Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
Vom Netzwerk:
was?
    Ich habe versagt.
    Er drängte den Gedanken beiseite. Gestern, vor der Perle, hatte er ihn in der kalten Nacht gelassen. Jetzt war er wieder da, hatte sich ganz heimlich und bösartig wieder eingenistet.
    Er wartete, bis die Trauerprozession an seinem Haus vorbeigezogen war, ehe er sich Mütze und Handschuhe überstreifte und von dannen eilte.
    Drückend und dunkel hingen die Wolken eines düsteren Tages über seinem Kopf. Es wirkte, als wäre es gar nicht richtig hell geworden, und obwohl der Wind blies, wehrten sich die Wolkenberge dagegen, von der Stelle zu weichen.
    Er raffte den Kragen zusammen und stapfte durch den gefrorenen Schnee.
    Nach einiger Zeit gelangte er zu den Heilenden Quellen. Je näher er Iros´ Gnade kam, desto höher und höher stiegen die Fluten in seiner Brust. Diese Schwemme trug Schuld mit sich, Verzweiflung und Traurigkeit, Angst und Ablehnung, alles so durcheinander, dass er gar nicht wusste, was er denken sollte, als er schließlich vor Alunas Zimmer stand.
    Er nahm nur wahr, wie zögerlich sich seine Finger der Klinke näherten.
    Hinfort war die Freude, die er üblicherweise verspürte, wenn er seine Frau sah.
    Kurz blitzte der Gedanke wieder auf, den er gehabt hatte, als er Laris das erste Mal erblickte: die perfekte Hülle für Alunas Seele.
    „Verflucht!“, zischte er leise, dann öffnete er die Tür.

    Kapitel 14

    Wer das Ziel nicht kennt, wird den Weg nicht finden.

    Christian Morgenstern

    Eine einzelne Kerze brannte auf dem langen Tisch. Ihre Flamme knickte nach links und rechts, dem Willen des Windes unterworfen, der durch eine undichte Stelle im Dach ins Innere des Connark fuhr. Er klang erzürnt, boshaft, und seine eisigen Klauen rüttelten an den geschlossenen Läden und entlockten den Lüstern an den Deckenbalken ein unheimliches Quietschen.
    Gerom schluckte trocken, als sein Blick nach oben zuckte. Sich bewegende Schatten, mehr erkannte man nicht, doch seine Fantasie verwandelte die sanft schwingenden Schemen in die Körper gehängter Paktierer des Alten Bundes.
    Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, und er riss den Blick los. Einmal in seinem Leben hatte er eine Hinrichtung miterlebt, damals in Vaskalan, vor mehr als zehn Jahren. Zwei Frauen und ein Mann, denen man zulasten gelegt hatte, dunkle Riten des Alten Bundes zu praktizieren. Der Winter war nah, und die Stadt wollte kein Holz vergeuden, also richtete man die Angeklagten mit dem Strick. Man gewährte ihnen keinen schnellen Tod, indem man sie von einer Erhöhung aus – ein Fass oder ein Stuhl – stieß, ein Ruck, der das Genick brach. Nein, die Scharfrichter zogen sie langsam in die Höhe, bis sie in der Luft baumelten, ihre Gesichter blau anliefen und sich in Todesqual verzerrten. Ihre Beine zuckten, die hinter dem Rücken festgebundenen Hände zappelten. Schließlich, nach einem scheinbar endlosen Kampf, erschlafften die Körper. Der Ausdruck des Todes, der sich in die Gesichter gefressen hatte, ließ Gerom bis heute nicht los.
    „Also dieser Lorgyn.“
    Tostes brummige Stimme fegte die Erinnerungen beiseite.
    Gerom blinzelte. Unwillkürlich rollte er bei dem Namen des Magiers die Finger zusammen, wie um sie zu schützen, als hätte er einen hauchfeinen Schnitt unter dem Fingernagel, in den Salz gelangt war.
    „Gerom?“
    Er seufzte. „Ja, aber wir sollten vorsichtig sein. Der ist ein anderes Pfund als die sonstigen … Kandidaten.“
    „Schon wieder diese Leier!“ Toste verschränkte die Unterarme auf dem Tisch, dass es die Tätowierungen verzog. Dann wandelte sich sein Blick, als er seine beiden Söhne anschaute, Ugdar und Rul. Ugdar war drei Jahre älter, trotzdem sahen sie fast aus wie Zwillinge: groß gewachsen, gut gebaut, beide mit kurzem Haar, Kinnbart und ausdruckslosen Augen. Sie waren die Schoßhunde ihres Vaters, gehorchten ihm aufs Wort. Hätte Toste befohlen, Gerom den Bauch aufzuschlitzen und mit seinem Gedärm an einem der Lüster aufzuhängen, hätten sie es stumpf nickend getan.
    Gerom fasste sich an den Kopf.
    Was für einen Mist denke ich mir heute eigentlich zusammen? An den Deckenbalken erhängte Tote, Tostes Söhne, gewissenlose Schlächter ohne Seele, die Hinrichtung in Vaskalan …
    „Ugdar und Rul werden das übernehmen“, erklärte Toste noch einmal. „Ein Schlag auf den Kopf, ein Knebel und zwei Seile. Nicht mehr, und auch nicht weniger.“ Ein schiefes Lächeln rutschte über sein breites Gesicht. „So wie immer.“
    So wie immer …
    Wieder krampfte sich Geroms

Weitere Kostenlose Bücher