Magie der Liebe
Butler zögerlich und befeuchtete erst einmal seine trockenen Lippen. »Sie haben sich aber beeilt!« Er fühlte, wie ihm auf seinem kahlen Schädel der Schweiß ausbrach. »Sie haben nicht den Wagen genommen, oder?«
Ungeduldig winkte Lily ab. »Natürlich nicht. Sagen Sie mir jetzt endlich, wie es Seiner Lordschaft...«
»Wo, zum Teufel, kommen Sie denn her?«
Lily fuhr herum. Unter der Tür zur Bibliothek stand Knight mit verschränkten Armen. Er trug eine weiße Bandage um den Kopf, doch sonst wirkte er äußerst gesund. Plötzlich fühlte Lily grenzenlose Erleichterung und war froh, daß ihre Gebete offensichtlich erhört worden waren. »Sie leben!« schrie sie entzückt und warf sich ihm entgegen.
Geistesgegenwärtig faßte Knight sie bei den Händen und hielt sie auf Abstand. »Was tun Sie hier, Lily?« wiederholte er seine Frage.
Lily brauchte einige Sekunden, bis sie begriff, daß ihm ihre Annäherung nicht willkommen gewesen war. Als sie schließlich einen Schritt zurücktrat, ließ er ihre Hände los. »Charlie hat uns die schreckliche Nachricht von dem Überfall überbracht und berichtet, daß man auf Sie geschossen hätte und Sie verwundet seien! Natürlich habe ich mich sofort auf den Weg gemacht.«
Über ihren Kopf hinweg warf Knight einen Blick auf Duckett, der aufrecht wie ein selbstgerechter Richter neben der Tür stand. »Sie waren völlig blutüberströmt, Mylord, und leichenblaß! Man hätte Sie für tot halten können!«
»Das ist wahr«, ergänzte Charlie. »Alles war voller Blut!«
»Sie sind ja nicht einmal da gewesen!« Knights Stimme klang scharf. »Mrs. Winthrop, bitte kommen Sie in die Bibliothek! Und Sie, Duckett, bringen Tee und Kekse!«
Nachdem Lily die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich dagegen und betrachtete den Viscount. Er war sehr verändert und sah sie mit so anderen Augen an, daß sie überhaupt nichts mehr begriff. »Wer hat eigentlich auf Sie geschossen?«
»Natürlich unsere beiden Freunde Monk und Boy.«
Lily schnappte nach Luft. »Nein! - Ich habe es geahnt! Ich habe es doch tatsächlich geahnt!«
»Sie begreifen rasch! Nun, ich wußte, daß ich nach Ihrer Abreise mit dem Auftauchen der beiden rechnen mußte. Ich bin schließlich nicht so naiv, wie Sie glauben!«
»Das habe ich nie getan! Dazu schätze ich Sie viel zu sehr, falls Sie das interessiert.«
»Wie schön, daß Sie das sagen! Natürlich habe ich mit dem Überfall gerechnet und ihnen mehr als einmal Gelegenheit dazu gegeben. In der letzten Nacht haben sie dann endlich zugeschlagen. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, daß sie eine Pistole verwenden würden, und das war mein Fehler. Meine eigene steckte in meinem Mantel, denn normalerweise benutzen solche Typen Messer. Monk habe ich glücklicherweise mit meinem Degen an der Schulter erwischt, und ich denke, daß er wenigstens für einige Wochen außer Gefecht gesetzt ist. Julien St. Clair, der selbstverständlich in meinen Plan eingeweiht war, hat mich nach Hause gebracht. Meine Kopfwunde hat scheußlich geblutet, aber glücklicherweise war fast nichts passiert.«
Lily atmete tief ein. »Ich hatte entsetzliche Angst um Sie.«
»Da muß ich mich wohl bedanken«, sagte er im trokkensten Ton, den sie je von ihm gehört hatte.
Was war nur mit ihm los?
Als Duckett ein Tablett mit Tee und Kuchen hereinbrachte, fiel Lily plötzlich auf, daß sie einen Bärenhunger hatte. Knight wartete bis sie Platz genommen und einen von Cuthberts köstlichen, kleinen Zitronenkuchen in den Mund gesteckt hatte.
»Ich habe erfahren, was die beiden wollen. Sie sind hinter bestimmten Klunkern her. Hinter Juwelen, falls Ihnen der Ausdruck geläufiger ist.«
Lily verschluckte sich heftig und wäre bestimmt erstickt, wenn Knight ihr nicht heftig den Rücken geklopft und ihr eine Tasse Tee zum Nachspülen gereicht hätte. »Verzeihen Sie! Ja, es geht wieder. Von irgendwelchen Juwelen weiß ich nichts! Du lieber Himmel, weshalb...«
»Die beiden waren eindeutig Kumpane von Tris. Unvorsichtigerweise haben sie ihn umgebracht, bevor er ihnen das Versteck der Juwelen nennen konnte. Offenbar hat er versucht, die beiden hereinzulegen. Der Schmuck war von einem gewissen Billy für seine Braut Charlotte angefertigt worden, doch nachdem sie die Verlobung gelöst hatte, wurden die Juwelen zurückgeschickt - und von Tris und seinen Kumpanen entwendet!«
Anfangs starrte Lily ihr Gegenüber nur wortlos an, doch ganz allmählich sickerte das Gehörte in ihr
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