Magie der Liebe
traumhafte Umgebung plötzlich eher einem Gefängnis zu ähneln - hier wohnte keine Liebe, dachte sie, kein Kümmern, und ebenso weder Streit noch Auseinandersetzung. Alles war wie tot.
In der Nähe von Winthrop House London
Knight pfiff leise vor sich hin. Er fühlte sich nach einem Abend mit Janine wunderbar entspannt und war alles in allem sehr mit sich zufrieden. Endlich schien sich etwas zu tun. Er hatte nur geduldig warten und wachsam sein müssen, und dabei war Pfeifen schon immer eine große Hilfe gewesen.
Doch er runzelte die Stirn, als er an den zurückliegenden Abend mit Janine dachte. Lilys Haar war viel dichter und heller und außerdem war es viel weicher. Nachdem er sie aus den Händen von Ugly Arnold befreit hatte, hatte er es bei seinem Überfall im Wagen zum einzigen Mal berührt. Vergiß das Pfeifen nicht, ermahnte er sich selbst, und konzentriere dich gefälligst auf die Gegenwart!
Mr. Wheat, einer der Wachmänner, die Lily und die Kinder nach Castle Rosse begleitet hatten, hatte ihm berichtet, daß sie unterwegs und auch in der Umgebung von Castle Rosse keine Spur von Monk und Boy gefunden hatten - demnach mußten die beiden sich noch in London aufhalten. Einesteils hatte ihn diese Mitteilung beruhigt, doch auf der anderen Seite rechnete er nun täglich mit ihrem Anschlag. Während der vergangenen zwei Tage und Nächte hatte er ihnen reichlich Gelegenheit dazu geboten, und im Augenblick strebte er gewissermaßen als wandelnde Zielscheibe mutterseelenallein seinem Haus entgegen.
Er feixte. Wenn Lily auch nur geahnt hätte, daß er in ihrer Abwesenheit ganz zwangsläufig zur Zielscheibe werden würde, hätte sie bestimmt darauf bestanden, ihn in irgendeiner Form zu schützen. Wieder begann er zu pfeifen. Im selben Augenblick bog aus einer Seitenstraße ein Gentleman in einem Überzieher auf den Portland Square ein und verharrte sekundenlang im Licht einer Straßenlaterne. Nach einem höflichen Nicken in Knights Richtung setzte er seinen Weg fort. Nun, dieser Gentleman hatte mit Sicherheit nicht die geringste Ähnlichkeit mit Monk oder Boy!
Als der Angriff erfolgte, ging alles sehr rasch. Knight hatte die Gegenwart der beiden Verbrecher eigentlich eher gespürt als tatsächlich wahrgenommen und hatte gerade noch rechtzeitig seinen Degen aus dem Stock ziehen können.
»Ja, er ist es tatsächlich!« stellte Monk mit Befriedigung fest.
Es dauerte ein bißchen, bis Knight seine Gestalt im Schatten ausmachen konnte. Offenbar als Täuschungsmanöver ließ Monk ein silbernes Stilett blitzschnell von einer Hand in die andere gleiten, so daß die Klinge im Mondlicht silbern blitzte.
»Geh auf die andere Seite, Boy, aber halte dich außer Reichweite seiner Waffe!«
»Aber meine Herren!« sagte Knight in vernehmlichem, aber durchaus freundlichem Ton. »Weshalb reden Sie denn nicht einfach mit mir, statt mir meine Eingeweide herausschneiden zu wollen?«
Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie Boy sich an ihn heranschlich.
»Also gut, Sie komischer Kerl! Wenn Sie uns das Versteck der Klunker verraten, werden wir Ihre Weichteile schonen.«
»Von welchen Klunkern sprechen Sie?«
»Tristans Kleine weiß sehr gut, wovon ich spreche! Wenn Sie es uns nicht verraten, werden wir sie schon zu finden wissen. Darauf können Sie sich verlassen!«
Tristans Kleine.
Knight schüttelte den Kopf. »Ich kann meine Frage nur noch einmal wiederholen«, entgegnete Knight, während er mit einem raschen Schritt Boys ausgestrecktem Arm auswich. »Welche Klunker?«
»Billys Spielzeug hat Tris sie genannt«, erklärte Monk. »Ein gewisser Billy hat diese Klunker in Paris für seine kleine Freundin namens Charlotte anfertigen lassen. Als sie später die Verlobung gelöst hat, hat Billy die Dinger wieder zurückgeschickt - aber wir waren rechtzeitig zur Stelle und haben zugegriffen.«
»Tris hat sie versteckt - daran gibt es keinen Zweifel«, ergänzte Boy. »Danach hat er uns ausgebootet, uns einlochen lassen und die Klunker an sich genommen. Tristans kleine Hure hat Sie bestimmt eingeweiht, weil Sie sie doch jetzt aushalten! Also, wo sind die Dinger?«
Ganz offensichtlich war von Juwelen die Rede, dachte Knight, nachdem er das Durcheinander ein wenig sortiert hatte. Sollte Tris tatsächlich ein Juwelendieb gewesen sein? Die beiden hereinzulegen, war mit Sicherheit kein kluger Schachzug gewesen. Was, zum Teufel, war nur in ihn gefahren? Mit geschlossenen Augen versuchte Knight, die andere Bemerkung aus seinem Gedächtnis zu
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