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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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holten einen kleinen Rollwagen, stellten den Käfig drauf und rollten das Ding so langsam und vorsichtig zum Auto wie einen Atomsprengkopf. Dort hoben ihr Vater und ich den Käfig mit den Kleintierspacken in den Kofferraum und machten die Tür hinter ihnen zu.
    »Ich will auch so welche«, sagte der Junge.
    »Wenn du zehn bist«, sagte der Vater. »Vorher nicht!« Und zu mir sagte er: »Nehmen Sie doch noch einen Kaffee für die Fahrt mit!«
    Ich sagte: »Nicht nötig!«, aber da war er schon im Büro verschwunden und kam gleich darauf mit einem Porzellanbecher voller Kaffee wieder, den stellte er mir aufs Armaturenbrett. »Geschenk des Hauses«, sagte er. »Und schön vorsichtig fahren. Immer so, dass nichts aus dem Becher schwappt. Auch ohne Becher!«
    Er überreichte mir den Schlüssel. »Am besten fahren Sie mal kurz um den Block, ich bin noch zehn Minuten hier, zum Aufräumen, wenn Sie in zehn Minuten nicht zurück sind, gehe ich davon aus, dass alles in Ordnung ist. Achten Sie vor allem darauf, ob er nach links oder nach rechts zieht. Mal Lenkrad kurz loslassen. Und Radmuttern nachziehen nicht vergessen. Etwa auf der Höhe von Bonn!«
    Ich fuhr ein bisschen durch das Gewerbegebiet, in dem die Werkstatt lag, und zwischendurch ließ ich immer mal kurz das Lenkrad los und mal schien mir der Wagen ein bisschen nach links und mal ein bisschen nach rechts zu ziehen, also war wohl irgendwie alles in Ordnung. Als ich wieder zur Werkstatt kam, war sie verschlossen. Am Tor hing ein Schild: »Wochenende«, gleich neben dem mit »24-Stunden-Werkstatt«.
    Ich studierte die Karte und schlug den Weg Richtung Bonn ein. Es fing zu regnen an. Hinter mir zwitscherten Lolek und Bolek. Ich schlürfte den Kaffee aus dem geschenkten Becher, auf dem »Ibiza« stand. Der Scheibenwischer quietschte. Auf dem Armaturenbrett lag eine Kassette, keine Ahnung, wo die hergekommen war, ich legte sie ein und es war BummBumm-Musik drauf und sie klang wie die, die Rosa in dem leeren Club gespielt hatte, als ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. Und auf der Kassette stand, mit Buntstift draufgekritzelt, »RM«. Rosa Meier? Rosa Müller? Rosas Mixtape? Hauptsache Rosa, dachte ich und fuhr auf die Autobahn.

48. Astrid
    Nach etwa fünfzig Kilometern Fahrt fuhr ich auf einen Parkplatz, um die Radmuttern vorne links nachzuziehen, wie es der Mann von der Werkstatt gesagt hatte, und genau wie von ihm prophezeit brachte das gar nichts, sie saßen so fest, wie man es sich nur wünschen konnte. Ich drückte die Radabdeckung wieder in ihre Halterung, wischte mir die Hände an der Hose ab und schaute auf die Uhr, es war kurz vor elf an einem Samstagmorgen, um diese Zeit waren bei Clean Cut 1 alle mit Saubermachen beschäftigt und ich überlegte, ob ich nicht doch Werner anrufen und ihm sagen sollte, dass es mir gut ging und dass ich nicht breit war und dass er sich keine Sorgen machen solle, irgendwie hatte ich ihn ja doch gern, und dann dachte ich, dass wahrscheinlich Astrid rangehen würde, weil sie ja gleich neben dem Telefon wohnte, und das schreckte mich erstmal ab, aber dann dachte ich, was soll’s, wenn man Angst vor Astrid am Telefon hat, wenn sie einen sogar im Rheinland noch schreckt, dann kann man auch gleich aufgeben und nach St. Magnus fahren, also holte ich den Knochen raus und rief in der Clean Cut 1 an und tatsächlich ging Astrid ans Telefon.
    »Ist Herr Maier zu sprechen?«
    »Wer spricht?«
    »Schmidt, ich möchte bitte Herrn Maier sprechen.«
    »Der ist gerade nicht da, worum geht es denn?«
    »Wann kommt er denn wieder?«
    »Der ist noch im Urlaub. Aber Frau Maier ist da.«
    »Nein danke, das bringt nichts.«
    »Bist du das, Karl?«
    »Karl? Welcher Karl?«
    »Sind Sie nicht Karl Schmidt?«
    »Nein, Schmidt ja, aber Charlie Schmidt.«
    »Ach so. Also wollen Sie Frau Maier jetzt sprechen? Die ist hier zuständig, solange Herr Maier weg ist!«
    »Nein danke, ich rufe später noch mal an.«
    »Wieso später? Was soll das denn bringen?«
    »Na später eben. Ich ruf später nochmal an.«
    »Später ist der auch nicht da, der ist doch im Urlaub, das hab ich Ihnen doch eben gerade gesagt oder etwa nicht? Etwa nicht?« Man konnte hören, wie bei Astrid die Telefonistinnenfassade abbröckelte und die alte Hassnatter wieder rauskam. »Ich habe doch gesagt, dass der im Urlaub ist, und mehrmals, oder etwa nicht?«
    »Ich meine doch: später im Jahr, blöde Ziege!«
    »Karl, bist du das? Wusste ich’s …«
    Ich drückte sie weg. Werner hatte

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