Magie der Sehnsucht - Roman
verbracht und seinen Körper zu ihrem Vergnügen benutzt.
Noch nie in seinem ganzen Dasein – weder in diesem noch im sterblichen – war ihm eine Frau begegnet, die ihn nicht begehrte. Das war …
Seltsam.
Demütigend.
Fast peinlich.
Wäre es möglich, dass die Wirkung des Fluches nachließ? Würde er endlich seine Freiheit erlangen?
Aber noch während ihm dieser Gedanke durch den Sinn ging, wusste er es besser. Nicht einmal zwei Jahrtausende konnten die Strafe mildern, die ihm die griechischen Götter damals auferlegt hatten.
Früher, vor langer Zeit, hatte er gegen den Fluch gekämpft und geglaubt, er würde sich davon befreien. Aber zweitausend Jahre im Bann seines Schicksals, in erbarmungslosem Leid, hatten ihn eines Besseren belehrt und zur Resignation gezwungen.
Diese Hölle hatte er verdient – die Strafe akzeptiert, wie der Soldat, der er einst gewesen war.
Nun schluckte er die bittere Galle hinunter, die in seiner Kehle brannte, breitete die Arme aus und bot dieser Frau seinen Körper an. »Du kannst mit mir machen, was du willst. Sag mir, wie ich dich erfreuen soll.«
»Wenn das so ist – dann wünsche ich, dass du gehst.«
Da sanken seine Arme hinab. »Alles darfst du verlangen – nur das nicht.«
Frustriert begann sie umherzuwandern. Dieses Problem musste sie lösen – und das würde ihr auch gelingen, wenn sie sich nur endlich wieder unter Kontrolle hatte und etwas klarer zu denken vermochte. Aber sie sah keinen Ausweg.
In ihren Schläfen pochte ein heftiger Schmerz. Und was sollte sie einen ganzen Monat lang mit diesem Mann machen? Vor ihrem geistigen Auge erschien wieder jenes Bild seines Körpers, der über ihren geneigt war. Wie ein seidiger Vorhang fiel sein goldenes Haar herab, während er in sie eindrang und süße Qualen entfesselte.
»Ich brauche etwas …« Unsicher verstummte er, und sie wandte sich zu ihm, von neuer Sehnsucht erfasst.
Wie einfach wäre es, in seine Arme zu sinken! Doch sie durfte ihn nicht auf so unmoralische Weise benutzen. Nein, daran wollte sie gar nicht denken. »Was?«
»Etwas zu essen. Wenn du meine Dienste nicht sofort beanspruchst – würde es dich stören, wenn ich meinen Hunger stille?« Teils beschämt, teils ärgerlich blickte er zu Boden. Offenbar fiel es ihm nicht leicht, eine Bitte auszusprechen.
Und da wurde ihr bewusst, was in ihm vorgehen musste. Bisher hatte sie nur an ihre eigenen Schwierigkeiten gedacht. Aber wie würde er sich fühlen? In welcher Welt er
auch leben mochte – sicher war es grauenhaft, plötzlich in einer anderen zu landen, von einer unwiderstehlichen Macht gezwungen.
»Ja, natürlich. Gehen wir in die Küche.« Sie führte ihn durch den kurzen Flur zum Hintergrund des Hauses und öffnete den Kühlschrank. »Was möchtest du?«
Statt in die beleuchteten weißen Fächer zu schauen, blieb er ein paar Schritte hinter ihr stehen. »Ist noch was von der Pizza übrig?«
»Pizza?«, wiederholte sie entgeistert. Wieso weiß er das?
Gleichmütig zuckte er die Achseln. »Die hat dir anscheinend geschmeckt.«
Brennende Röte stieg ihr in die Wangen, als sie sich an Selenas Bemerkung erinnerte, manche Frauen würden essen, um ihren sexuellen Frust zu überspielen. Genüsslich hatte Grace in die Pizza gebissen und einen Orgasmus simuliert. »Hast du uns belauscht?«
Ohne eine Miene zu verziehen, antwortete er: »Der Liebessklave hört alles, was in der Nähe des Buchs gesprochen wird.«
Wenn sich ihre Wangen noch mehr erhitzten, würden sie bersten. »Nein, es gibt keine Pizza mehr«, erklärte sie. Am liebsten hätte sie ihren Kopf in den Kühlschrank gesteckt, um das Feuer in ihrem Inneren zu bekämpfen. »Nur ein paar Reste von einem Brathähnchen und Pasta.«
»Und Wein?«
Grace nickte.
»Gut, dann werde ich mich damit begnügen.«
Sein gebieterischer Ton brachte sie in Wut. Dieses Tarzan-Gehabe – ich bin der Mann, Baby, mach mir was zu essen – war ihr in tiefster Seele zuwider. »Hör mal, ich bin nicht deine Dienerin. Wenn du mich ärgerst, füttere ich dich mit Hundekuchen.«
Verständnislos hob er die Brauen. »Hundekuchen?«
»Schon gut …« Immer noch irritiert, nahm sie die Hähnchenteile aus dem Kühlschrank und legte sie in die Mikrowelle.
Julian setzte sich an den Tisch und strahlte genau die typisch männliche Arroganz aus, die sie an die Grenzen ihrer Toleranz brachte. Hätte ich bloß eine Dose Hundefutter, dachte sie und häufte Pasta in einen Topf. »Wie lange steckst du schon in diesem
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