben die Leute das schon zu dir gesagt, Ferdi? In den letzten zwei Wochen jetzt? Ich hab über euch ja wilde Dinge gehört.«
»Nicht so oft, wie man denken würde«, sagte Ferdi. »Das mit den Beatles haben eigentlich nur wenige gesagt, man wundert sich. Kennst du Charlie? Das ist Charlie, das ist Shorty von Magnetic.«
»Jaja«, sagte ich. »Vorhin schon gesehen.«
»Karl Schmidt«, sagte Shorty. »Jetzt weiß ich wieder! Du bist Karl Schmidt! Ich habe damals deine Kisten bei Haut der Stadt gesehen, das war neunundsiebzig oder achtzig oder so. Die waren super. Ohne Scheiß.«
»Ja,«, sagte ich. »Fand ich auch!«
»Aber mal ehrlich, Ferdi, Magical Mystery, ist das nicht ein bisschen sehr retro?«, wechselte Shorty wieder das Thema.
»Euer Motto ist doch noch viel mehr Retro«, sagte Ferdi. »Was ist das denn für ein Springtime-Motto, Lasst hundert Blumen blühen?! Ich meine, das ist aus den Fünfzigern, Shorty! Und von Mao!«
»Echt?« Shorty war ehrlich überrascht. »Shit, das war Barbaras Idee, ich dachte, das ist so ein Frauenscheiß!«
»Und ich dachte, du wärst so ein großer Intellektueller, Shorty«, sagte Ferdi. »Seit wann prüfst du sowas nicht nach?«
»Hatte keine Zeit, ich war die ganze Zeit unterwegs«, sagte Shorty. »Um die Springtime hat sich diesmal Barbara gekümmert. Wieso Mao?«
»Was weiß ich, das war halt so«, sagte Ferdi. »So, und nun zu dir«, sagte er und drehte sich zu Hans um. »Häng du das mal schön auf, während ich mich mit Charlie hier um das Bier und die Becher kümmere und was weiß ich nicht alles, mein Gott, gleich kommen die ganzen Leute!«
»Das mit dem Bier habe ich schon klargemacht«, sagte ich. »Ich hab einen Gastromann gesprochen. Du musst dem nachher nur irgendwie bestätigen, dass ich das quittieren darf, dann kann ich mich für den Rest des Abends darum kümmern, der bringt gleich schon mal ein paar Fässer vorbei.«
»Ein paar Fässer?«, sagte Ferdi. »Letztes Mal hatten wir zehn, und am Ende waren alle sauer, weil nichts mehr da war, da waren die Gastrotypen plötzlich weg, da mussten wir zu Magnetic rüber, peinlich!«
»Und ob«, sagte Shorty, »Magical Mystery, Ferdi!«
Hans nahm die Rolle Gaffa Tape, riss einzelne Stücke davon ab und klebte sie sich lose an den Arm. Dann ging er mit seinen Lappen herum und heftete sie überall an die Wand.
»Ich glaub’s nicht«, sagte Ferdi. »Ich glaub’s nicht. Ist der die ganze Zeit mit uns unterwegs und hat nur Bummbumm gemacht und nichts mit Magical Mystery!«
Ich sagte nichts. Ich schaute Hans hinterher und war neidisch. Ich hätte Ferdi gerne ein Magical-Mystery-Kunstding gemacht, wenn es das war, was er wollte. Alles, was ich gebraucht hätte, wären ein kaputter Stuhl, ein abgebrochenes Stuhlbein, ein Einkaufskorb voller Glühbirnen und ein Klosauger gewesen. Und ein paar Pylone und Flatterband. Aber ich war nicht der Künstler, Hans war der Künstler. Und der hängte jetzt gerade vier Lappen nebeneinander, auf denen »Bumm« stand.
70. Werner in the house
Bald darauf kam das Bier, Martin, so hieß mein neuer Kumpel von Event Gastro Essen, brachte es mit einem dieser Gabelstapler-Hubwagen, die man wohl Ameise nennt, er tat das jedenfalls, Ameise hier, Ameise da, »ich muss mal mit der Ameise auf die andere Seite«, »kann man das für
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