Magie der Leidenschaft
wurde. Er hätte ihnen ihren Besitz längst nehmen sollen, aber da im Norden Frieden herrschte, hatte er es nicht getan. Und wie kam es, dass er noch nie von der unverheirateten Tochter DeClares gehört hatte? »Erzählt mir mehr von dieser Frau.« Er langte in eine Schale mit Feigen und begutachtete die Frucht, bevor er hineinbiss.
»Sie stammt aus einer sehr alten Familie. Ihre Abstammung reicht in ferne Zeiten zurück, Sire. Wie ihre Mutter gebietet sie über die Elemente.«
Und mein Bruder will sie gegen mich einsetzen, dachte John, während er den Stiel der Frucht wegwarf und sich die Hände an einem bestickten Tuch abtrocknete. »Ihr glaubt, dass sie so etwas kann?«
»Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
»Tatsächlich? Wie schön für Euch. Eine Hexe, die Zauberkünste ausübt.« Er wechselte einen spöttischen Blick mit seinen Ratgebern. »Als Nächstes werdet Ihr mir von Zaubertränken und brodelnden Hexentöpfen erzählen.«
Leises Gelächter klang durch den Saal.
»Unterschätzt diese Frau nicht, Sire.«
John runzelte die Stirn über den Ton des Mannes. Es war eine Warnung, in der unterschwelliger Zorn mitschwang. »Ihr verschweigt mir etwas.«
Der Ire hob mutig den Blick und sah erst die anderen Männer, dann den Prinzen an. Er stellte diesen Akt des Verrats nicht infrage. Denn es war Vergeltung, Gerechtigkeit. Zwei Leben für zwei andere, die genommen worden waren. Das war man ihm schuldig, und es kümmerte ihn nicht, was der Prinz wollte; alles, was er haben wollte, waren ein Freibrief und Geld, um eine Truppe aufzustellen. Er würde es sein, dachte der Ire bei sich, der den letzten Schlag austeilte.
»Ja, mein Lehnsherr«, antwortete der Bote, während er eine Pause machte und seinen Blick auf den Prinzen richtete. »Die Hexe ist sehr mächtig. Niemand, der ihr je begegnet ist, konnte sich mit ihr messen. Nicht einmal ihre Mutter. Und jetzt, mit PenDragon an ihrer Seite? Vergebt mir, Sire, wenn ich es sage, aber er hat das Gehör des Königs, und beide empfinden keine Liebe für Euch.«
Der Spion ließ diese Worte beim Prinzen wirken.
Aber alles, was der Prinz erwiderte, war »Hm«, bevor er einen weiteren Feigenstängel in seine Handfläche spuckte und dann in eine Schale warf. Er stand auf und verließ seinen erhöhten Platz, um zum Fenster zu schlendern. Dass PenDragon sich nicht die Mühe gemacht hatte, persönlich bei Hof zu erscheinen, zeugte von der Gefahr, die der Mann bei der Eroberung des Throns darstellen könnte. Er hielt sich für unangreifbar, weil er Richards Siegel trug. Und dann noch die Heirat mit dieser legendären Frau ... Er stützte einen Arm auf die Fensterbrüstung und wandte den Kopf. »Welche Macht?«, fragte er skeptisch, »besitzt diese Frau?«
»Sire?«
»Ich muss alles über sie wissen«, erklärte er ungeduldig.
»Sie kann Dinge aus purer Luft erschaffen, Metall schmelzen und sich zwischen dieser Welt und der der Geister bewegen.« Auf den zweifelnden Blick des Prinzen hin fügte er hastig hinzu: »Sie kann ihre Gestalt verändern und die einer Katze, eines Rehs oder eines Hundes annehmen.«
Johns feine Augenbrauen hoben sich. »Das ist unmöglich.« Aber die Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf und klangen immer unheilvoller.
Der Ire zuckte zusammen. Obwohl seine Stimme leise war, schwang genug Schärfe mit, um ihm Mut zu machen. »Ich habe keinen Grund zu lügen, Sire.«
»Findet sie und bringt sie her.« John wusste, dass er sie in seine Gewalt bringen musste, bevor sie etwas für Richard tun konnte. Oder etwas gegen ihn selbst unternahm. John musterte den Mann, indem er seinen Blick an seiner schäbigen Kleidung auf und ab wandern ließ und den Staub und den Schmutz betrachtete, den er auf den kostbaren Teppichen hinterlassen hatte. »Nach dem Gesetz sollte sie hingerichtet werden, wenn sie auch nur von Hexerei gesprochen hat. Genau wie Ihr.«
»Aber Sire ...«
Johns Blick wurde schmal. »Raus hier, bevor ich meine Meinung ändere«, befahl er mit leiser, drohender Stimme.
Der Bote wurde blass, wich zurück und verschwand hastig.
John sah zu seinen Ratgebern und zuckte die Schultern. »Haltet sie fest, verbrennt sie auf dem Scheiterhaufen, mir ist es egal. Aber Richard wird sie nicht bekommen und auch sonst nichts von dem, was aus der Heirat dieser Frau mit PenDragon entspringen könnte. Aber«, fuhr er fort und machte eine kurze Pause, um sich ihre Aufmerksamkeit zu sichern, »wenn sie wirklich über derartige Kräfte verfügt, will ich
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