Magie
sollten sie nicht ihrerseits uns angreifen?«
»Sind sie auf Rache aus?« Asara klang jetzt wütend.
»Wahrscheinlich, aber ich bezweifle, dass das ihr einziger Beweggrund ist. Unsere Niederlage hat ihnen Zuversicht gegeben.« Er hielt inne. »Vielleicht ein wenig zu viel.«
»Wenn sie verlieren, kann uns nichts daran hindern, nach Kyralia zurückzukehren«, bemerkte Dachido mit einem Anflug von Erregung in der Stimme.
Takado drehte sich zu seinem Freund um und lächelte. »Das ist wahr.«
Asara, die beide musterte, wurde nachdenklich. »Also warten wir hier, bis sie vorbeigezogen sind, dann kehren wir zurück und übernehmen Kyralia?«
Takado runzelte die Stirn. »Und in der Zwischenzeit übernehmen sie Sachaka. Nein. Wir können unser Heimatland nicht im Stich lassen.«
»Es besteht doch gewiss keine Gefahr, dass die Kyralier Erfolg haben werden«, meinte Asara.
»Wenn wir Kaiser Vochira warnen, dass eine Armee naht …«, begann Dachido. »Wenn wir beim Kampf helfen...«
»Dann wird er vielleicht vergessen, dass wir ihn eigentlich erst in diesen Schlamassel gebracht haben?«, fragte Asara. Als Takado sie stirnrunzelnd ansah, schüttelte sie den Kopf. »Ich denke, er wird uns zuerst töten und später die Wahrheit unserer Warnung entdecken.« Sie schaute auf die Armee hinab und seufzte. »Aber ich kann vor dem hier nicht weglaufen. Ich kann unser Volk nicht im Stich lassen. Wir müssen sie warnen.«
Dachido nickte. »Das ist das Mindeste.«
Beide wandten sich Takado zu, der nickte. »Natürlich müssen wir sie warnen.« Dann lächelte er. »Und ich bin davon überzeugt, wir werden einen Weg finden, um aus alledem als Helden und Retter hervorzugehen. Wir brauchen nur lange genug am Leben zu bleiben, um dafür zu sorgen.«
Ich kann nicht glauben, dass ich in Sachaka bin, dachte Jayan wieder und wieder. Ich habe immer geglaubt, wenn ich jemals ein anderes
Land besuchen würde, dann würde es wahrscheinlich Elyne sein. Bestimmt nicht Sachaka!
Zuerst war die Pflanzendecke zu spärlich gewesen, um den Blick auf das Land unter ihnen zu versperren. Jayan hatte die Linien von Straßen verfolgt und sich eingeprägt, wo sie von anderen Straßen gekreuzt wurden oder in der Ferne verschwanden. Außerdem hatte er den Verlauf von Flüssen und den Standort von Häusern vermerkt und versucht, in Gedanken eine Karte zu erschaffen. Obwohl es Ansammlungen von Häusern gab, folgten sie nicht der vertrauten Anlage von Dörfern. Sie lagen abseits der Straße, umfriedet von Mauern.
Schließlich führte die Straße vom Pass über bewaldete Hänge hinab, ähnlich jenen auf der anderen Seite der Berge. Sie hätten geradeso gut durch Kyralia reiten können. Alles sah genauso aus, angefangen von den Baumarten bis hin zur Farbe des felsigen Bodens. Die Luft wurde stetig wärmer, bis sie so heiß war wie die heißesten Sommertage, die er in Mandryn erlebt hatte.
Als er einen Seufzer hörte, sah er zu Mikken hinüber. Der junge Mann wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. Er fing Jayans Blick auf und verzog das Gesicht.
Jayan schaute mit einem schiefen Lächeln geradeaus. Wie gut kam Tessia mit der Hitze zurecht? Sie ritt allein, wie er sah. Dakon war weiter vorne und sprach mit Narvelan. Jayan trieb sein Pferd an und holte sie ein. Sie sah ihn mit einer Falte zwischen den Brauen an.
»Wie geht es dir?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich mache mir Sorgen.«
Jayan war sofort beunruhigt. »Um Dakon? Um dich selbst?«
»Nein.« Ihre Augen wurden schmal, als sie zu den Reitern vor ihr schaute. »Um uns alle. Um die Zukunft. Um diese … diese Invasion Sachakas.«
»Du machst dir Sorgen, dass wir verlieren werden?«
»Ja. Oder dass wir siegen werden.«
Jayan lächelte, aber ihre Miene blieb ernst. »Wo liegt das Problem bei einem Sieg?«
Sie seufzte. »Sie werden uns hassen. Wir hassen sie bereits.
Wir suchen Rache, weil sie uns angegriffen haben. Dann werden sie Rache suchen, weil wir sie angegriffen haben. Es wird immer weiter und weiter gehen. Und niemals enden.«
»Sie können uns nicht aus Rache angreifen, wenn wir siegen«, bemerkte Jayan. »Dann werden wir dort das Sagen haben.«
»Sie werden rebellieren. Sie werden Möglichkeiten finden, dafür zu sorgen, dass uns die Herrschaft über sie mehr kostet, als sie uns einträgt.« Sie hielt inne. »Dakon hat mir erzählt, was die Kyralier und die Elyner beim letzten Mal getan haben, um Sachaka dazu zu bringen, uns unsere Unabhängigkeit
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