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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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ersetzen konnte, und ich fing einfach mal an zu weinen.
    Und das half dann auch ganz gut, so gut, dass ich, noch heulend und schniefend, aufstehen und mich anziehen konnte, und als ich angezogen war, wusch ich mir das Gesicht und ging zu Werners letztem Frühstück vor der Supervision.
    »Ich wollte schon Henning schicken«, sagte Werner, als ich in die Küche kam. Sie saßen alle da und Henning, der heute mit dem Frühstücksdienst dran war, stand mit dampfender Kaffeekanne, einer Blechkanne, wie man sie eigentlich nur von früher aus Schullandheimen kannte, hinter Werner und goss ihm Kaffee ein, aber Werner achtete nicht darauf und stieß ihn an und Henning schüttete etwas Kaffee daneben und Werner sagte, ohne nachzudenken, »Pass doch auf!« und schob dann aber doch nach einem Blick in Hennings Gesicht Gottseidank ein »Ah, war meine Schuld!« nach, das war höchste Zeit gewesen, Henning war keiner, bei dem man dabei sein will, wenn er mit einer großen Kanne heißen Kaffees in den Händen die Fassung verliert. Werner war eindeutig nicht gut drauf, Supervision wohl eins von den Dingen, auf die sich einer wie Werner nicht freute, umso erstaunlicher, dass er sich überhaupt darauf eingelassen hatte, es musste wohl schon schlimm um ihn stehen, aber das kümmerte hier keinen, stattdessen starrten sie mich an, als ob ihnen niemals jemand gesagt hatte, dass man andere Menschen nicht anstarrte, weil sich das nicht gehörte oder was weiß ich, wahrscheinlich hatte ihnen das auch keiner gesagt.
    »Wie siehst du denn aus«, sagte Werner. »Hast du geheult?«
    »Heuschnupfen«, sagte ich. »Hatte über Nacht das Fenster auf, verdammte Birken.«
    »Birken? Im April? Seit wann haben die im April was zu melden, die Birken?«
    »Wenn’s nicht die Birken sind, dann sind’s die Schimmelpilzsporen.«
    »Aber die kommen doch nicht durchs Fenster!«
    »Wer weiß, Werner …!«
    »Na gut.« Werner verlor die Lust an dem Quatsch. Ich setzte mich hin und köpfte ein Ei, das vor meinem Frühstücksbrettchen stand. Es war weich. Ich setzte den oberen Teil wieder drauf, damit es nicht so schlimm aussah, während Werner sagte: »Passt auf, Leute, kein Streit mit Gudrun! Das ist nicht immer leicht, ich weiß, aber kein Streit mit Gudrun!«
    Allgemeines Seufzen und Augenrollen. Alle mochten Gudrun und kamen prima mit ihr klar, aber das musste Werner ja nicht wissen.
    »Ich verlass mich auf euch.«
    »Ist ja gut«, sagte Astrid.
    »Und du, Karl«, war er schon wieder bei mir, »du gehst Montag schön zum Bahnhof und nimmst den Zug nach Uelzen, den ich dir rausgeschrieben habe, nicht den davor und nicht den danach, die warten da auf dem Bahnhof auf dich.«
    »Krieg ich hin, Werner.«
    »Und keine Sperenzchen.«
    »Auf keinen Fall.«
    »Und iss ruhig mal was! Henning, gib ihm doch mal Kaffee!«
    Henning kam zu mir und gab mir Kaffee. Das war auch irgendwie so eine Werner-Erfindung, bei Werner reichte es nicht, dass einer die Pflicht hatte, den Tisch zu decken, nein, bei Werner musste er dann auch noch den Kaffee einschenken, als ob es darauf ankäme, das ganze Elend der Hamburger Gastroszene sogar noch ins eigene Heim, ins ureigene Privatleben hineinzuverlängern, schön ist was anderes. Henning kam also zu mir rüber und pladderte mir Kaffee in die Tasse. Samstags gab’s immer das gute Geschirr, Tasse und Untertasse mit Dekor von der Arbeiterwohlfahrt, das hatte ich Werner immer schon mal fragen wollen, wie er da eigentlich rangekommen war.
    »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«
    »Nein, Werner, es ist nicht alles in Ordnung. Ich habe total Heuschnupfen und darf keine Antihistamine nehmen, so sieht’s doch schon mal aus, die wollte Dr. Selge mir nicht verschreiben.«
    »Kannst du ja im Urlaub nochmal nach fragen«, sagte Werner. »Die können dir ja im St. Magnus was verschreiben.«
    Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen: Werner, der gnadenlose Medikamentenfeind, als Antihistaminpusher – er musste wirklich ausgebrannt sein, um so etwas über die Lippen zu bringen.
    »Würde ich sowieso nicht nehmen«, sagte ich. Das Gespräch nahm eine komische Wendung. »Und wenn du sie mir persönlich hinhalten würdest, Werner.«
    Es gab ein allgemeines Raunen. Astrid hob einen Teelöffel.
    »Könnt ihr mal mit der Machoscheiße aufhören, das ist ja widerlich. Ich meine, was ist denn mit euch los?«
    »Werner, ich hab dich lieb«, sagte ich aus einem plötzlichen, unerklärlichen Impuls heraus. »Das solltest du nie vergessen.«
    »Na,

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