Magical Mystery
zusammenwohnen.«
»Ja.«
Ich ging wieder hinunter zum Frühstücksraum. Auf dem Weg kam mir Schöpfi entgegen. Er hob eine Hand zum Gruß wie ein Indianer im Film und zwinkerte mir dabei zu.
»Hähä, ihr beide … Ich hab nichts gesehen.«
»Schon gut, Schöpfi!«
Im Frühstücksraum waren alle weg bis auf Sigi. Ich goss mir noch einen Kaffee ein.
»Mensch, Charlie, altes Pferd!«
»Mensch, Sigi! Wo schläfst du eigentlich?«
»Das willst du wohl wissen?«
»Nein, ja, aber nicht so, wie du denkst, Sigi.«
»Soso, wie denke ich denn?«
»Alles klar, Sigi. Wir fahren um sechzehn Uhr los.«
»Brauchst gar nicht einen auf superschlau machen, Charlie. Ich durchschau dich schon lange.«
Ich trank schnell meinen Kaffee aus und stand auf.
»Bis später, Sigi.«
»Ich durchschau dich schon lange, Karl Schmidt!«
Ich ging aus dem Fluxi raus und fuhr mit dem Auto weg. Am Abend zuvor war mir am Autobahnzubringer eine Tankstelle aufgefallen, die hatte ich mir gemerkt, zu der wollte ich jetzt hin. Denn das war eine der Regeln, die ich von Rüdiger, dem Hausmeisterholiker von Othmarschen, gelernt hatte: Nie fragen, außer an Tankstellen. An den Tankstellen wissen sie alles, daran hatte er fest geglaubt, und als wir einmal nach Maschen in ein Gewerbegebiet mussten wegen irgendeinem Scheiß für den Tierpark und wir uns prompt verfahren hatten, hatte er mit mir um zehn Mark gewettet, dass sie uns an der nächsten Tankstelle weiterhelfen würden, und er hatte gewonnen.
Die Tankstelle am Autobahnzubringer war dann weiter weg, als ich in Erinnerung hatte, ich war schon fast wieder draußen aus der Stadt, als sie endlich kam, und neben ihr war ein McDonald’s. Dort trank ich erst einmal einen Kaffee, um das richtige Arbeitstags- und Rüdigergefühl aufkommen zu lassen, dann tankte ich an der Tankstelle den Wagen voll, checkte den Reifendruck und das Öl, füllte Wasser für die Scheibenwischanlage nach, und als ich mit alldem fertig war, war es 10.30 Uhr.
Ich fragte den Tankwart nach dem nächsten Zoogeschäft und er verwies mich auf ein nahe gelegenes Einkaufszentrum, und dort unterhielt ich mich erst einmal lange mit der Verkäuferin über Meerschweinchen, bevor ich für Lolek und Bolek einen großen, doppelstöckigen Käfig kaufte, nicht ohne zwischendurch in einem Werkzeuggeschäft einen Zollstock gekauft und damit ausgemessen zu haben, ob der auch hinten ins Auto reinpassen würde. Der Käfig hatte eine Rampe, auf der die beiden rauf und runter laufen konnten, das war auch gut für die Abnutzung ihrer Krallen, die Rampe hatte dafür extra einen besonders rauen, sandpapierhaften Belag, wie die Frau mir erklärte. Außerdem kaufte ich Streu, Heu, Nippelflaschen, zwei Heuraufen, zwei Futternäpfe, Trockenfutter und eine Abdeckung, unter der die paranoiden Nagerfreaks verschwinden und sich sicher fühlen konnten. Ich ging mit dem ganzen Geraffel zum Auto und baute im hinteren Teil des Wagens, hinter der letzten Sitzreihe, wo bisher die Koffer gewesen waren, unter den misstrauischen Blicken vorbeilaufender Rentner ein Meerschweinchenparadies auf, bedeckte den Boden mit Streu, füllte Heu in die Raufen und Trockenfutter in die Näpfe und setzte Lolek und Bolek in ihr neues Heim. Dann ging ich zurück in das Einkaufszentrum und in einen Supermarkt, wo ich eine Flasche stilles Mineralwasser kaufte, außerdem Karotten, Stangensellerie, Fenchel, Chicorée und Römersalat. Damit ging ich zurück zum Parkplatz. Ich befüllte die Nippelflaschen mit dem Wasser und warf einiges von dem Salatzeug in die obere Etage vom Schweinchenschloss. Dann ging ich zurück zum Zoogeschäft und kaufte eine Schaufel und einen Eimer für später, wenn ich den Käfig würde saubermachen müssen. Außerdem drehte mir die Frau noch einen kleinen Noppenball, einen Nagestein, einen Beutel getrockneten Löwenzahn und zwei Meerschweinchenleinengeschirre mit Leinen an, die, wie sie sagte, garantiert nichts mit Tierquälerei zu tun hätten. Das brachte ich alles ins Auto, bevor ich noch einmal zum Supermarkt ging und einen Beutel Dreißig-Liter-Mülltüten holte, die würde ich ja auch noch brauchen. Als ich damit zurück am Auto war, war es 11.30 Uhr und immer noch viereinhalb Stunden bis zur Abfahrt nach Köln, da musste man jetzt durch oder, wie Rüdiger in seinen letzten guten Tagen immer so gern gesagt hatte: Hauptsache nicht mit den Händen in den Hosentaschen erwischen lassen!
Ich ging also zurück ins Einkaufszentrum und in die dortige
Weitere Kostenlose Bücher