Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
ihn im Klaren war. Aber da sie sich dessen nicht hundertprozentig sicher sein konnte, flüchtete sie lieber in die Küche. »Ich habe dir etwas gekocht.«
»Aber du isst nichts.« Er brachte die Behauptung schroff und anklagend vor.
Sie holte Atem und ging direkt auf den Herd zu, um den Teekessel aufzusetzen. Jonas blieb mitten im Raum stehen und sie konnte seinen durchdringenden Blick fühlen. Er verlangte eine Antwort von ihr. »Ich habe eine Modenschau, Jonas.«
Er murmelte leise eine gehässige Bemerkung vor sich hin und sie zuckte steif zusammen. »Nicht noch einmal alles von
vorn, Jonas. Ich bin Model. Ich habe einen Auftrag. Ob es dir passt oder nicht, aber das ist mein Job, und wenn ich einen Auftrag zusage, halte ich mein Wort.«
»Mir braucht es nicht zu passen, Hannah, da hast du vollkommen Recht, aber wenn man bedenkt, was dieser Job dir abverlangt, dann sollte er dir wenigstens Spaß machen, und das tut er nicht. Spar dir die Mühe, mich zu belügen. In meinem Beruf habe ich täglich mit Lügnern zu tun und jedes Kind lügt besser als du.«
Sie wedelte mit einer Hand in Richtung Herd, weil sie zu erschöpft war, um sich mit ihm zu streiten und gleichzeitig Tee zu kochen, obwohl dieses kleine Ritual sie oft beschwichtigte. Die Flamme ging an und im nächsten Moment pfiff der Teekessel. Sie nahm ihn vom Herd und goss Wasser in eine Teekanne. Dabei kniff sie die Lippen zusammen, um ihn nicht fortzuschicken. Sie wollte nicht, dass er fortging. Sie wollte, dass er ruhig dasaß, Tee mit ihr trank und mit ihr redete. Nein, sie wollte es nicht nur, sie brauchte es. Bevor sie fortging, musste sie sich vergewissern, dass ihm nichts fehlte.
Sie warf einen verstohlenen Blick auf ihn. Er sah ein wenig blass aus und er wirkte müde. Tiefe Falten hatten sich in sein Gesicht gegraben, aber ansonsten wirkte er unverwüstlich. Das war Jonas. Standhaft wie ein Fels in der Brandung. Er brauchte niemanden und am allerwenigsten sie. Für ihn war sie nur ein Zeitvertreib und sonst gar nichts. Das hatte er schon immer deutlich klargestellt. Er hingegen war für sie immer ein beständiger, sicherer Anker gewesen, auf den sie sich verlassen konnte.
»Du kannst es einfach nicht lassen, die Barbie-Puppe zu spielen, stimmt’s?«, sagte er verbittert.
» Warum musst du das tun, Jonas?« Sie drehte sich zu ihm um und in ihren Augen fochten Zorn und Verletztheit miteinander. »Ich habe mich nie darüber lustig gemacht, dass du Sheriff bist. Das könnte ich nämlich durchaus. Du bist herrisch
und arrogant und du bildest dir ein, du könntest allen Vorschriften machen. Mir gefällt nicht, dass du dein Leben in Gefahr bringst, aber du tust es trotzdem und ich bitte dich nie, es bleiben zu lassen.« Sie hatte es tatsächlich nie getan. Ihre Schwestern hatten ihn darum gebeten, doch sie war stumm geblieben und hatte gebetet, er würde es ihnen versprechen. Sie hatte ihn, ganz gleich, welche Wahl er traf, unterstützt. »Ich verstehe, dass du so bist und so bleiben wirst. Warum kannst du mir nicht dieselbe Gefälligkeit erweisen?«
»Du willst, dass es mir recht ist, wenn du deinen Körper jedem Irren auf Erden vorführst? Da kannst du lange warten, Schätzchen. Du bist umwerfend und du weißt es. Niemand sieht so aus wie du, und dein Gesicht und deinen Körper erkennt man überall, jeder erkennt dich. Ich glaube, es gibt keinen Menschen auf Erden, der dein Gesicht nicht kennt. Du sprichst von Gefahren. Ich riskiere mein Leben, um anderen Menschen zu helfen. Du riskierst deines, damit jeder sehen kann, wie unverschämt gut du aussiehst.«
»Ist dir noch nie aufgegangen, wie unglaublich egoistisch du sein kannst, Jonas?« Sie wirbelte zu ihm herum und lehnte sich mit dem Rücken an die Anrichte. Die Wut, die in ihr aufstieg, schockierte sie. Sie hatte das Verlangen, ihn zu ohrfeigen.
Aus der Nähe überraschte sie seine Größe jedes Mal von neuem. Seine Proportionen waren so perfekt, dass ihr nicht immer auffiel, wie groß er war, aber wenn er so dicht vor ihr stand, wirkten seine breiten Schultern und sein Brustkorb einschüchternd.
Er kam noch näher, presste seinen Körper an sie, hielt sie gefangen und wärmte sie mit seiner Glut. » Wieso ist es selbstsüchtig, wenn ich dir ein paar Wahrheiten sage, Hannah?«
»Scher dich zum Teufel, Jonas.«
»Der soll lieber dich holen, Schätzchen.«
Sie holte tief Atem und stieß die Luft zischend durch ihre Zähne aus. »Vermutlich habe ich schon immer gewusst, dass
du keine hohe
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