Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magie der Worte

Magie der Worte

Titel: Magie der Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Basilissa
Vom Netzwerk:
der Edda, Runenlied, Vers 139 und 140)
    Der Ursprung der Runen
    Bevor die germanischen Völker die Schrift kannten, benutzten sie Bildsymbole, die sie in Steinchen oder auf Felsen ritzten. Diese prähistorischen Felsenzeichnungen datieren aus der zweiten Bronzezeit (1.300 v.u.Z.) und sind vermutlich im Zusammenhang mit Fruchtbarkeitsritualen und Sonnenanbetung zu sehen. Auf den Felsenzeichnungen sind Abbildungen von Menschen, Tieren, Teilen des menschlichen Körpers, Waffenmotive und Sonnensymbole in schlichter Strichführung zu sehen. Daraus haben sich die germanischen Schriftzeichen, die Runen entwickelt. Ursprünglich wurden sie in Holz geritzt, später auch in Stein oder Elfenbein geschnitten.
    Man hat Runen ursprünglich fast ausschließlich für Inschriften benutzt. Zur Römerzeit war dann schon ein regelrechtes Schriftsystem entstanden. Handelsreisende hatten die Runen auf dem gesamten Kontinent verbreitet, und auch die angelsächsischen Missionare brachten Säckchen mit den mystischen Steinen von ihren Exkursionen zurück. Durch die Ausbreitung des Christentums wurden die Runen allerdings mehr und mehr aus dem Bewusstsein des Volkes verdrängt – auch deshalb, weil sie immer schon eng mit Magie und Zauberei in Verbindung standen, und man sich im Christentum davon distanzieren wollte.
    Aus den Runen entstand unser modernes Alphabet
    Zunächst entwickelte sich aus den Runen ein Alphabet von 24 Zeichen. Es heißt – nach den ersten sechs Buchstabenzeichen – Futhark . Dieses Alphabet wurde dann in England wegen der unterschiedlichen Laute der Sprache auf 28 Zeichen erweitert („angelsächsische Runen“), während man in Skandinavien das Runenalphabet auf 16 Zeichen vereinfachte. Vielleicht haben sich die „heidnischen Schriftzeichen“ deshalb hier bis ins 19. Jahrhundert hinein erhalten und waren auch für die Abfassung ganzer Handschriften üblich…
    Das Futhark ist wohl in Skandinavien entstanden und hat sich dann langsam nach Süden und Südosten ausgebreitet. Im 3. und 4. Jahrhundert reichte die Schrift bis nach Polen und Russland – kein Wunder, fand in dieser Zeit doch die Völkerwanderung statt. Ab dem 5. Jahrhundert verbreitete sich das Runenalphabet nach Norddeutschland und im 5. und 6. Jahrhundert auch nach England. Die Wikinger brachten das Futhark wohl nach Grönland, Irland, Russland und bis nach Griechenland und Byzanz: Überall, wo es Spuren der Wikinger gibt, fand man auch Runenzeichen.
    Archäologische Funde setzen heute den Ursprung der Runen in Norditalien an. Die Ähnlichkeit zum lateinischen Alphabet – und damit auch unserer modernen Schrift! –, ihre Ausrichtung und Form ist sehr groß. Beide Schriften gehen wohl aufs Etruskische zurück. Das Futhark lässt sich aus linguistischer und phonetischer Sicht auf etwa 200 v.u.Z. ansetzen. In dieser Zeit, als die nordischen Völker die Schriftzeichen übernahmen und sie zu ihrem System umformten, gaben sie den Zeichen Namen, die sich auf Aspekte ihres täglichen Lebens bezogen. Dadurch transformierten sie die einfachen Piktogramme in ein magisches Alphabet, das zur Magie und Weissagung benutzt werden konnte.
    Verborgene Symbolik in jedem Zeichen
    Ein wesentlicher Unterschied der Runen zum lateinischen Alphabet ist daher die Bedeutung der einzelnen Zeichen. Jede Rune hat nicht nur ihren phonetischen Wert (den man für die Schrift braucht), sondern eine verborgenen Symbolik. So steht z.B. die Rune Fehu nicht nur für den Konsonanten F, sondern gleichzeitig auch für das Wort Vieh. An dieser Symbolik wird die magische und weissagende Beziehung festgemacht. Denn Fehu steht im übertragenen Sinne auch für Reichtum (als wohlhabend galt, wer Vieh besaß). Runen waren also nicht nur Kommunikationsmittel, sondern galten als Gabe der Götter. Das zeigt auch die Inschrift des Runentextes auf dem Stein von Noleby um 600 u.Z. – dort heißt es: ...eine rune male ich, eine von den Göttern stammende...
    Runen im Alltagsleben – bis die Kirche einschritt
    Manche Formen der Runen blieben bis ins 17. Jahrhundert im Gebrauch. Bis zu dieser Zeit standen sie auf fast vielen alltäglichen Gegenständen, vor allem Münzen und Särgen. In einigen Fällen wurden Runenzeichen sogar durch die Kirche geduldet. Selbst das normale Volk kannte einfache Runensprüche, und Runen wurden bei bestimmten Fragen zur Hilfe gezogen. Erst im Jahre 1639 verbot die Kirche jedwede magische Kunst und damit auch das Futhark , um „das Böse aus Europa zu treiben“. Das

Weitere Kostenlose Bücher