Magical Mystery
dreizehn Uhr wieder da.«
»Sehr gerne, Frau Schmidt«, sagte ich. »Nur eine Bitte hätte ich noch: Könnten Sie bitte das Telefon noch einmal freischalten?«
»Na gut, aber ich kann das erst nach dem Mittagessen abrechnen.«
»Es eilt mir nicht damit, Frau Schmidt«, sagte ich.
»Sie sind ein Scherzbold«, sagte sie, aber sie gab mir die Leitung frei.
»Wissen Sie, wo die Küche ist, Herr Niemeyer? Ich würde liebend gerne dort mit Ihnen hingehen und Sie vorstellen, habe aber vorher noch ein dringendes Telefonat zu erledigen.«
»Nicht nötig, Herr Schmidt, ich war vorhin schon dort und habe mich vorgestellt, Frau Dr. Selge war so freundlich, mich ein wenig herumzuführen.«
Ich winkte ihm nach, als er hinausging. Dann wählte ich Raimunds Funknummer. Er ging ran und meldete sich mit den Worten: »… verdammt, wo denn nun, ist das jetzt so, wenn schon mal einer, hier oder was, oder schon dran, hallo?!«
»Hallo Raimund, Karl hier.«
»Welcher Karl?«
»Charlie! Du wolltest, dass ich dich anrufe!«
»Charlie! Ich fass es nicht. Und du rufst auf dem Funkding an, das ist doch arschteuer!«
»Ich scheue keine Kosten, Raimund. Aber vielleicht sollte man sich dann mal beeilen!«
»Ach so, ja klar, also pass auf: Wir brauchen dich! Wir haben ab nächste Woche Mittwoch da ein Ding laufen, das heißt Magical Mystery Tour.«
»War das nicht von den Beatles?«
»Genau, das ist ja genau das Ding, das haben die Beatles auch schon mal gemacht.«
»Was war das nochmal gewesen?«
»Das ist jetzt … omp … ziert.« Die Qualität des Gesprächs wurde schlechter. Nicht, dass Raimund leiser wurde oder es gerauscht hätte, im Gegenteil, es gab kein Rauschen bei diesem Gespräch, das war seltsam, wenn wir beide schwiegen, hatte ich gleich das Gefühl, die Verbindung sei gestört, weil es im Äther gar nicht rauschte, wahrscheinlich gab es keinen Äther bei den Dingern, unheimlich. Gottseidank schwieg Raimund nie lange. »Da ühr … je … u … eit«, sagte er nun, seine Stimme wurde regelrecht zerhackt.
»He Raimund«, rief ich.
»… art«, sagte Raimund. Dann war eine Zeitlang nichts zu hören, dann sagte er: »Jetzt besser so?«
»Ja.«
»Bin rausgegangen aus dem Laden.«
»Super, Raimund. Also Magical Mystery Tour«, brachte ich ihn zurück zum Thema.
»Ja, genau, wir brauchen dich da, Charlie. Ich mach’s kurz, wer weiß, wann das Ding hier wieder abkackt, jedenfalls zweitausend Mark auf die Kralle, kein Ding.«
»Wie jetzt, wieso zweitausend Mark?«
»Für den Job. Dauert zehn Tage oder so, hab ich noch nicht zusammengerechnet.«
»Was für ein Job?«
»Wir brauchen einen, der sich um alles kümmert, der uns fährt und auf das Geld aufpasst und auf uns auch und dass wir weiterkommen und was weiß ich alles.«
»Und wieso ich?«
»Das war Ferdis Idee, weil du nichts nehmen darfst. Ich hab ihm erzählt, dass du nichts nehmen darfst. Oder war es doch meine Idee? Weiß ich nicht mehr. Du darfst doch nichts nehmen, das hab ich doch richtig verstanden, oder?«
»Ja, also nein, darf ich nicht.«
»Jedenfalls hatten wir dann die Idee, dass wenn du nichts nehmen darfst, dann bist du doch der ideale Mann dafür. Ich meine, wir können uns ja unmöglich von irgendeinem Verstrahlten durch die Gegend fahren lassen! Da kann ich ja gleich … – was weiß ich, da kann ich ja gleich selber fahren oder so, ich meine, von unseren Leuten kann man da keinem trauen, die erzählen alles mögliche und dann treffen sie sich auf dem Klo oder kaufen sich irgendeinen Scheiß an der Ecke oder kriegen was geschenkt oder saufen, weil’s was umsonst gibt, vor allem die Hostis, wenn die was umsonst kriegen, und irgendwas gibt’s ja immer umsonst, ich geb dir mal Ferdi … – Ferdi, nimm du mal den Knochen, ich kann nicht mehr, du musst Charlie jetzt mal überzeugen, echt mal«, schrie er durch die Gegend, wahrscheinlich in das Restaurant hinein, aus dem heraus er gerade an die frische Funkluft getreten war, »warte«, sagte er zu mir, »bleib dran, Charlie, Ferdi steht schon auf, gleich ist er da, ich hab auch Hunger irgendwie, Ferdi kann das alles viel besser erklären, jedenfalls zwei Mille auf die Kralle, wenn du willst, auch die Hälfte im Voraus, ich vertrau dir, Ferdi, hier!«
»Charlie?«
»Hallo Ferdi.«
»Charlie, du musst uns helfen. Das mit den zwei Mille ist wahr. Kannst du nicht Montag nach Berlin kommen und dann ab Dienstag bei uns mitfahren?«
»Eigentlich ist das nicht so mein Ding, Ferdi. Ich bin raus
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