Magie der Worte
Wissen um die Runen und ihre Bedeutung ging verloren und wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts wieder entdeckt, leider auch – in der völkischen Bewegung des Nationalsozialismus – missbraucht. Erst lange nach dem zweiten Weltkrieg, mit Beginn der Wiederentdeckung der Esoterik gab und gibt es eine zweite Wiederauferstehung der Runen.
Germanischer Runenzauber
Runenzauber, wie ihn die Germanen verstanden, beruht auf der Vorstellung, dass ein geschriebenes Wort magische Energien in Kraft umsetzen kann. Liebesbeschwörungen wurden z.B. in Knochen geritzt und anschließend im Meer versenkt. Um die Zeitenwende – etwa von 200 v.u.Z. bis 500 u.Z. – war Runenziehen eine sehr bekannte und weit verbreitete Wahrsagemethode. Ursprünglich war es Runenmeistern vorbehalten, unter denen es auch Frauen gab. Eine Sage über Erik den Roten (aus dem 13. Jahrhundert) zeichnet uns die anschauliche Beschreibung einer Runenmeisterin: „Sie trug einen Mantel, der mit Steinen gesäumt war. Über dem Kopf und Hals eine Kapuze, gefüttert mit weißem Katzenfell. In der Hand trug sie einen Stab mit einem Knauf. An einem Gürtel, der das lange Gewand zusammenhielt, hing der Zauberbeutel.“ Die Runenmeisterinnen schüttelten diesen weichen Lederbeutel und verstreuten die Steine auf der Erde. Die Steine, deren Schriftseite oben war, wurden gedeutet.
Orakelsystem und Schutzsymbol
Vom römischen Historiker Tacitus (55-120 u.Z.) ist überliefert, wie die Runen bei den Germanen befragt wurden: „... Das herkömmliche Verfahren beim Losorakel ist einfach: Sie hauen von einem fruchttragendem Baum einen Zweig ab, zerschneiden ihn zu Stäbchen, versehen diese mit unterschiedlichen Zeichen und streuen sie dann planlos und wie der Zufall es will über ein weißes Tuch. Danach betet bei einer Befragung in öffentlicher Sache der Stammespriester, bei einem persönlichen Anliegen das Familienoberhaupt selber zu den Göttern und hebt, den Blick zum Himmel gerichtet, dreimal ein Stäbchen auf und deutet sie dann gemäß dem vorher eingekerbten Zeichen.”
Schon vor weitaus mehr als 2000 Jahren dienten also die Runenzeichen, die Winkelhaken gleichen und in Kieselsteine und Holzstückchen eingeritzt wurden, als Talisman und zur Weissagung. Zudem schützten und führten sie all jene, die ihre Weisheit suchten. Selbst wenn sich aus den ursprünglichen Runensymbolen die Buchstaben des ersten germanischen Alphabets entwickelten und so eine sehr praktische Anwendung fanden – ihre okkulte Bedeutung haben die Runen niemals verloren:
Früher malte man sie auf Häuser, um das Böse abzuwehren.
Krieger ritzten sie in die Griffe ihrer Schwerter ein, um stark im Kampf zu sein.
Hebammen zeichneten sie auf die Handflächen gebärender Frauen, um die Gesundheit von Mutter und Kind zu gewährleisten.
Schamanen benutzten sie, um mit den Toten zu kommunizieren.
Wahrsager und weise Frauen reisten von Stadt zu Stadt und lasen die Zukunft aus den in Holz eingeritzten Symbolen.
Wie in römischer und noch älterer Zeit warf man beim Weissagen die Runen auf ein weißes Tuch, um sie nach festgelegten Regeln zu deuten. Danach geriet diese Kunst in Vergessenheit. Wohl auch deshalb, weil die Deutung des Orakels als Hexerei galt, und diese von der Kirche verboten und verfolgt wurde. Erst im frühen 20. Jahrhundert wurde die Tradition des Runenlesens von deutschen Mystikern und Magiern wieder entdeckt. Heutzutage glaubt man erneut daran, dass die Runen durchaus Symbole für die Deutung der Zukunft sind. Ähnlich wie Tarotkarten gibt es Runenkarten; man verwendet zum Orakel aber vor allem Runensteine.
Runen als Entscheidungshelfer
Für viele Menschen stehen die Runen auf einer Stufe mit so altbekannten Weissagungsmethoden wie I Ging und Tarot. Man kann Runen in Esoterikläden und sogar im Buchhandel kaufen; Sie können dort meist ein ganzes Runenset bekommen. Solch ein Set besteht aus 25 Steinen und einem Buch, in dem die Symbole genau erklärt werden. Man sollte keine künstlichen Materialien wie Kunststoff verwenden. Der Grund: Aus vorchristlicher Sicht waren die Erde und alles mit ihr Geschaffene lebendige Wesen. Plastik jedoch ist kein lebendes Material.
Runen selbst herstellen
Runenkundige empfehlen sowieso, eigene Runen herzustellen. Erst dadurch entsteht eine größere Bindung zu den Runen, und Sie können bei der magischen Arbeit ein besseres Gespür dafür entwickeln, was die Symbole Ihnen sagen wollen. Es ist nicht schwer, eigene Runen zu machen:
Man kann die
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