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Magie

Titel: Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan Michaela Link
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befürchten hatten. »Selbst wenn die Sachakaner siegen sollten, werden sie ebenfalls schwach sein. Die Magier in Imardin haben eine ganze Stadt, die bereit ist, ihnen Stärke zu geben. Ob diese Stärke von einigen wenigen Magiern oder von vielen genommen wird, sie wird in jedem Fall genügen, um eine Handvoll Sachakaner zurückzuschlagen.«
    »Selbst wenn diese Sachakaner die Stärke aller Sklaven hier hätten?« Sie drehte sich zu ihm um.
    Verflucht, sie hat recht. Er biss sich auf die Unterlippe. »Willst du vorschlagen, dass wir die Sklaven töten, nur für den Fall einer Niederlage?«
    »Nein!« Sie funkelte ihn an. »Wir sollten Sachaka erst gar nicht angreifen. Es ist entschuldbar, zur Verteidigung zu töten, aber zu erklären, wir seien hier, um uns gegen künftige Invasionen zu schützen, ist... man könnte alles rechtfertigen, indem man das behauptet. Es ist... falsch.«
    Jayan sah sie an. Er dachte daran, was Dakon am vergangenen Abend gesagt hatte. »Wenn wir Sachaka angreifen müssen, um Kyralia zu retten, lasst uns nicht zu Sachakanern werden.«
    Vielleicht konnte er Tessias Sorgen als die eines Menschen
abtun, dessen Moral ehrenhaft, aber unklug war. Obwohl er anderer Meinung war als sie, konnte er nicht umhin, sie für ihren Wunsch, das Richtige zu tun zu bewundern. Auch die Ansichten seines ehemaligen Meisters und Lehrers konnte er nicht so leicht abtun.
    »Strategisch gesehen sollten wir die Sklaven töten, aber wir werden es nicht tun. Wir haben den Luxus, die Dinge anders zu handhaben als die Sachakaner, weil wir den Lagerstein haben. Und unsere zivilisierteren Sitten... unsere bessere Moral... vielleicht sind sie etwas, das wir den Sachakanern geben können. Freiheit für die Sklaven und eine bessere Moral für die Magier. Das ist doch gewiss etwas, für das sich zu kämpfen lohnt?«
    Sie schaute ihn an, dann wandte sie den Blick wieder ab, das Gesicht voller Zweifel. Ob sie an seinen Worten zweifelte oder an ihrer eigenen Meinung, konnte er nicht erkennen. Sie sagte nichts, und sie ritten eine Weile in verlegenem Schweigen weiter, bis Jayan aufgab und sich zurückfallen ließ, um wieder neben Mikken herzureiten.

43
    D ie Straße nach Sachaka hatte sie zuerst steil bergab in vielen Windungen durch das kahle Gebirge geführt. Dann erreichte sie abrupt die Hügel darunter, wo sie der leichteren Route entlang der Wasserläufe in flachen Tälern folgte.
    Aber die kyralische Armee wagte sich anfangs nicht in die sanftere Landschaft vor. Sie lagerte im Schutz eines Waldes. Obwohl es später Nachmittag war, legten sich alle bis auf die erste Wache nieder, um zu schlafen. Oder um es zu versuchen, dachte Tessia mit einem Anflug von Verbitterung. Sie hatte auf
ihrer Pritsche gelegen und dem Atem der anderen Frauen gelauscht, hellwach und außerstande, sich nicht um Jayan und den Ausgang dieser Eroberung zu sorgen.
    Jetzt, als die Armee schweigend in die bevölkerten Tiefländer Sachakas vordrang, tat ihr vor Müdigkeit jeder Knochen im Leibe weh, und sie wünschte, es wäre ihr gelungen zu schlafen. Müde an Geist und Seele. Müde der Sorgen; müde des Streitens mit Jayan wegen der Dinge, die wir tun.
    Sie hatten sich noch zweimal unterhalten, einmal nachdem er sich freiwillig erboten hatte, mit der Gruppe von Magiern zu reiten, die die Gebäude erkunden würden, auf die sie entlang des Weges trafen, und dann noch einmal kurz, als sie sich der ersten Siedlung genähert hatten.
    Jetzt war er fort, zusammen mit etwa zwanzig anderen Magiern unter der Führung Narvelans; sie ritten über eine Nebenstraße auf ferne weiße Mauern zu, die im Mondlicht leuchteten.
    Was mir wahrscheinlich am meisten zu schaffen macht, ist die Tatsache, dass er recht hat, dachte sie. Aber gleichzeitig bin ich mir sicher, dass er nicht recht hat. Eine Invasion ist falsch. Sie macht uns zum Angreifer. Sie macht uns den Sachakanern ähnlicher. Raubt uns die Gewissheit, dass wir besser sind als sie.
    Andererseits weiß ich, dass wir weit Schlimmeres tun müssten, um genauso grausam und unmoralisch zu sein wie sie. Vielleicht wird der Schaden, den wir anrichten werden, durch das Gute wieder ausgeglichen. Wir könnten der Sklaverei in Sachaka für immer ein Ende bereiten.
    Aber es wird einen Preis kosten. Es wird die Art, wie wir uns selbst sehen, verändern. Wie weit sind wir bereit, uns zurückzuhalten, um das Richtige zu tun? Wenn wir dies rechtfertigen, wie viel leichter wird es dann sein, Schlimmeres zu rechtfertigen? Wenn Kyralier

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