Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
der Wand hinabgleiten, bis sie auf dem Boden saß, verschränkte die Arme vor den Brüsten und zog die Knie an. Es war ihre Schuld. Jemand hatte versucht, Jonas zu töten, und der arme Jackson hatte es versehentlich abgekriegt. Alles, was ihm zugestoßen war, war ihretwegen geschehen. Aber warum nur? Sie verstand nicht, was sie getan haben könnte, um sie so sehr zu hassen. Ihre Schwestern waren in Gefahr und das galt auch für Jackson und Jonas. Sie schloss die Augen, um ihre brennenden Tränen zurückzuhalten.
Jonas warf einen Blick auf ihr bleiches Gesicht und kniete sich sofort neben sie. »Es ist alles in Ordnung, Baby. Es wird alles wieder gut werden. Jackson fehlt so gut wie gar nichts.«
Sie schüttelte den Kopf und wiegte sich. » Wohin kann ich bloß gehen, wenn ich nicht riskieren will, dass Menschen, die
ich liebe, verletzt werden?« In ihren Augen standen Kummer und Schock, als sie zu ihm aufblickte. » Wer könnte mich so sehr hassen, dass man nicht nur mich zerstören will, sondern alle, die ich liebe? Was könnte ich bloß getan haben, wenn das die Folge ist?«
Jonas hatte Menschen gesehen, die Verbrechen zum Opfer gefallen waren, Hunderte von ihnen. Er hatte sie getröstet und beschwichtigt, er hatte gute Nachrichten und schlechte Nachrichten überbracht, aber er war nie persönlich betroffen gewesen. Hannahs Gefühle schnürten ihm die Luft ab und er fühlte sich hilflos und verspürte eine rasende Wut. »Nichts, Hannah. Du hast überhaupt nichts getan. Menschen, die einen solchen Irrsinn begehen, sind geisteskrank. Eine Kränkung kann man sich auch einbilden. Es hat nicht wirklich etwas mit dir zu tun. Es hat ausschließlich mit diesen Personen und ihrem zwanghaften egozentrischen Hass zu tun, einem verzehrenden destruktiven Gefühl, das sich über alles andere hinwegsetzt. Es ist niemand, den du kennst. Jemand, der dich kennt, könnte dir niemals so etwas antun.«
»Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Aber ich weiß es, Liebling. Ich werde Folgendes tun. Ich bringe dich jetzt wieder nach Hause …«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich will nicht, dass sie meinen Schwestern etwas antun.«
Jonas nahm ihr Gesicht in seine großen Hände. »Baby, du kannst im Moment nicht klar denken. Euer Haus verspeist Menschen als einen kleinen Imbiss zwischendurch. Eure Bäume werfen sie ins Meer. Eure Balkone erwachen zum Leben und eure Fenster reparieren sich selbst. Du und deine Schwestern, ihr seid verflucht sicher in diesem Haus, das ich, nebenbei bemerkt, nie mehr so sehen werde, wie ich es früher gesehen habe.«
Sie brachte beinah ein Lächeln zustande, als sie ihm erlaubte, sie auf die Füße zu ziehen. » Also gut. Ich gehe nach
Hause, aber du solltest besser auch im Haus bleiben. Es ist mein Ernst, Jonas. Wer auch immer dahintersteckt – man versucht jetzt offenbar, dich umzubringen.«
Er sah sich um und fand seine und ihre Schuhe im Wohnzimmer. Er reichte Hannah ihre Sandalen. Sie errötete, als sie ihren Rock, ihre Bluse und ihren Mantel direkt neben der Haustür fand.
»Weit sind wir nicht gekommen, stimmt’s?«
Er grinste sie an. »Das war die bisher beste Nacht meines Lebens, Hannah. Das habe ich dir zu verdanken.« Er beugte sich vor, küsste sie und zog seine Schuhe an. »Lass uns von hier verschwinden. Lass mich vorausgehen, nur für alle Fälle. Steig sofort in den Pick-up.«
Sie nickte und überließ ihm den Vortritt. Er blieb lange genug stehen, um die Tür hinter sich abzuschließen. Dann eilte er zu dem Pick-up und suchte mit seinen Blicken die nähere Umgebung systematisch nach etwas Verdächtigem ab.
Hannah stieg in den Pick-up, schnallte sich an und trommelte besorgt mit den Fingern auf den Sitz, während er den Schlüssel ins Zündschloss steckte.
Jonas griff nach ihrer Hand und ließ seine Finger zärtlich darübergleiten, bevor er sie an seine Lippen führte. »Es wird - alles wieder gut werden, Baby. Lange kann es nicht mehr dauern, bis wir dahinterkommen, was hier los ist.« Er knabberte an ihren Fingerspitzen und drehte den Schlüssel im Zündschloss.
Der Motor jaulte auf, aber er weigerte sich anzuspringen. Jonas fluchte tonlos.
»Vielleicht sollten wir mit Abbey reden. Sie hasst es, ihre Gaben einzusetzen, aber sie kann die Wahrheit herausfinden«, sagte Hannah zögernd.
»Ich glaube nicht, dass wir schon jemanden haben, den sie verhören könnte.« Etwas bereitete ihm Sorgen, aber er bekam es nicht zu fassen. Er wünschte, er hätte sich daran erinnern
können.
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