Magical Mystery
zurückkam, traute ich mich auch endlich, den Tourplan in die Hand zu nehmen. Er war die von Ferdi geforderte Konkretisierung der Lose-Zettel-Sammlung, das Deckblatt gewissermaßen, und das stand drauf:
MAGICAL MYSTERY: Tourplan
Dienstag, Bremen
Ankunft: 20 Uhr (Fluxi, LCI)
Abfahrt in Berlin: 14 Uhr (hier hatte jemand für mich mit einem roten Kugelschreiber zwei Ausrufezeichen danebengemalt und dahintergeschrieben: »TREFFEN 13.30 UHR IM LALA, LG, FERDI«)
Get In Club: 22 Uhr
Mittwoch, Bremen/Köln
Ende Club (geplant) 8 Uhr
late Check-out im Fluxi (bis 15 Uhr)
Abfahrt nach Köln: 16 Uhr
Ankunft Köln 22 Uhr (kein Hotel)
Club: 24 Uhr
Donnerstag, Köln
Ende Club (?) 14 Uhr
Hotel Check-In Köln: 14 Uhr (od. sp.)
Freitag, München
Abfahrt Köln: 8 Uhr (wahrsch.) (F/R)
Ankunft München: 16 Uhr
Check-In Fluxi USchlH (LCI?)
Club: 24 Uhr, Soundcheck usw.
Samstag, München
Club/Hotel (tba)
Hofbräuhaus tbc Tisch reserv. (Raimund!)??
Sonntag, München
Club/Hotel (?)
Club Ende: 15 Uhr (tba,??)
Hotel
Montag: Off/Fahrtag/Hamburg
Abfahrt nach Hamburg, 8 Uhr (sp. tba)
Ankunft Hamburg, 20 Uhr
Fluxi LCI
Frankfurt??? (Ferdi, Raimund)
Dienstag: Hamburg/Schrankenhusen-Borstel
Hafenrundfahrt (Raimund) oder Barkassenfahrt ins
Alte Land (Sigi!!)??
Fisch essen (Ferdi!!)?
Chillen
Fahrt nach Schrankenhusen-Borstel
Club 20 Uhr (!!?)
Übernachtung Bomber
Mittwoch: Hamburg
Fahrt nach Hamburg
Chillen
Fisch essen (Ferdi)???
Hafenrundfahrt (Raimund)???
Club Hamburg: ab 22 Uhr???
Club Ende???
Donnerstag: Essen/Springtime
Ankunft Essen: 18 Uhr (???)
Fluxi CI (LCI?)
Spargelessen (Raimund!!)
18 Uhr: get in Halle, Aufbau, Checken (FF), Springtime
Freitag: Springtime
Springtime bis (???)
Rückfahrt
Ich las das alles durch, und dann holte ich mir noch einen Kaffee und las es noch einmal durch, und dann klaute ich einen Stift vom Nachbartisch und unterstrich einige Dinge, die mir wichtig erschienen, und dann klaute ich mir vom Nachbartisch einen Heftklammer-Entklammerer und pulte mit seiner Hilfe die Heftklammern aus der Zettelsammlung, die Dave mir tags zuvor gegeben hatte, und dann sortierte ich die einzelnen Zettel nach Datum und ordnete sie den Tagen im Tourplan zu, also die Verträge mit den Clubs, die Fluxi-Hotelreservierungen usw., und dann heftete ich sie mit einem Klammergerät tageweise zusammen und stapelte das alles auf, und dann klaute ich vom Nachbartisch einen Locher und lochte alles und schob es auf einen Heftstreifen, sodass ein kleines Buch entstand, und als ich damit fertig war, ging ich los und suchte mir einen Aschenbecher, und dann rauchte ich eine und blätterte alles noch einmal durch und begriff, dass es hier aufs Begreifen nicht ankam, das war kein Tourplan im herkömmlichen Sinne, aber wieso auch, schließlich hieß die Tour Magical Mystery, da war Mut zur Lücke gefragt. Ich nahm die Papiere, schaltete die Kaffeemaschine und das Licht aus, schloss das Büro ab, ging in Rosas Wohnung und legte mich wieder hin.
23. Am Start
Als ich mit Rosa um halb zwei ins Lala kam, saßen da schon alle an einem langen Tisch und löffelten ihre Suppe: Raimund und Ferdi, Anja und Dubi, Holger und Basti, Dave, Schöpft und Sigi, das blonde Gift aus dem alten BummBumm. Als Sigi mich sah, winkte sie und stand auf und breitete die Arme aus und rief: »Karl Schmidt! Das ist ja tollo! Karl Schmidt!«
Sie war klein und zierlich und niedlich, daran hatte sich in den fünf Jahren, in denen ich sie gesehen hatte, nichts geändert, und als ich sie in den Arm nahm, drückte sie mich ordentlich und strahlte mich an.
»Karl Schmidt! Und ich hab mir solche Sorgen gemacht!«
»Weswegen?«
»Wegen dir, Idiot. Lass dich ansehen!« Sie hielt mich prüfend von sich weg und drehte mich nach links und nach rechts wie ein T-Shirt, das sie auf Mottenlöcher untersuchte. »Fett bist du geworden. Noch fetter als ohnehin schon.«
»Das waren die Pillen, das wird schon, ich muss nur noch mehr rauchen!«
Sie lachte. »Immer noch der alte Spaßvogel. Ich dachte, du wärst für immer weg.«
»Ich auch.«
»Du hast mir gefehlt.«
»Du mir auch, Sigi!«
»Ich war zwischendurch sogar mal mit Raimund zusammen, kannst du dir sowas vorstellen?«
»Das stimmt«, sagte Raimund fröhlich. Ferdi stand auf und ruderte mit den Armen, wohl um einen Kellner auf sich aufmerksam zu machen.
»Und jetzt mache ich selber Musik, kannst du dir das vorstellen? Ich leg auch auf und so.«
»Super, Sigi.«
Ich setzte mich und Rosa setzte sich neben mich.
»Wollt ihr beide
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