Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
Vom Netzwerk:
Stirn. Tränen sickerten ihr aus den Augen, obwohl ihr Gesicht starr blieb, unbewegt, als flössen die Tränen eher aus Unglaube denn Trauer oder Angst.
    Sie rief etwas, aber es ging im zornigen Tosen und Brodeln der Menschenmasse unter, die wie Wellenbrandung an der Küste von links nach rechts wogte, vor und zurück, kaum im Zaum gehalten von den Soldaten, die mit quergelegten Speeren versuchten, die Absperrung vor den Scheiterhaufen aufrecht zu halten. Ihr Ruf brachte die Menge weiter zum Kochen.
    Ein Stein erwischte die Frau im Gesicht. Die Wucht schleuderte ihr den Kopf zur Seite. Sie sackte zusammen. Nur die Seile hielten ihren schlaffen Körper aufrecht am Pfahl.
    Ein Priester stellte sich – die Arme hoch erhoben – vor die Scheiterhaufen. Es war der Bärtige aus dem Tempel.
    Das Rasen der Menschen schwoll ab.
    „Gewährt ihnen keinen schnellen Tod! Sie sollen leiden für das, was sie getan haben! Nur der Schmerz kann Läuterung bringen!“
    Die Menschen hörten auf, Steine zu werfen. Stattdessen prasselten wieder Flüche und Schmährufe auf die Verurteilten ein. Zwei weitere Gottesdiener betraten den Platz. Jeder hielt eine Fackel in den Händen.
    Statt unverzüglich mit der Hinrichtung zu beginnen, warteten sie so lange, bis die Frau zu sich kam.
    Der Bärtige wandte sich an die Verurteilten.
    „Voll Barmherzigkeit biete ich euch nun die Möglichkeit, eure letzten Worte an Iros selbst zu richten, damit er euch, nachdem die Flammen euch geläutert haben, mit mehr Gnade begegnet, als es ihr verdient!“
    Gebanntes Schweigen senkte sich auf den Platz.
    Die zerstörten Lippen des Mannes öffneten sich, aber nur ein Röcheln quälte sich aus seiner Kehle.
    Die Frau indes hob den Kopf, trotzig, unbeeindruckt. Hell floss das frische Blut aus ihrer vom Stein aufgerissenen Wange über das alte, verkrustete.
    Sie schöpfte tief Atem, und irgendwo in ihrem geschundenen Körper steckte noch genug Kraft, dass ihre Stimme genauso weit trug wie die des Priesters.
    „Ich verzeihe euch!“
    Schlagartig verwandelte sich die Miene des Priesters in eine Gewitterfront. Ein knappes Nicken, und die beiden anderen hielten ihre Fackeln an den mit Reisig und Werg durchsetzten Holzstoß.
    Rauch kräuselte sich aus dem aufgeschichteten Material, und in Herzschlagschnelle leckten die ersten Flammen nach den nackten Füßen der Verurteilten.
    „Ich verzeihe euch!“, schrie die Frau erneut. „Ich verzeihe euch, weil ihr nicht versteht. Kehrt ab von eurem Glauben, sonst wird das euer aller Untergang sein!“ Ein letztes Mal schraubte sich ihre Stimme in einem schrillen Kreischen in die Höhe: „Lang lebe der Alte Bund!“
    Als höre Iros diesen Frevel, rauschten die Flammen nach oben und umschlossen die Pfähle.
    Die Menge johlte, und der Blick des Priesters saugte sich in grimmiger Genugtuung an dem grausigen Spektakel fest.
    Plötzlich wuchsen brennende, zuckende Tentakel aus dem Flammenmeer – und sie bewegten sich genau auf ihn zu, auf ihn, der immer noch entkörpert über dem Platz schwebte! Und genau jetzt konnte er sich nicht mehr bewegen. Die flammenden Fortsätze peitschten durch die Luft, wollten ihn umschließen und nach unten in das alles verzehrende Feuer reißen.
    Er schrie.

    *

    Schweißgebadet und mit rasendem Herzen schnellte Lorgyn in die Höhe. Panisch schlug er herum, wollte die brennenden Tentakel auf Abstand halten.
    Ohne Vorwarnung kippte er nach hinten. Seine Beine verhakten sich irgendwo, die Knie prallten gegen etwas Hartes. Ein lautes Scheppern. Plötzlich lag er am Boden.
    Orientierungslos griff er um sich, alles war dunkel.
    „Hilfe!“, krächzte er verwirrt, ehe er endlich einen klaren Gedanken fassen konnte: kein Feuer. Keine johlende Menge. Keine Scheiterhaufen.
    Nur ein Traum.
    Etwas streifte seinen Arm. Er fasste danach. Ein Katzenschwanz. Im nächsten Moment spürte er ein scharfes Brennen auf dem Handrücken.
    Hastig zog er die Hand zurück.
    „Das habe ich mir wohl verdient“, murmelte er und raffte sich auf. Erst jetzt bemerkte er den glühenden Punkt vor sich, der letzte Funke der Öllampe im Kampf gegen das Verlöschen.
    Er drehte an dem Rädchen, und es wurde ein wenig heller.
    Auf dem Tisch standen zwei leere Käfige.
    Vage konnte er sich an den Streit mit Aluna erinnern. Er stand auf, klappte das Buch zu und ging zur Treppe. Ein letzter Blick zurück zeigte ihm ein einen Hasen, der sich an einem der Tischbeine aufstellte und seine Krallen über das Holz schrappte. Ein dünnes

Weitere Kostenlose Bücher