Magie der Leidenschaft
hoch ragte er über ihr auf. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht und sehr eindringlich. So wie er sie von oben bis unten musterte, rechnete sie beinahe damit, dass er zu guter Letzt ihren Mund öffnen und ihre Zähne begutachten würde.
»Sie ist von einer Schönheit, für die es keine Worte gibt, Sajin.«
Als Sinead den Kopf wandte, stellte sie fest, dass Connal näher kam, wobei er einen Schluck aus seinem Kelch nahm. Zum Kuckuck mit dem Mann! Aus nächster Nähe wirkte er noch verheerender auf ihre Sinne.
Seine Lippen zuckten, während er seinen Blick über Sinead schweifen ließ. Wieder fühlte sie sich in Besitz genommen. »Ja. Sinead, das ist Nahjar.«
Sie sprach vorsichtig seinen Namen aus. »Nah-jar. Du warst Sklave bei den Türken, ja? Aber du bist ein Maure?« Er nickte, und sie hob eine Hand, um mit ihren Fingern über die schwarzen Zeichen auf seinem Gesicht zu fahren. »Warum hast du das gemacht?«
»Sehe ich nicht Furcht erregend aus?«
Sie legte den Kopf zur Seite und dachte nach. »Du siehst wie ein Falke aus.« Sie strich mit einer Fingerspitze über seine Wange. »Das ist schön.«
Nahjar schien fassungslos zu sein. »Ihr habt keine Angst vor mir?«
»Habe ich Grund dazu?«
Er überlegte einen Moment. »Nein, Ihr seid Sajins Frau. Ich werde Euch mit meinem Leben beschützen, wie ihn.«
Sie wandte sich zu Connal um, und ihre Blicke prallten aufeinander. Connal hatte zur Genüge bewiesen, dass er außer seiner Ergebenheit für Richard nichts und niemanden brauchte. Sie sah wieder zu Nahjar. »Ihn beschützen? Nun, das ist gut. Du musst ihn unversehrt zu seinem König zurückbringen, sonst wären alle Unterzeichneten Bündnisse wertlos, nicht wahr?«
Nahjar lächelte, wobei sein Blick beinahe boshaft wirkte. Sinead erwiderte sein Lächeln und begutachtete dann die Tafel, die vorbereitet wurde, bevor sie den Blick wieder auf Connal richtete. Er starrte sie eigenartig, fast neugierig an. »Du hast mir etwas zu sagen, PenDragon?«
Connal stellte fest, dass sie es noch lernen musste, ihn wieder mit seinem Vornamen anzusprechen. »Ja.« Wenn sie allein waren, würde er sie nach ihrem gelösten Verlöbnis und den Gründen dafür fragen. Er beugte sich vor, bis er mit seiner hohen Gestalt und den breiten Schultern alle anderen in der
Nähe aussperrte, und erwiderte: »Bei dir gibt es immer noch etwas zu sagen.«
Nahjar zog sich diskret zurück.
»Solltest du dich nicht daranmachen, die edlen Treueschwüre für Richard einzufordern? Morgen vielleicht?« Sie lächelte ihn mit gespielter Unschuld an.
So eine Frechheit, dachte er. »Du willst mich wohl vor die Tür setzen?«
Ihr Blick zog einen unsichtbaren Pfad von seinem Kopf bis zu den Zehen und zurück. »Ich bezweifle, dass du dich irgendwohin setzen lässt.«
»Nicht einmal mit Zauberei?«, konnte er sich nicht verkneifen zu entgegnen.
Sie schüttelte den Kopf. »Warst du so lange fort, dass du die Regeln vergessen hast, PenDragon?«
»Ich kenne sie wohl, aber früher haben sie dich nicht aufhalten können,oder?«
»Du nimmst immer noch einen Streich übel, den dir ein Kind vor Jahren gespielt hat?«
»Ich habe dir längst verziehen, dass du versucht hast, mich in einen ... Ziegenbock zu verwandeln.«
Seine Haut rötete sich leicht, und das bereitete ihr keine Freude. »Ich war im Unrecht, und ich weiß, wie sehr ich dich damals verletzt habe. Meine Mutter nahm mir noch am selben Tag meine Zauberkraft.«
Seine Augenbrauen schossen ungläubig in die Höhe.
Sie betastete das silberne Armband an ihrem Handgelenk. »Ich habe sie erst vor fünf Jahren wiedererlangt.«
Er sah sie forschend an. »Und all die vielen Male, die du mir nicht von den Fersen gewichen bist?«
Ein Ausdruck von Demütigung huschte über ihr Gesicht, und ihr Ton wurde schärfer. »Denk nach«, forderte sie mit gesenkter Stimme, während sie sich umsah, um sich zu vergewissern, dass niemand zuhörte. »Habe ich dich verzaubert, als
du mich vor der gesamten Burg angebrüllt hast? Oder als du mich aus dem Stall geworfen und geschimpft hast, ich wäre ein verzogenes kleines Ding und würde dir nichts bedeuten, gar nichts?«
Der Schmerz von damals bohrte sich wie scharfe Eissplitter in seine Haut. »Ich war noch ein Junge, Sinead.«
»Ein Mann von sechzehn Jahren, der bald zum Ritter geschlagen werden sollte.«
Er nickte. »Ich kann die Worte nicht zurücknehmen, aber ... vergib einem gedankenlosen Jungen.«
Sie straffte die Schultern und machte eine
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