Magical Village 1 Zimt und Zauber
bin und zurückrufe?«
Doll nahm den Hörer ab und lauschte dem Wortschwall vom anderen Ende, ehe sie die Hand auf die Sprechmuschel
legte. »Ich glaube, es ist ein Spinner. Er sagt, er heißt Christopher und ruft wegen deiner Anzeige an und dass er sich unbedingt mit dir treffen will und – guter Gott! Du hast doch nicht etwa eine Kontaktanzeige im Winterbrook Advertiser aufgegeben, oder?«
Mitzi wedelte heftiger mit dem Kochlöffel. Grüner Schleim tropfte zähflüssig zu Boden. Richard und Judy stürzten sich darauf, schnupperten daran und zogen sich dann knurrend zurück. »Sei nicht albern – das ist für meinen Fitte-Fünfziger-Club – den FFC. Hab ich doch erzählt, Doll, oder? Kannst du bitte seine Nummer notieren und in das kleine Buch da drüben schreiben, wie er heißt und wofür er sich interessiert, und ihm sagen, dass ich ihn morgen zurückrufe? Danke.«
Doll tat wie geheißen und setzte Christopher – Feuerwerk und Heavy Metal – auf die Liste unter Avis – Operetten, Dorothy – Snooker, Ronnie – exotische Tänze und James – Handarbeiten.
»Mann, da stehen ja schon eine ganze Menge!« Verblüfft blätterte sie durch das Notizbuch. »Was willst du denn mit denen allen anfangen?«
»Weiß der Geier.« Mitzi grinste. »Ich miete den Gemeindesaal und lasse sie erst mal alle zusammenkommen, und dann sehen wir weiter. Hoppla – das sieht aber nicht gut aus. Kannst du mir bitte helfen? Fass doch mal mit an …«
Doll eilte in die Küche zurück und langte hin. Aus dem giftig brodelnden Topf roch es nach angekokelten Socken. Tränenden Auges stellte sie ihn auf den Tisch und beäugte ihn. »Was um alles in der Welt soll das sein?«
»Getrockneter Frauenmantel.« Mitzi schaffte sich mit dem Ellbogen Platz am Tisch und setzte sich ihr gegenüber. »Bei
Herbie’s Healthfood haben sie gesagt, das hätte man früher in Liebestränken verwendet, deshalb habe ich es anstelle der Paradieskörner genommen, was wiederum vermutlich erklärt, weshalb es« – sie warf einen Blick ins Rezeptbuch – »nicht so geliert ist wie erwünscht.«
Belustigt sah Doll zu, wie ihre Mutter Granny Westwards Kochbuch vor sich aufstellte und bedächtig eine Handvoll Bambussprossen, ein paar Salbeiblätter und mehrere Walnusskerne auswählte und alles zusammen in eine kleine Schüssel gab. Da sie natürlich nicht über den eigentlich erforderlichen Mörser verfügte, improvisierte Mitzi mit der Schüssel und ihrer Allzweckwaffe, dem hölzernen Kochlöffel. Das brutale Zerquetschen schien ihr Spaß zu machen.
»Ich stelle mir vor, dass das hier Jennifer ist … und das hier dieser widerliche Troy von der Bank … und dies, oh was für ein Hochgenuss, ist der picklige Tyler«, erklärte sie fröhlich. »Bei dem Granatapfel hat es auch schon prima funktioniert. Ich habe so getan, als wäre der Granatapfel Tarnia Snepps’ Kopf.«
Doll lachte. »Du wirst wegen des Gemeindesaals mit Tarnia die Klingen kreuzen müssen, das ist dir doch klar, oder? Sie wird alles andere als begeistert davon sein, wenn du Veranstaltungen organisierst, ohne dass sie die Fäden in der Hand hält.«
»Darum kümmere ich mich, wenn es so weit ist. Fürs Erste habe ich andere Probleme …« Mit herausgestreckter Zungenspitze konzentrierte sich Mitzi darauf, die richtige Menge fein geriebener Ginsengwurzel in die Schüssel zu geben, ehe sie alles eher flüchtig durchschlug und es beäugte. »Glaubst du, ich muss ein Ei dazugeben?«
»Ich glaube, du musst es mit Anstand entsorgen«, sagte
Doll voller Zweifel und sah zu, wie ihre Mutter zum Kühlschrank ging, eine gefleckte Teigrolle herausnahm und sie in eine flache Form legte, ehe sie die verschiedenen Mixturen hineingab, das Ganze mit Teig abdeckte und die überhängenden Ränder kappte. »Warum ist der Teig so fleckig? Und wenn du den Auflauf gerade erst machst, was ist dann im Ofen?«
»Der Teig ist nicht fleckig. « Mitzi öffnete die Backofentür und stieß einen kleinen Schrei aus, als die glühende Hitze herausgeschossen kam. »Er ist strukturiert – mit gehacktem Chicorée. In Granny Westwards Buch heißt es, dass Chicorée bei Herzproblemen hilft. Allerdings bleibt unklar, ob damit der Kreislauf oder die Liebe gemeint ist … Und das hier« – sie zog eine blubbernde Form aus dem Rohr – »ist eine Extraportion, für den Fall, dass jemand einen Nachschlag möchte.«
»Äh – ja.« Doll erhob sich. »Da es hier aussieht wie auf einem Schlachtfeld, essen wir wahrscheinlich im
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