Magical Village 1 Zimt und Zauber
alles wie am Schnürchen.
Der Gemeindesaal sollte jeden Mittwochabend für ein allgemeines Treffen reserviert sein, während die speziellen Aktivitäten auf einem ordentlich getippten Stundenplan aufgelistet waren. Der Fitte-Fünfziger-Club hielt Tarnias vorläufige Einwilligung für in Stein gemeißelt, doch Mitzi wusste es leider besser.
Vielleicht würden die Unternehmungen des FFC auch ohne sie weiter florieren, doch Tarnia würde ihnen den Gemeindesaal nicht ewig überlassen. Also stand ein zweiter Besuch bei Tarnia an, und zwar schon bald, wenn die Fitten Fünfziger von Hazy Hassocks ihre Lebensader behalten wollten.
Sie sah auf die Uhr. Wenn sie jetzt aufbrach, würde sie Tarnia doch bestimmt zu Hause antreffen, oder? Wahrscheinlich flogen überall Raketen durch die Luft, und sie hatte auch keine Überredungstörtchen in der Handtasche, mit denen sie ein weiteres Mal alles in ihrem Sinne hätte beeinflussen können, doch am besten brachte sie es rasch hinter sich.
Neben ihr plauderten June und Sally fröhlich, flankiert von etlichen anderen Mitgliedern des FFC. Die Halloween-Party hatte allen unheimlich gut gefallen – zumindest soweit sie sich erinnern konnten. Es war alles so lustig gewesen, das mussten sie unbedingt bald wiederholen – ach, und falls Mitzi noch mehr traditionelle Landfrauenrezepte von ihrer
Großmutter hatte, würden sie sich von ihr gern Snacks für ihre eigenen Partys liefern lassen, natürlich gegen Bezahlung und nur, falls die spektakulären Wirkungen garantiert waren.
Wollte Mitzi nicht vielleicht eine Art Partyservice mit Grannys Leckereien gründen?
Mit ungerührter Miene brummte Mitzi lediglich, das sei eine nette Idee, sie freue sich, dass ihnen allen die Häppchen so gut geschmeckt hätten, und sie wolle es sich überlegen. Doch insgeheim sprudelte ein kleiner Quell der Euphorie in ihrem Kopf, und ein Freudenschauer lief ihr über den Rücken. Nach Grannys Rezepten Partyhäppchen für andere Leute zubereiten? Warum war sie nicht schon früher darauf gekommen? Tja, wahrscheinlich deshalb, weil Kochen nicht zu ihren Stärken gezählt hatte – bis jetzt.
Warum eigentlich nicht? Sie würde ja nicht gleich eine Firma aufmachen, oder? Es wäre kein richtiger Partyservice. So etwas war garantiert mit massenhaft Papierkrieg und Vorschriften verbunden. Wenn man in seiner eigenen Küche Speisen für den Verkauf zubereitete, fielen die Brüsseler Bürokraten doch wie die Geier über einen her, gefolgt von der britischen Gesundheitsbehörde und vermutlich Millionen weiterer staatlicher Gängel-Inspektoren.
Aber wenn sie nur gelegentlich ein paar private Aufträge annahm …
Hocherfreut lächelte sie in sich hinein. Granny Westwards Rezepte könnten ihr Leben verändern. Das Geld wäre mehr als willkommen, um ihre kleine Betriebsrente aufzubessern – schließlich würde es noch Jahre und Aberjahre dauern, bis sie ihre reguläre Altersrente bekam. Und sie hätte etwas zu tun. Vielleicht war es ja der Beginn einer ganz neuen Laufbahn.
Mitzi verkniff sich ein allzu breites Grinsen und versprach,
June, Sally und den anderen beim nächsten Treffen eine Liste mit Grannys Spezialitäten und den jeweiligen Preisen mitzubringen, damit sie wussten, was es alles gab. Außerdem nahm sie sich vor, das heutige Treffen möglichst zügig zu Ende zu bringen, damit es alle noch zu ihren Feuerwerkspartys schafften – und sie Tarnia aufsuchen konnte.
»Heute Abend sind wir ziemlich gut vorangekommen, was?«, sagte June und griff nach ihrem Mantel. »Dieser FFC war eine tolle Idee von dir. Das gibt meinem Leben wieder Zweck und Ziel.«
»Meinem auch«, stimmte Sally zu. »Es war toll, dass du dich so engagiert hast. Von allein wären wir in einer Million Jahren nicht darauf gekommen. Es hat schon eine Frau wie dich gebraucht, die alles in die Hand nimmt und etwas auf die Beine stellt. Aber du hast ja schon in der Schule gern andere herumkommandiert.«
»Ja?« Mitzi runzelte die Stirn. »Ich dachte, ich war still und fleißig und -«
»Das nennt man selektives Gedächtnis!«, lachte June. »Du hattest ständig die tollsten Ideen und hast uns auf Trab gehalten. Alle hingen an deinen Lippen. Wir dachten immer, du würdest unsere erste weibliche Premierministerin werden. Kein Wunder, dass Tarnia so eifersüchtig auf dich war.«
Mitzi zuckte zusammen, als Tarnias Name fiel. Sie schüttelte den Kopf. »Tarnia war nicht eifersüchtig auf mich, du lieber Gott! Sie war in der Schulzeit meine beste
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