Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
der einen der Eindringlinge ins Meer geworfen hatte. Er hatte an den Ästen geschaukelt und war von dort aus auf den Balkon gesprungen. Wenn seine Mutter so große Schmerzen gehabt hatte, dass er ihr Stöhnen und Wimmern nicht mehr ertragen konnte, dann war er durch eben dieses Küchenfenster
gekrochen und hatte im Hausinnern Zuflucht gesucht. Er hatte dem Gelächter der Drakes gelauscht und stumm gebetet, er möge eines Tages dazugehören.
Er hatte sich immer eine Familie gewünscht und jetzt hatte er eine, wenn sie auch noch so merkwürdig war. Er musste eine Möglichkeit finden, für ihrer aller Sicherheit zu sorgen. Als er gesehen hatte, dass Hannah eine Reisetasche packte, hatte er das im ersten Moment für eine gute Idee gehalten. Er hatte geglaubt, wenn er sie von den anderen isolierte, würde er das Risiko verringern, dass eine ihrer Schwestern versehentlich etwas abkriegte. Aber nachdem er gesehen hatte, wozu das Haus in der Lage war, hatte er es sich anders überlegt. Solange sie dort drinnen war, würde niemand an sie herankommen können.
Der Nebel war zurückgekehrt, dicht und grau und feucht. Er hüllte das Haus und das Gelände ein und legte sich auf die Schnellstraße, dämpfte jedes Geräusch und nahm die Sicht. Dennoch wusste Jonas, dass er nicht allein war. Er stieß einen leisen Pfiff aus, der sich durch die Nacht schnitt. Er war nicht im Mindesten erstaunt, als er den Pfiff vernahm, der ihm antwortete. Langsam stieg er den Hügel hinunter, bis er Jackson sah.
»Das war ja teuflisch gut, was die da abgezogen haben«, begrüßte ihn Jackson.
»Du hast es gesehen? Ich dachte, ich hätte vielleicht halluziniert. « Jonas wischte sich die Stirn trocken und schüttelte den Kopf. »Ich frage mich ernsthaft, worauf ich mich da eigentlich einlasse.«
Jackson zog die Augenbrauen unmerklich hoch. »Darauf hast du dich schon vor langer Zeit eingelassen.«
»Das ist wahr. Trotzdem ist es scheußlich zuzuschauen, wie ein Haus einen Mann verschluckt und ihn dann wieder ausspuckt. «
»In dem Punkt muss ich dir zustimmen.« Jackson lugte
durch die Nebelfetzen, um einen Blick auf die Wände zu erhaschen, auf denen sich Hand- und Fußabdrücke ins Holz gebrannt hatten. »Meinst du, wir können das als Beweis vorlegen? Wir könnten die Stellen mit den Abdrücken rausschneiden.«
Jonas schnaubte. » Von mir aus kannst du gern versuchen, was aus dem Haus rauszusägen, aber ich persönlich denke im Traum nicht daran, mich ihm mit etwas zu nähern, das auch nur die entfernteste Ähnlichkeit mit einer Waffe hat.«
»Hast du Feinde bei der Spurensicherung?«
Jonas grinste ihn an. »Jackson, du bist ein ganz gemeiner Kerl.«
»Tja, man tut eben, was man kann.« Er warf einen Blick auf Jonas. »Kommt Hannah einigermaßen damit zurecht?«
»Das wird noch ein Weilchen dauern. Sie fürchtet sich und sie ist besorgt um ihre Schwestern. Jackson, du warst im Krankenhaus, als die Ehefrau versucht hat, Hannah die tödliche Spritze zu geben. Hast du etwas gefühlt? Konntest du erkennen, ob sie in irgendeiner Weise unter Zwang gehandelt hat?«
»Du fragst mich, ob es sein könnte, dass Prakenskij den Angriff gelenkt haben könnte.«
»Ich mag den Kerl. Ich weiß selbst nicht, warum. Er ist ein Mörder. Ich kann es in seinen Augen sehen, aber ich mag ihn und das leuchtet mir nicht ein. Ich habe Probleme mit Dingen, die mir nicht einleuchten.«
Jackson sah ihn wieder an, und diesmal zog Jonas es vor, seinen Blick nicht zu deuten.
Das erste Tageslicht zeichnete sich am Himmel ab und verwandelte die Dunkelheit der Nacht in ein zarteres Anthrazit. Dunst kroch weiterhin vom Meer heran, lange, knochige Nebelfinger, die sich über dem Wasser und dem Land ausbreiteten und sich landeinwärts bewegten. Die Männer näherten sich vorsichtig der Hauswand und sahen sich vor jedem Schritt eingehend den Boden an, auf den sie traten. In der Nähe des Hauses war nicht ein einziger Spalt im Boden zu sehen. Die
Balkone wirkten intakt und sehr stabil. Von Blutspritzern keine Spur. Tatsächlich wirkte alles unberührt, mit Ausnahme der geschwärzten Abdrücke von Händen und Stiefeln, die sich in die Hauswand gebrannt hatten.
»Hast du eine Kamera?«, fragte Jackson. »Wir könnten ein paar Bilder machen und vielleicht sogar ein oder zwei Abdrücke nehmen, wenn wir Glück haben.«
Jonas schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich wären auf den Fotos zahllose Geister zu sehen und das würde ich nicht verkraften. Ich würde
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