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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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nicht im Stich.
    Ferdi wartete schon ungeduldig an der Rezeption auf mich und bei ihm standen einige Leute, Hans und Leute von anderen Labels, die Ferdi mir hektisch vorstellte, hier der und der von Magnetic, da die und die von Knatter Records und so weiter und so fort und ich immer nur Hallohallojasuper, ich wurde nervös, Ferdis Hektik war ansteckend, da hatte ich keinen Sinn für das Anknüpfen neuer Bekanntschaften und Ferdi brach das auch gleich wieder ab, »Wir gehen mal rüber, bis denn, haut rein!«, rief er und lief mit mir los und Hans hinterher, er trug einen Karton vor dem Bauch, in dem die bemalten Leinenlappen lagen, die ich in Köln schon gesehen hatte, und ich fragte, ob ich ihm helfen solle, aber er sagte nein, das sei eine Frage der Ehre, bloß dass er das Gaffa Tape vergessen habe, das sei bitter, da müsse man dann mal gucken, da könne ich ihm vielleicht später doch noch helfen blablabla, und so liefen wir zu dritt durch den Verbindungsbau vom Fluxi zur Halle und Hans redete immer weiter über das Gaffa Tape, ohne das nun gar nichts ginge, und wir gelangten in den äußeren Ring der Halle, in dem die Leute im Tageslicht im Kreis liefen, alle im Uhrzeigersinn und alle auf der Suche nach irgendwas, während von hinter der Wand aus der Halle das Bummbumm herausdrang wie aus einem Maschinenraum. Ferdi führte uns einige Treppen hoch zu einem zweiten und dann einem dritten Ring, und der war für das allgemeine Publikum gesperrt, wir mussten die Ausweise, die Ferdi an der Rezeption verteilt hatte, vorzeigen, um überhaupt auf die Treppe dahin zu kommen. Von diesem oberen Ring gingen die Lounges ab, »Da wollen wir doch gleich mal sehen«, sagte Ferdi und studierte die Nummern über einigen Türen und schloss dann die Nummer 12 auf und dahinter roch es säuerlich nach Bier und kaltem Rauch wie in jeder normalen Eckkneipe, und so sah der Raum auch aus, es war ein Festival der Hässlichkeit, ein Furniermöbel-, Linoleum-, Ziegelwand- und Terrakottafliesen-Albtraum, aber auf einer Seite waren große Fenster und die gaben den Blick frei in die Halle und das erste, was Ferdi machte, war, zu einem der Fenster zu gehen und es aufzuschieben und rauszugucken und Hans und ich hinterher, und so schauten wir eine Weile auf die große Fläche in der Mitte der Halle, in der es langsam losging, es waren schon Leute da unten, vielleicht ein paar tausend, das war in dieser Halle nicht viel, und die zuckten sich schon mal in Fahrt und es waberte und blitzte und bummbummte und Ferdi schrie gegen das Bummbumm, das direkt und wörtlich frischen Wind in die muffige Sportlerkneipe brachte, weil mit jedem Beat ein Schwall Raverluft zu uns hereinwehte, Ferdi schrie jedenfalls gegen das Bummbumm an: »Wartet nur, bis das richtig voll ist!« Dann schob er die Scheibe wieder zu und sah sich um.
    »Okay«, sagte er, »das sieht scheiße aus. Zeig mal, was du am Start hast, Hans!«
    »Ich brauche aber Gaffa Tape«, sagte Hans. »Oder was Ähnliches. Hab ich vergessen.«
    »Jetzt zeig schon!« sagte Ferdi.
    »Ich geh mal Gaffa Tape suchen«, sagte ich, denn irgendwie wollte ich nicht dabei sein, wenn Hans seine Bilder bzw. Lappen oder wie man das nennen sollte, zeigte, das hatte ich schon immer schlimm gefunden, darunter hatte ich, als ich noch selber mit Kunst zugange war, am meisten gelitten, dieser Moment, wo man einem, der dazu was sagen sollte, einer, von dem man was wollte oder was auch immer, wenn man so einem also aus irgendeinem Abhängigkeitsding heraus sein Werk zeigte, das hatte mich immer fertig gemacht, weil selbst die, die es gut meinten und das Werk mochten, immer das Falsche sagten, naja, jedenfalls sah ich zu, dass ich nicht dabei war, wenn Hans Ferdi seine Lappen zeigte, also ging ich hinaus aus der BummBumm-Lounge und schaute mich draußen ein bisschen um.
    Es war noch nicht viel los, aber ich sah ein paar Leute, die Polohemden trugen, auf denen »Event Gastro Essen« stand, und einen davon sprach ich an und fragte ihn, ob er mir ein bisschen Gaffa Tape leihen könne, falls er sowas habe, und ob er mir außerdem schon mal erklären könne, wie das hier mit dem Bier für die Lounges liefe, und er war ein netter Kerl und erklärte mir alles und lief derweil mit mir herum und fragte überall für mich nach Gaffa, bis mir jemand in Loge 8, der Lounge von Magnetic, eine Rolle Gaffa schenkte, er gab es mir mit den Worten »Für BummBumm tu ich doch alles!«, und damit ging ich zurück zur BummBumm-Lounge, wo Hans

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