Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
Meinung von mir hast, aber mir war nicht klar, wie sehr du verabscheust, wer ich bin.« Sie machte sich auf das Ende gefasst, das Ende ihrer Träume. »Ich möchte, dass du jetzt gehst. Und ich bitte dich zu respektieren, dass ich dich eine Zeit lang nicht sehen möchte, Jonas. Ich weiß, dass du zur Familie …«
»Halt den Mund, Hannah. Verdammt noch mal, halt den Mund.«
Sie blickte schockiert zu ihm auf, verblüfft über die blanke Wut in seiner Stimme … und das rohe Verlangen, das seine Züge verfinsterte und tief in sein Gesicht gemeißelt war. Jonas schlang seine Arme um ihre Taille und riss sie an sich.
»Glaubst du etwa, ich wollte nicht fortgehen?« Er schüttelte sie. »Du weißt ganz genau, dass ich es nicht kann. Ohne dich kann ich nicht atmen. Ich könnte dich selbst dann nicht verlassen, wenn ich es versuchen würde. Ich habe akzeptiert, dass du mich mit deinen verfluchten Zauberkünsten verhext hast und dass ich verloren bin – ich werde immer verloren sein. Und wenn ich manchmal wütend auf dich bin, weil du dich vor aller Welt ausziehst, dann wirst du dich eben damit abfinden müssen.«
Im ersten Moment konnte sie weder denken noch atmen. Er hatte sie gerade in einem unvorstellbaren Maß beleidigt, aber gleichzeitig …
» Was soll das heißen, Jonas? Willst du mich etwa davon überzeugen, dass du dich für mich als Frau interessierst?« Sie tastete hinter ihrem Rücken nach der Kante der Anrichte, weil sie so schockiert war, dass sie fürchtete, sie könnte ohnmächtig werden. Sie hatte ein grässliches Rauschen in den Ohren und der Atem stockte in ihrer Lunge. Ihr Herzschlag beschleunigte sich zu einem Rasen, als wollte ihr Herz ihren Brustkorb sprengen. Sie begann unkontrolliert zu zittern, bis sie von Kopf bis Fuß bebte. Ihre Zehen und Fingerspitzen prickelten, als sie keuchte und erstickt nach Luft schnappte.
» Verdammt noch mal«, murmelte Jonas. Dann sagte er laut und gebieterisch: »Atme, Hannah.«
»Meine Schwestern«, krächzte sie.
»Die sind nicht hier, Schätzchen, aber ich bin da und ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert. Du weißt doch, dass ich für dich durchs Feuer gehen würde.« Jonas stieß ihren Kopf nach unten. »Du hast nichts weiter als eine Panikattacke, Schätzchen, nicht der Rede wert, die hattest du doch schon öfter. Entspanne dich einfach und atme tief durch. Und jetzt zählst du schön brav, wie du es sonst auch tust, wenn dich die Panik packt.«
Woher wusste er das? Ihr Herz schlug noch schneller. Ihre Schwestern hatten ihr jahrelang geholfen, dieses Leiden zu verheimlichen, doch jetzt bekam sie ausgerechnet in Gegenwart von Jonas, dem Menschen, vor dem sie es mit allen Mitteln geheim halten wollte, eine ausgewachsene Panikattacke. Und er wusste Bescheid. Er kannte sogar die kleinen Tricks, die sie einsetzte, um die Angst zu überwinden.
Hannah ließ sich auf den Fußboden sinken, mit dem Rücken an die Anrichte gelehnt, zog die Knie an, schloss die Augen und zwang sich, gegen das Grauen anzukämpfen. Sie versuchte, Jonas mit einer Handbewegung zu verscheuchen, denn sie wollte, dass er ging und ihre Demütigung nicht miterlebte. Es war erniedrigend, dass sie ein solcher Feigling war. Es gab keinen Grund für diese unbeschreibliche Furcht – und doch befiel sie die Panik immer wieder von neuem.
Jonas setzte sich neben sie auf den Fußboden, zog ebenfalls die Beine an und lehnte seine Schulter an ihre. Mit sanften Fingern strich er ihr die dichte Lockenmähne aus dem Gesicht. »Das hat dir also in der Schule zu schaffen gemacht, stimmt’s? Jahrelang dachten alle, du seist schrecklich eingebildet, und in Wirklichkeit wolltest du nur deine Panikattacken geheim halten.«
Seine Finger glitten über ihren Nacken, so kräftig und so
selbstsicher. Typisch Jonas. Die bedächtige Massage lenkte sie ab, wie nichts anderes es vermocht hätte. Sie lehnte ihren Kopf an die Anrichte und ließ seine Finger ihren Zauber wirken.
»B-b-begonnen hat es am ersten T-t-tag im Kindergarten.« Sie brachte die Worte stammelnd hervor. Nichts war ihr so sehr verhasst wie ihr Stottern. »I-ich wollte nicht hingehen. Ich hätte noch zw-wei Jahre zu Hause bleiben können, aber M-mom und Dad fanden, ich sollte möglichst bald die Vorschule besuchen, weil ich schon lesen und rechnen konnte wie die Kinder in der vierten Klasse. Deshalb haben sie darauf bestanden.«
Ihre Stimme war so leise, dass er die Ohren spitzen musste, um sie zu hören. Er verkniff sich seinen ersten
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