Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
Er drehte den Schlüssel noch einmal im Schloss und der Motor gab wieder dasselbe Geräusch von sich und sprang nicht an.
Jonas griff ungeduldig nach dem Schlüssel, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Sämtliche Alarmglocken schrillten in seinem Kopf und sein Magen verknotete sich. Er war innerlich zu sehr mit Hannah beschäftigt gewesen, um sich darauf zu konzentrieren. Jacksons Pick-up war immer, aber auch wirklich immer , tipptopp in Form.
Hannah zog die Stirn in Falten, denn die Stille, die plötzlich herrschte, ließ ihre natürlichen Warnsysteme anspringen. »Was ist los, Jonas?«
Er streckte den Arm aus und ließ Hannahs Gurt aufschnappen. »Steig aus, Hannah. Beeil dich, verdammt noch mal.«
Sie reagierte auf die Eindringlichkeit, die sie aus seiner Stimme heraushörte, und legte ihre Hand sofort auf den Türgriff
»Lauf zu den Bäumen, fort vom Haus. Du musst rennen, so schnell du kannst, Baby. Ich werde direkt hinter dir sein.«
Hannah schlüpfte zur Tür hinaus. »Sag mir, was los ist.«
»In dem Pick-up ist eine Bombe.« Seine Stimme war ruhig, doch in seinen Augen stand Grausamkeit. » Verdammt noch mal, verschwinde, Hannah – und zwar sofort.«
19.
H annah stellte keine weiteren Fragen. Sie rannte fort vom Haus und zu den Bäumen am hinteren Ende des Grundstücks. Sie konnte das Blut in ihren Ohren rauschen hören und warf einen Blick über ihre Schulter, um sich zu vergewissern, dass Jonas mitkam. Er war direkt hinter ihr und achtete darauf, seinen Körper schützend zwischen sie und den Pick-up zu bringen.
Hannah rannte, bis ihre Lunge brannte und ihre Beine schmerzten und sie auf dem unebenen Untergrund stolperte. Sie fühlte die Explosion, bevor sie den Knall hörte und die gewaltige Erschütterung sie beide vom Boden hob und durch die Luft schleuderte. Sie landete so hart, dass es ihr den Atem verschlug. Ihr Körper hatte Kratzer und Prellungen davongetragen und die Welt verstummte, als ihre Ohren gegen den unerträglichen Krach protestierten.
Um sie herum erhob sich der Wind und Blätter und kleine Zweige wirbelten gemeinsam mit den Trümmern des Pick-ups durch die Luft. Orangerote Flammen brannten lichterloh und vermengten sich mit schwarzem Rauch, der in Schwaden zum Himmel aufstieg. Geschwärzte Bestandteile des Pick-ups waren auf der weitläufigen Rasenfläche verstreut, die zu den Bäumen hinunterführte, und in den Sträuchern nahe den Stufen vor dem Haus lag eine Tür.
Außer sich vor Sorge kroch sie zu Jonas, der nicht weit von ihr lag. Jonas! Sie sprach seinen Namen nicht laut aus, denn
das wäre zwecklos gewesen, bevor sich ihre Ohren wieder von dem schrecklichen Knall erholt hatten. Einen Moment lang glaubte sie, er sei tot, und ihr Herz wäre fast stehen geblieben. Er lag still da und sein bleiches Gesicht und seine Brust bewegten sich nicht. Ihre Welt stürzte um sie herum ein und sie ließ sich neben ihm auf den Boden sinken und eine zitternde Hand über seine Haut gleiten, um seinen Puls zu finden. O Gott, bitte, Jonas, sei am Leben. Sie hätte es gewusst, wenn er tot gewesen wäre, da war sie sich ganz sicher, und doch schrie ihr Inneres laut auf und stellte seine Schreie erst ein, als sie seinen Puls gefunden hatte.
Er schnappte keuchend nach Luft und riss die Augen auf, hob die Hände, hielt ihr Handgelenk wie in einem Schraubstock fest und zog die Waffe aus seinem Schulterhalfter. Sein Gesicht war grimmig, seine Augen grausam. Hannahs Herzschlag setzte aus, als die Mündung der Waffe sich auf sie richtete. Sein Blick fand ihr Gesicht und er beruhigte sich merklich. Dann ließ er seine Hände über sie gleiten und tastete sie nach Verletzungen ab.
Mir fehlt nichts , versicherte sie ihm. Was ist mit dir?
Alles in Ordnung. Er blickte auf das gewaltige Inferno. Jacksons Pick-up ist verschmort. Er setzte sich auf, sah sich wachsam um und wies wieder auf die Bäume. Hier sind wir schutzlos ausgeliefert.
Meine Schwestern wissen bestimmt schon, was los ist. Sie werden Hilfe schicken. Um sie herum wehte der Wind bereits kräftiger. Ein Surren in ihrem Kopf wurde lauter. Etwas flog mit einem zornigen Summen an ihrem Ohr vorbei.
Jonas packte sie unsanft und rollte sie im Gras herum, das vom Tau benetzt war. Sie rollten noch ein Stück den Hang hinunter und dann zog er sie auf die Füße. »Lauf los, verdammt noch mal, im Zickzack, und sieh zu, dass du zwischen den Bäumen Deckung findest.«
Er zielte in die Richtung, aus der der Schuss gekommen
war, und feuerte.
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